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Mythor - 109 - Der Götterbote

Mythor - 109 - Der Götterbote

Titel: Mythor - 109 - Der Götterbote
Autoren: Terrid Peter
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1.
    Es erhob sich der Herr der Finsternis und sprach:
    »Gekommen ist die Zeit, da sich unsere Macht entfalten wird. Fanale werden lodern, denn die Zeit der Taten ist gekommen, Taten, die den Boden der Welt werden erbeben lassen.«
    Die Runde derer, denen er gebot, verharrte schweigend.
    »Es liegen viele Schlachten hinter uns, gewaltige Auseinandersetzungen mit unseren Feinden. Nun haben wir uns gestärkt, wir sind bereit. Neue Kämpfe stehen uns bevor.«
    In den Runden der Zuhörer war ein Murmeln zu hören.
    »An vielen Orten liegen wir im Streit mit den Mächten des Lichtes, es wird der Schlachtfelder viele geben – aber wir sind gerüstet. Der Sieg wird unausweichlich unser sein.«
    »Gorgan?«
    Mehr als dieses eine Wort wagte der Frager nicht zu äußern.
    »Gorgan ist unbedeutend, ein Schlachtfeld von vielen. Überall und allenthalben wird gekämpft, rücken unsere Streiter vor und erringen Sieg auf Sieg. Gorgan ist nebensächlich – bisher. Aber es ist denkbar, daß dort dereinst die große, alles entscheidende Schlacht geschlagen werden wird. Und wir werden siegen, daran ist kein Zweifel statthaft.«
    Der Herr der Finsternis schwieg. Es geschah nicht sehr oft, daß er seine untergebenen in die gewaltigen Pläne einweihte, die er ersonnen hatte, um den Machten des Dunkels den immerwährenden Sieg über die Lichtstreiter zu verschaffen.
    »Ich habe große Pläne«, setzte er seine Erklärung fort. »Auch mit den kleinen, unwichtigen Sterblichen von Gorgan.«
    »Mythor?«
    Der Herr der Finsternis stieß ein Lachen aus, das dumpf in den Gemütern seiner Untergebenen hallte.
    »Fürwahr, ein Günstling des Geschicks«, sagte er. »Viel hat er erreicht in der kurzen Spanne seines Lebens. Viel mehr wird er nicht erreichen – nicht wider unseren Willen.«
    »Er wird sterben?«
    »Noch nicht«,sagte Darkon.
    »Nicht in diesem Augenblick. Auch mit ihm habe ich Pläne, denen er nichts entgegenzusetzen hat.«
    »Er soll weitermachen dürfen?«
    An der Reaktion der anderen war ersichtlich, daß die Meinung des Herrn der Finsternis nicht von jedermann geteilt wurde. Darkon wußte, daß die Dämonen den Sohn des Kometen fürchteten – er war ein gefährlicher Gegner. Niemand wußte das besser als Darkon selbst – er konnte es ersehen an der Zahl der Gedanken, die er auf diesen Sterblichen verwandte, an der Geschicklichkeit, die er aufbringen mußte, um den Mann von Gorgan in ein unentwirrbares, unauflösliches Netz einzuspannen, in dem er sich fangen sollte.
    »Auch sein Schicksal wird sich erfüllen«, verhieß der Herr der Finsternis. »Er wird sein Ziel erreichen – jedenfalls wird er das glauben. Er wird sterben – oder uns auf immer verfallen, wenn er sich bewährt. Ich werde ihn zerbrechen.«
    Das Grollen in der Stimme des Herrn der Finsternis verriet denen, die ihm lauschten, was Darkon sich darunter vorstellte – ein Schicksal, das Uneingeweihte schaudern lassen mußte.
    »Und seine Gefährten?«
    »Sie werden ihn begleiten. Aber sie werden das Ende des Weges niemals erreichen. Nacheinander werden sie auf dem Pfad in die Tiefe uns zufallen wie reife Früchte.«
    Darkon stieß einen Laut der Zuversicht aus.
    »Ihr Schicksal ist besiegelt.«
*
    Fahle Nebel tanzten über kargem Land. Ein käsiger Mond, von Wolkenfetzen zerrissen, erleuchtete das Bild.
    Mythor schauderte.
    Kalt und frostig war es um ihn herum. Kein Laut war zu hören, auch nicht das Streichen des Windes, das an seinen Kleidern zerrte und ihn frösteln machte.
    Er konnte nur das Hämmern und Jagen des eigenen Herzens wahrnehmen, das leise Aufkeimen von Furcht.
    Wo befand er sich?
    Er wußte es nicht. Die Geschichte begann in diesem Augenblick, sie hatte keinen Anfang. Er war hier, an diesem Ort der Düsternis, und er wußte nicht, was er hier sollte.
    Die Hand hielt das Heft des Schwertes umklammert. In heftigen Stößen zerrte der Wind, wirbelte die Haare, ließ die Nackenhaare sich aufstellen.
    Mythor sah sich um.
    Das Auge fand keinen Halt. Nur karges Gestein, so weit der Blick reichte, übertanzt von weißen Schwaden, die sich drehten und krümmten, vom Mond zu gespenstischen Bildern beleuchtet.
    » Hallo!«
    Der Klang der eigenen Stimme schreckte ihn. Von irgendwoher kam der Laut zurückgeflogen, seltsam verändert, hohl und unheilverkündend.
    Mythor bewegte sich. Er setzte einen Fuß vor den anderen, sorgfältig nach Spalten im Boden Ausschau haltend, sich immer wieder vergewissernd, daß er allein war in diesem Land ohne Leben.
    Das
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