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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden
Autoren: PJ Tracy
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aus dem Treppenhaus. Und dann
machte ihr Herz einen Sprung, als sie drei Stimmen
heraushörte, die laut ihren Namen riefen.
    «Danke,
danke», flüsterte sie unwillkürlich, noch als sie
ihre Waffe fallen ließ und hinüberlief, um der
verwundeten Frau zu helfen, ohne auf die Tränen zu achten, die
ihr übers Gesicht liefen. Sie dachte an Annie und Harley und
Roadrunner, die alle lebten, Gott sei Dank; sie dachte an Jackson
und Magozzi, an den Mann namens Halloran und die blutende Frau, auf
deren Wunde er seine Hand presste ­ an all die Menschen, die
sie schließlich doch noch gerettet hatten.
    Gino und Magozzi
standen vor dem Lagerhaus am Bordstein und sahen zu, wie der
Notarztwagen zum Hennepin County General davonraste. Er wurde von
drei Eskorten begleitet, deren Blaulichter und Sirenen auf
Hochtouren arbeiteten; zwei Wagen der Polizei von Minneapolis
vorneweg und Bonar im Streifenwagen aus Wisconsin hinterher.
Halloran hatte darauf bestanden, bei Sharon mitzufahren. Die
Sanitäter waren so unklug gewesen, ihm zu sagen, es täte
ihnen zwar Leid, aber er könne in ihrem Notarztwagen nicht
mitfahren, und Halloran hatte keinen Ton dazu gesagt. Er hatte nur
seine Waffe gezogen und auf sie gezielt, sodass die Sanitäter
schleunigst ihre Meinung geändert hatten.
  
     
    «Die Sanis
meinen, es sieht nicht gut aus», sagte Gino.
    «Hab's
gehört.»
    «Wie viele Cops
kennst du, die sich mit einer solchen Wunde all diese Treppen
hinaufgeschleppt hätten.»
    «Ich würde
gern glauben, dass die meisten es täten.» Gino
schüttelte den Kopf. «Ich weiß nicht. Das war
jedenfalls stark.» Magozzi nickte. «Beide waren sie
stark. Halloran sprang zur Tür herein und hatte fast sein
ganzes Magazin leer, bevor ich einen zweiten Schuss abgeben
konnte.» Gino seufzte. «Ich werde wohl meine Meinung zu
Provinz-Cops aus Wisconsin überdenken müssen. Aber was
war eigentlich mit MacBride los? Warum ist sie wie der Teufel
hinter der Bahre hergerast?» Magozzi schloss die Augen und
dachte daran, wie Grace neben der Bahre hergelaufen war, als man
sie durch die Garage geschoben hatte, wie sie sich das Kruzifix vom
Hals gerissen und die Kette dann Sharon hektisch ums Handgelenk
gewickelt hatte.  
    Ist sie
katholisch?, hatte einer der Sanitäter
Grace gefragt.
    Ich weiß
nicht! Aber geben Sie acht, dass ihr niemand die Kette
abnimmt. «Sie hat getan, was sie
konnte, Gino.»
    «Hm.» Gino
drehte sich um und sah hinüber zu Grace, Harley, Roadrunner
und Annie, die zusammen in der Nähe der Tür standen und
aussahen wie Menschen, die den Schrecken eines Krieges entkommen
waren. «Ich frag mich nur, ob sie nach der Geschichte hier
eine richtige Macke hat.» Magozzi blickte über die
Schulter zu Grace. Sie war unter den Armen ihrer Freunde beinahe
begraben, aber sah fast sofort zu ihm hinüber, als habe er
ihren Namen gerufen. «Glaub ich nicht», sagte
er.

 
    Kapitel 48
    Für Ende Oktober
war es ein heißer Tag, über 25 Grad. Der Himmel war
wolkenlos und so blau, dass es schmerzte.
    Es war Pomp and
Circumstance , dachte Halloran, es war diese
Musik, die Beerdigungen von Cops so gottverdammt traurig machte.
Milwaukee hatte Dudelsackpfeifer geschickt, und die wehklagten
jetzt an Stelle aller Männer und Frauen in Uniform, die das
nicht durften, weil es sich nicht geziemte.
    Hunderte waren
gekommen. Gott, wie viele Gestalten in Braun und Blau. Auf
Hochglanz poliertes Messing funkelte im Sonnenlicht und
schmückte die herbstlich ausgetrockneten sanften Hänge,
auf denen Grabsteine sprossen.
    Abgesehen von den
Nummernschildern aus Wisconsin hatte er welche aus einem Dutzend
Bundesstaaten in der Autokolonne gesehen, die feierlich gemessen
die zwei Meilen von der St. Luke's Catholic Church zum Friedhof von
Calumet zurücklegte.
    Er studierte die
Gesichter, die dem Grab am nächsten waren, und sah seine
eigenen Leute strammstehen. Viele von ihnen weinten hemmungslos.
Das hatten die Dudelsäcke nicht an ihrer statt tun
können.
    Hallorans Augen
blieben trocken, als seien die Tränen, die er in jenem
Lagerhaus in Minneapolis vergossen hatte, sein letzter Vorrat
gewesen.
    Es war jetzt fast
vorüber. Die Fahne war gefaltet und überreicht worden,
man hatte Salut geschossen, von dem ein Schwarm Amseln vom
benachbarten Feld aufgescheucht worden war, und jetzt klagte das
Horn und schickte die traurigen Klänge der vertrauten
Abschiedsmelodie Taps in die bedrückende Stille
dieses herrlichen Herbsttages. Er hörte, wie Bonar sich neben
ihm leise
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