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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden
Autoren: PJ Tracy
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John. Guten Morgen, Mary», würde er sagen.
«Was bekümmert euch denn heute?» Und dann
würden sie ihm berichten, dass sie noch einen weiteren
Homosexuellen in seiner Gemeinde entdeckt hatten ­ einen Mann,
dessen Wimpern zu lang waren, oder eine Frau mit einer zu tiefen
Stimme, denn derlei genügte ihnen bereits als
Beweis.
    Es war nicht simple
Homophobie; die Kleinfeldts führten einen fanatischen Feldzug
gegen die «abstoßende und widernatürliche
Beleidigung unseres Herrgotts», und wenn Father Newberry sich
ihre selbstgerechten Anklagen anhören musste, war er stets
traurig und fühlte sich regelrecht beschmutzt.
    O Gott, lass es bitte
diesmal etwas anderes sein, betete er, als er sich der mittleren
Kirchenbank näherte. Schließlich bin ich mit dem
Hackbraten der guten Schwester Ignatius heute bereits genug
gestraft. Und tatsächlich war es etwas anderes. Nicht die
mutmaßliche Existenz von Homosexuellen in der Kirchengemeinde
machte John und Mary Kleinfeldt an diesem Morgen das Leben schwer,
sondern die unbestreitbare Existenz kleiner sauberer
Einschusslöcher in ihren Hinterköpfen.

 
    Kapitel 2
    Es war nicht der erste
Mord in Kingsford County, seit Sheriff Michael Halloran vor
fünf Jahren der Stern angeheftet worden war. Man verteile ein
paar Tausend Menschen über den ländlichen Norden
Wisconsins, bewaffne die Hälfte von ihnen mit Jagdgewehren und
Ausbeinmessern, gebe hundert Bars in die Mischung, und prompt
bringen sich einige der Leute gegenseitig um. So war es nun
einmal.
    Es kam nicht sehr
häufig vor, und größtenteils waren die
Tatumstände den Leuten in dieser Gegend wohl vertraut:
Kneipenschlägereien, häusliche Streitigkeiten und
gelegentlich auch ein offensichtlich fingierter Jagdunfall, wie zum
Beispiel bei Harry Patrowski, der seine Mutter durchs
Küchenfenster erschoss und später behauptete, er
hätte sie mit einem Hirsch verwechselt.
    Aber ein altes
Ehepaar, niedergeschossen in einer Kirche?
    Das war schon etwas
anderes, etwas Sinnloses und Böses, ein Mord, der nicht zu
einer Kleinstadt passte, in der die Kinder auch nach Einbruch der
Dunkelheit noch auf der Straße spielten, niemand seine
Türen abschloss und die mit Mais beladenen Pferdewagen auf dem
Weg zum Futtersilo über die Main Street rumpelten. Himmel, die
Hälfte der Leute im County dachten an den Wal-Mart und nicht
an Marihuana, wenn sie hörten, dass die Kids sich eine
Tüte drehten, und man musste noch immer neunzig Meilen
südöstlich nach Greenbay fahren, wenn man sich einen
nicht jugendfreien Film ansehen wollte.
    Dieser Mord sollte
alles verändern.   
    Vier der fünf
Streifenwagen aus der dritten Schicht standen bereits auf dem
Parkplatz von St. Luke, als Halloran um sechs Uhr morgens eintraf.
 
    Na toll, dachte er,
jetzt hab ich nur noch einen Wagen auf der Straße, und der
muss über achthundert Quadratmeilen County kontrollieren. Er
sah Doc Hansons hässlichen blauen Kombi, der von zwei
Streifenwagen eingekeilt war, und weiter hinten in einer Ecke einen
uralten Ford Falcon in einem Unheil kündenden Rechteck aus
gelbem Absperrband.
    Deputy Bonar Carlson
trat aus der Kirche und wartete auf der obersten Stufe. Er zerrte
an einem Gürtel, der sich keine Hoffnung machen konnte, es je
wieder hinauf zum Bauchnabel seines Trägers zu
schaffen.
    «Bonar, wenn
dein Halfter noch tiefer sackt, musst du dich irgendwann hinknien,
um an deine Waffe zu kommen.»
    «Und trotzdem
würde ich sie immer noch schneller ziehen als du»,
konterte Bonar grinsend, und das stimmte auch.
    «Mann, so
früh bist du ja echt fies drauf. Nur gut, dass du nicht die
dritte Schicht hast. Du würdest mir die Jungs
vergraulen.»
    «Dann
erzähl mir bitte, dass du den Fall hier schon gelöst
hast, damit ich nach Hause fahren und mich wieder ins Bett legen
kann.»
    «Wie ich's sehe,
war's Father Newberry. Vierzig Jahre lang die Beichte abnehmen und
Weihrauch schnüffeln, da muss der Tag ja kommen, an dem der
arme Kerl ausrastet und zwei Leuten aus seiner Gemeinde in den
Hinterkopf schießt.»
    «Ich werde ihm
stecken, dass du das gesagt hast.» Bonar stopfte seine dicken
Hände in die Jackentaschen und atmete schnaubend eine
weiße Wolke aus. Er wurde ernst. «Er hat nichts
gehört, hat auch nichts gesehen. Ist nach dem Abendessen vorm
Fernseher eingeschlafen und wusste nicht einmal, dass die
Kleinfeldts hier waren, bis er um fünf Uhr morgens aus dem
Fenster sah und ihren Wagen erkannte. Ging rüber, um
nachzusehen, ob er helfen konnte, fand
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