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Die Vermessung der Frau

Die Vermessung der Frau

Titel: Die Vermessung der Frau
Autoren: Regula Stämpfli
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Was machen Sie eigentlich mit einem Joghurt in Ihrem Kühlschrank, wenn dessen Verfallsdatum überschritten ist?
    Richtig.
    Sie werfen ihn in den Müll.

    Ginge es nach den Vorstellungen von Evolutionsbiologen wie Karl Grammer oder Richard Dawkins, und Sie sind über 25 Jahre alt, dann gehörten auch Sie in den Müll. Sie haben Ihr Verfallsdatum erreicht.
    Sie haben Ihren körperlichen Zenit überschritten.
    Also bitte: Entsorgen Sie sich selbst!
    Sie finden das kalt, zynisch und abgeschmackt? Gar unmenschlich? Dann ist vielleicht noch nicht alle Hoffnung verloren, dass Sie ein Menschenleben in Würde und Selbstbestimmung führen können.
    Spüren Sie allerdings großes Verständnis für die Theorien von Grammer, Dawkins und Co. – das sind die, welche vom Menschenaffen vor allem den Affen vermessen –, dann legen Sie dieses Buch am besten sofort wieder weg. Schließlich wollen Sie Ihr Weltbild, von Figuren wie Dieter Bohlen, Heidi Klum oder Stefan Raab geprägt, nicht unbedingt durch neue Fakten gefährden!
    Wenn Sie aber schon seit einiger Zeit Zweifel hegen an dem alltäglichen Medienwahnsinn, der uns als sogenannte »Wissenschaft« aus allen Blättern, Magazinen und vom Bildschirm entgegenschreit, dann lesen Sie unbesorgt weiter. Denn Sie haben erkannt, dass vieles in punkto Frauen wie Alter, Gewicht, Körper, Kinder, Gesundheit, Alltag und Lebensweisheit so ziemlich schiefläuft.

    Wir leben heutzutage in einer Welt, in der alles vermessen wird. In einer Welt, die aus Ranglisten, Hits und »Best of« besteht. In einer Welt, die auch die allermenschlichsten Belange in Zahlen und Verhältnisse presst.
    In einer Welt, die selbst die Liebe mit den Mitteln der Mathematik erklären möchte.
    In einer Welt, in der die Gene und Hormone lauter zu uns reden als unsere Mitmenschen.
    In einer Welt, in der die Priester des neuen Zahlengottes Laborkittel tragen.

    Diese Welt ist nicht meine Welt! Ihre hoffentlich auch nicht!

    So lade ich Sie hiermit ein, sich mit mir auf eine Reise zu begeben. Eine Reise, die zunächst kritisch auf die Welt schaut, um dann den Blick für eine wunderbare, vielfältige und unvermessene Welt zu öffnen!

    Dr. Regula Stämpfli
    München, im Frühjahr 2013

Ob es sich um das Paarungsverhalten der Galapagos-Finken, die Kussfrequenz schwuler Männer, die durchschnittliche Größe eines Hagelkornes, den Slipeinlagentausch deutscher Frauen, die Wärmeabstrahlung einer Nacktmulle oder um die Mathematik der Liebe zwischen Menschen handelt, der Vermessungswahn nimmt immer absurdere Formen an.

    »Bei IQ 116 hört die Liebe auf« titelte eine große Schweizer Zeitung schon im Juli 2005: »Kluge Frauen haben’s schwer. Männer heiraten auch heute lieber die Sekretärin als die Chefin.« Abgesehen davon, dass Sekretärinnen ja durchaus kluge Frauen sein können, wurde aus dem Artikel selbstredend nicht klar, wen denn eigentlich die klugen Frauen heiraten möchten. Vermutlich die dummen Männer – faute de mieux. Dass der ganze Artikel Schrott war, ist das eine. Dass die dem Artikel zugrunde liegenden Studien auch Schrott sind, das andere. Denn solch wissenschaftliches Konstruieren einer Liebe in Zeiten der Grausamkeit ist tatsächlich ernst gemeint. Spiegel Online meint: »Eine Krankheit namens Mann« – jöh, das schwache Geschlecht braucht ein Schmerzmittel! Vielleicht reicht auch ein Spritzer Oxytocin. Das ist der Liebeswundersaft der Gegenwart – ein Hormon! An Präriewühlmäusen entwickelt, stimmt bei diesen monogamen Säugetieren die Chemie. Und was Mäuschen lernt, kann Franz wohl auch. Verschreiben wir doch bindungs- und liebesgestörten Menschen am liebsten eine Nase voll Oxytocin.
    Die Nase als Liebes- und Treuenirvana!
    Statt zur Flasche also lieber sofort zum Spray greifen, falls die Ehefrau kuscheln will. Und Steinbecks »Von Mäusen und Menschen« ist dank Präriewühlmäusen ein Liebesroman. Dafür
wird »Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins« von Milan Kundera in der Abteilung »Gesundheit und Diät« entsorgt.
    Wen kluge Frauen nun heiraten sollen, ist damit aber immer noch nicht klar. Meinen Liebsten geb ich sicher nicht mehr her. Was will ich damit sagen? Seit einigen Jahren schon versuchen uns Populärwissenschaftler eine Welt zu verkaufen, in der wir uns oft nicht mehr wirklich zurechtfinden, geschweige denn wiederfinden. Die Werte, an denen wir uns bis vor kurzem orientierten, scheinen sich in Windeseile zu verflüchtigen.

    So verkündet Bestsellerautorin Nancy Etcoff
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