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0852 - Der Klang der Hölle

0852 - Der Klang der Hölle

Titel: 0852 - Der Klang der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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So kannte die dunkelhäutige Frau sich selbst nicht. So wollte sie nicht sein, doch die Gier in ihr ließ keine andere Variante zu.
    Das warme Blut lief ihr über Kinn und Hals, fing sich über ihren Brüsten. In feinen Linien breitete es sich dort aus -bandförmige Ornamente hinterlassend, gleich kunstvoll angelegten Mäandern.
    Mit Gewalt riss sie sich von ihrem Opfer los. Sein Blut hatte angenehm geschmeckt, beinahe dem eines Menschen ähnelnd. Erst jetzt betrachte sie die nun vollkommen blutleere Gestalt genau. Was war sie wohl im Leben gewesen? Knecht? Sklave? Oder Narr… ganz sicher kein Herr!
    Wer sich in diese Gegend wagte, alleine, ohne einen Pulk von Wachen, der hatte vom Leben bestimmt nichts Gutes mehr erwartet. Leben? Es war der blanke Hohn, in den Schwefelklüften dieses Wort überhaupt zu verwenden. Sie selbst lebte doch auch nicht mehr, war Vampirin, wenn auch von hoher Geburt!
    Königin war sie einst gewesen. Königin der Asanbosam, des größten Vampirstamms in ganz Afrika. Das Schicksal aber hatte anderes mit ihr geplant. Jahrhunderte der Gefangenschaft, den Tod ihres Gatten, des Königs - und den ihres Geliebten. Sie hatte gelernt, mit den Menschen zu leben, nicht gegen sie, denn die hatten ihr eine neue Chance geboten.
    Und sie hatte noch etwas gelernt -den Verzicht auf Menschenblut. Es war ein schwerer Weg für sie gewesen, doch sie war ihn bis zu seinem Ende gegangen. Als sie hier, in den Gefilden der Hölle, in der weißen Stadt Armakath zur Hüterin der Wurzel - dem Ursprung und Kraftspender für die Stadt - gemacht wurde, schien sie ein neues Ziel gefunden zu haben. Da war so etwas wie Zufriedenheit, die sich in ihr ausbreiten wollte.
    Ein wunderbares Gefühl… und so neu für die Vampirin.
    Ruhe hatte sie doch nicht finden können, denn auf der Erde war eine uralte Wurzel erneut aktiv geworden, drohte eine neue Stadt zu bilden. Sie half, denn als Hüterin konnte sie es verhindern, konnte ihren neuen Freunden helfen. Freunde? Ja, so langsam begann sie dieses Gefühl zu entwickeln.
    Sabeth kam taumelnd auf die Füße. Die Blutgier in ihr war nun erloschen. Nicht für lange. Doch nun wurde es Zeit, in die Stadt zurückzukehren. Sie war erneut hierher nach Armakath gekommen, als die Schwefelklüfte in ihrer Unberechenbarkeit aktiv geworden waren Armakaths Wurzel drohte zu veröden Das Höllenfeuer setzte ihr zu. Die Asanbosam-Königin hatte es gescha ffl, das zu verhindern.
    Doch zu welchem Preis…
    Für einen kurzen Moment lauschte sie in die Stille hinein, die sie hier um gab. Dann wurde sie zu einem gefährlichen Raubtier! Mit einem weiten Satz flog sie geradezu über den hohen Felsen hinweg, an dessen Fuß sie ihr unseliges Mahl abgehalten hatte. Wer sie hier auch immer belauerte, musste von diesem Blitzangriff überrascht sein.
    Doch Sabeth sprang ins Leere. Dort, wo der Spitzel noch vor einem Atemzug gelauert hatte, erwartete sie nur der kahle Boden der Hölle.
    »So kenne ich dich nicht. So wollte ich dich auch nie erleben müssen.«
    Sabeth wirbelte herum. Wut und Unbeherrschtheit lagen in ihrem flackernden Blick.
    Was ihre Augen entdeckten, war die schmale Silhouette eines hochgewachsenen Wesens. Ein hagerer Strich in tiefem Schwarz, der sich gegen die Felsen drastisch abhob. Ganz langsam begann sich Sabeth' Körper zu entspannen.
    »Du hier?«, fragte sie. »Warum? Was willst du?«
    Der »Strich« bewegte sich langsam auf die Vampirin zu, die unwillkürlich nach hinten auswich. Ohne von Sabeth willentlich gesteuert zu werden, hielt ihr Körper den Abstand zu dem Mann aufrecht. Ein deutliches Signal, das beinahe schon plakativ in seiner Aussage war: Komm mir nicht zu nahe. Ich bin nicht mehr die, die du zu kennen glaubst!
    »Was ist mit dir geschehen, Sabeth? Was geschah tief unter der Erde auf der Welt der Menschen?« Dalius Laertes stand nun still, war erneut zur Statue geworden.
    In Sabeth' Gesicht spielte sich ein Wandel ab. Aus der angriffslustigen Vampirin wurde binnen Sekunden ein kleines Kind, das Schutz und Hilfe suchte.
    »Es war ein Nehmen und Geben, Dalius. Ich habe von der Wurzel alles verlangt - sie musste ihren Platz verlassen, für immer. Sogar ihre Eigenständigkeit habe ich ihr genommen, denn nun bildet sie eine Einheit mit der Wurzel Armakaths. Dafür jedoch…« Sabeth brach ab, schien nach den passenden Worten zu suchen, die ihr nicht leicht über die Lippen kommen sollten. »Dafür verlangte sie eine Gegenleistung. Einen Ausgleich. Sie nahm mir einen Teil
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