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Black Sun - Thriller

Black Sun - Thriller

Titel: Black Sun - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Prolog
    Beringmeer, November 2012
     
    Der siebzehn Meter lange Trawler Orlowski Star stampfte durch eiskalte arktische Gewässer und einen tief hängenden Nebel, der kein Ende zu nehmen schien. Die See war ungewöhnlich ruhig, und es herrschte Windstille, aber mit minus 10 Grad Lufttemperatur und einer Wassertemperatur, die sich knapp über dem Gefrierpunkt hielt, waren die Bedingungen alles andere als angenehm.
    Alexander Petrow stand am Steuerrad in dem dunklen Ruderhaus; eine grimmige Atmosphäre ging von ihm aus. Das wettergegerbte Gesicht, der kahl rasierte Schädel und die zusammengebissenen Zähne ließen auf eine Last schließen, die seine breiten Schultern nur mit Mühe trugen. Er starrte in die Dunkelheit vor dem Boot, lauschte dem Rattern des starken Dieselmotors und den Eisbrocken, die gelegentlich gegen den Rumpf schlugen.
    Bisher war das Eis dünn gewesen, kleine, frei treibende Brocken, durch die sein Schiff bei halber Geschwindigkeit gleiten konnte. Doch das Packeis bildete sich rasch um diese Jahreszeit und breitete sich wie eine Seuche nach Süden aus; noch vor einer Stunde hatte es überhaupt kein Eis gegeben.
    Während er das Boot nach Gefühl und nach Sicht steuerte, war sich Petrov der Gefahr bewusst: Wenn sie nicht
bald wärmere Gewässer erreichten, würden sie eingeschlossen, und der dünne Rumpf würde, lange bevor irgendwelche Retter sie erreichten, zu Metallspänen zerrieben werden.
    Andererseits: Vielleicht hatten sie dieses Schicksal verdient, für das, was sie hier versuchten.
    Nach einem weiteren dumpfen Schlag gegen die Bootswand ertönte eine Stimme hinter ihm. »Es wird dicker. Wir müssen mehr Fahrt machen.«
    Petrow wandte den Kopf. Ein schwergewichtiger Mann im dunklen hinteren Bereich des Ruderhauses sah ihn an. Sein Name war Wassili, ein Russe von halb europäischer, halb asiatischer Abstammung, und der Mann, der ihr unseliges Geschäft eingefädelt hatte, der Hüter ihrer ungewöhnlichen menschlichen Fracht.
    Trotz der Kälte sah Petrow einen dünnen Schweißfilm auf Wassilis Oberlippe. Wenn Petrow recht hatte, tobte in Wassilis Kopf eine Schlacht zwischen Gier und Angst, zwischen der Aussicht, in wenigen Tagen für das ganze Leben ausgesorgt zu haben, und der, einen schrecklichen Tod in der erdrückenden Umarmung des Eises zu finden.
    »Worüber machst du dir in Wirklichkeit Sorgen, Wassili? «
    »Dass wir uns verirrt haben«, sagte er rundheraus und blickte auf eine freiliegende Schalttafel und die Reste ihres Navigationssystems.
    Der GPS-Empfänger war vor acht Stunden durch einen Kurzschluss ausgefallen, das Gehäuse hatte Feuer gefangen und Funken gesprüht. Petrow hatte das Gerät kurz untersucht und sofort gesehen, dass es nicht mehr zu reparieren war. Eine Stunde lang hatte er sich von den Sternen leiten lassen, aber der dichter werdende Nebel hatte ihn gezwungen, sich auf den Schiffskompass zu verlassen.

    »Ich war Fischer, bevor ich zur Marine ging. Ich habe das Navigieren schon von meinem Vater gelernt«, versicherte Petrow. »Ich weiß, was ich tue, versuche, mir zu vertrauen.«
    Wassili trat näher an ihn heran. »Die Mannschaft macht sich Sorgen«, flüsterte er. »Sie reden davon, dass unsere Reise verflucht ist.«
    »Verflucht?«
    »Orkas sind uns durch den Kanal gefolgt«, erklärte Wassili. »Und wir haben jeden Morgen Haie gesehen. Viel zu viele für diese nördlichen Gewässer.«
    Das war in der Tat merkwürdig gewesen, dachte Petrow; als hätten die Räuber der See sie belauert und auf eine Mahlzeit gewartet, die ihnen frei Haus in die hungrigen Mägen geliefert würde. Aber er hoffte, dass es sich um reinen Zufall handelte.
    »Der Morgen dämmert bald«, wechselte Petrow das Thema. »Dann haben wir ein paar Stunden Licht. Nicht viele, aber es wird reichen. Der Nebel wird sich verziehen, und wir können mehr Fahrt machen.«
    Petrows Bemerkung sollte Wassili beruhigen, aber er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als sie gegen einen weiteren Brocken Eis stießen und ein knirschender Widerhall von der Steuerbordseite her ertönte. Allein am Klang merkten sie, dass das Eis dicker und schwerer geworden war.
    Petrow reduzierte die Geschwindigkeit auf fünf Knoten. Das war genau die Falle, vor der er Wassili gewarnt und die er zu vermeiden gehofft hatte: Dickeres Eis bedeutete geringere Geschwindigkeit, und deshalb hatte das Eis mehr Zeit, um sich in den Gewässern vor ihnen bilden zu können.
    Er schaltete die Scheinwerfer über dem Ruderhaus an,
aber der
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