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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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war. Er war derart perplex, dass er Waverly fallen ließ. Sie landete hart und stöhnte.
    »Tut mir leid«, flüsterte er. Er schleppte sich zum Interkom und drückte den Rufknopf. »Öffnet das untere Schott«, sagte er mit schwacher Stimme. »Bitte.«
    Niemand antwortete.
    »Bitte«, sagte er noch einmal. »Wir sind eingesperrt.«
    »Hallo?«, ertönte da Sarek Hassans Stimme. »Waverly?«
    »Sie ist hier«, sagte Seth. »Öffne das untere Schott.«
    »Ich fasse es nicht, dass du noch am Leben bist«, sagte Sarek ungläubig.
    »Beeil dich!«, versuchte Seth zu schreien, aber schon der Versuch bereitete ihm sengende Kopfschmerzen. Wenn er jetzt und hier ohnmächtig wurde, würden sie beide sterben, und so zwang er sich dazu, tief einzuatmen, bis die dunklen Flecken vor seinen Augen verschwanden.
    »Mach dich auf einiges an Wind gefasst«, sagte Sarek.
    Das Schott glitt auf, und ein Schwall warmer Luft blies Seth ins Gesicht. Er packte Waverly am Handgelenk. Ihr Kopf schlug auf den Stufen auf, aber es gab nichts, was er dagegen tun konnte. Er musste sie einfach nur durch das Schott bekommen. Als sie es geschafft hatten, betätigte er das Interkom auf der anderen Seite. »Okay, schließen«, sagte er.
    Langsam schloss sich das Schott wieder, und der Wind wurde von einem Sturm zu einer Brise und flaute schließlich ab.
    Die Luft hier war besser. Nicht viel, aber Seth spürte dennoch, wie sein Herzschlag sich zunehmend beruhigte und sein Kopfschmerz langsam nachließ. Nach ein paar Minuten war auch ein klein wenig Farbe in Waverlys Gesicht zurückgekehrt, und sie atmete tiefer und gleichmäßiger. Erneut tätschelte er ihre Wange. »Liebling, Waverly, kannst du bitte aufwachen?«
    Sie schmatzte mit den Lippen, antwortete aber nicht.
    Er sah zu dem nächsten Schott, das rund zehn Treppenabsätze über ihnen lag. »Das ist nur ein Katzensprung«, sagte er zu sich selbst und hievte sie erneut über seine Schulter.
    Seine Muskeln schrien auf. Der Kopfschmerz kam mit voller Stärke zurück und schlug wie eine Faust gegen seinen Schädel. Bei jedem Schritt stöhnte er. Nie zuvor in seinem Leben war er derart an seine Grenzen getrieben worden, aber er wusste, was geschehen würde, wenn er aufgab. Und deshalb gab er nicht auf.
    Als schließlich das nächste Schott über ihm auftauchte, setzte er Waverly ab und donnerte erneut auf das Interkom. »Sarek? Nächstes Schott!«
    Ohne ein Wort aus Sareks Mund öffneten sich die Türen, und ein erneuter Schwall frischer, warmer Luft wehte ihm entgegen. Dieses Mal war der Wind deutlich stärker und er musste sich dagegenstemmen, während er Waverly die Stufen hinaufschleppte. Aber die Luft hier war nahezu normal, und er sog sie gierig in seine Lungen. »Schließen«, sagte er, als er sie die letzten Meter durch das Schott zog, und die Türen schlossen sich.
    Er sank auf die Stufen. Das Einzige, woran er denken konnte, war, zu atmen, ein und aus, die wundervolle Luft, voll von Sauerstoff. Sein Kopfschmerz verschwand nicht, und seine Muskeln schmerzten noch immer, aber seine Gedanken wurden klarer, und er spürte, dass er weitergehen konnte.
    Er hörte Waverly stöhnen, und als er sich aufsetzte, stellte er fest, dass sie versuchte, ihre Augen vor dem Licht abzuschirmen.
    »Waverly«, sagte er. »Bist du okay?«
    »Wie bin ich –« Sie schaute sich um, sondierte ihre Lage. »Hast du mich etwa hierher getragen? «
    »Ja«, sagte er.
    »Es tut mir leid. Ich habe es versucht.«
    »Ich weiß.« Mit zitternden Beinen rappelte er sich auf und streckte ihr eine Hand entgegen. »Komm jetzt.«
    Sie zog sich hoch, lehnte sich dann schwer atmend an das Geländer. »Wie weit ist es noch?«
    »Die Hälfte haben wir, denke ich.«
    »Okay«, sagte sie und begann, die Stufen hinaufzusteigen. Seth folgte ihr.
    Schweigend schleppten sie sich weiter, nur begleitet vom Tappen ihrer Füße und ihrem schweren Atem. Seth spürte, wie ihm sein Pulsschlag im Nacken saß; er trommelte unfassbar schnell. Seine Fingernägel waren blau, und das Innere seines Mundes fühlte sich trocken und pappig an. Waverly war unsicher auf den Beinen, und ihr Atem ging schnell und flach, aber sie schien stark genug zu sein, um weiterzugehen.
    Am nächsten Schott war der Wind, der ihnen entgegenschlug, noch stärker, und die Luft dahinter schmeckte frisch und samtig. Er saugte sie ein wie Nektar, während das Schott sich hinter ihm schloss, und Waverly lächelte ihn an.
    »Viel besser«, sagte sie.
    Seite an Seite standen sie an
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