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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden
Autoren: PJ Tracy
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brauche eine
Liste dieser Leute.»
    «Aber keiner von
denen hat es ernst genommen. Ich weiß von keinem Einzigen,
der sich wirklich aufgeregt hätte, denn die Anschuldigungen
waren einfach zu absurd.»
    «Also war keiner
von denen wirklich schwul.» Father Newberry zögerte
abermals. «Soweit ich weiß, nein.»
    «Trotzdem
brauche ich eine Liste, Father. Haben Sie eine Akte über die
Kleinfeldts? Verwandte und so weiter?»
    «Im
Kirchenbüro, aber Familienangehörige gab es
keine.»
    «Keine
Kinder?» Father Newberry sah auf seine Hände hinunter,
auf die Knie seiner Hosen, die ihn als hauptamtlichen Bittsteller
auswiesen, und er dachte, hier ist sie nun, die Grauzone; jener
gefürchtete Ort, an dem die Verpflichtungen gegenüber den
staatlichen Behörden und seinem seelsorgerischen Amt auf
grässliche Weise aufeinander prallten. Er kramte in seinem
Gedächtnis nach dem, was er sagen durfte, und tat beiseite,
was nicht. «Ich glaube, sie hatten ein Kind, aber sie
weigerten sich, von ihm zu erzählen. Oder von ihr. Ich
weiß nicht einmal, ob es sich um einen Sohn oder um eine
Tochter handelte.»
    «Aber das Kind
lebt noch?»
    «Auch das
weiß ich nicht. Tut mir Leid.»
    «Kein Problem.
Gibt es sonst noch etwas, was Sie mir über die beiden sagen
könnten?» Der Pfarrer runzelte die Stirn und hakte in
Gedanken die jämmerlich wenigen Bruchstücke ab, die er
über die Kleinfeldts wusste. «Sie waren im Ruhestand,
klar, in ihrem Alter. Beide in den Siebzigern, wenn ich mich recht
erinnere.
    Sehr fromm, aber eher
in ihrem eigenen Sinne als in dem Gottes, wie ich leider sagen
muss. Und sehr einzelgängerisch.
    Ich denke, sie trauten
keiner lebendigen Seele, mich eingeschlossen, und ich fand das
immer sehr, sehr traurig. Aber ich nehme an, das ist kein
ungewöhnlicher Charakterzug bei reichen Leuten.»
Halloran schaute skeptisch auf die recht schäbig gekleideten
Leichen. «Viel Land, aber trotzdem knapp bei Kasse?»
Father Newberry schüttelte den Kopf. «Ihren Zehnten
haben sie immer bezahlt. Jedes Jahr am 31. Dezember schickten sie
einen Scheck und eine Erklärung ihres Buchhalters, um zu
beweisen, dass es sich um exakt zehn Prozent handelte, als
würde ich daran zweifeln.» Halloran murmelte:
«Seltsam.»
    «Sie waren
… ungewöhnliche Menschen.»
    «Und wie reich
waren sie?» Der Pfarrer blickte auf, suchte und fand seine
Erinnerung an der Kirchendecke. «Über sieben Millionen,
glaube ich, aber das war vergangenes Jahr. Es dürfte
inzwischen beträchtlich mehr sein.» Hinter ihnen wurde
die Kirchentür geöffnet und wieder geschlossen. Kalte
Luft strömte durch den Mittelgang, gefolgt von Bonar. Er blieb
neben Halloran stehen. «Von den Nachbarn haben wir nichts
erfahren. Die Kriminaltechniker von der State Police rücken
gerade an.» Aus zusammengekniffenen Augen musterte er
Hallorans Gesicht.
    «Was ist? Hast
du was?»
    «Vielleicht ein
Motiv. Der Father erzählte mir gerade, dass sie
millionenschwer waren.» Bonar warf einen Blick auf die
Leichen. «Die doch nicht.»
    «Es ist nicht
unbedingt ein Motiv, Mike», warf der Pfarrer ein. «Es
sei denn, du verdächtigst mich. Sie haben ihren gesamten
Besitz der Kirche vermacht.» Bonar stieß Halloran mit
dem Ellbogen an. «Ich sagte doch, der Padre war's.»
Father Newberry hätte beinahe geschmunzelt, konnte sich aber
gerade noch zurückhalten. «Diese Evangelen»,
murmelte er stattdessen.
    Weiter vorn in der
Kirche stand Doc Hanson abrupt auf.
    «Oh,
verdammt.» Mit einem kurzen, schuldbewussten Blick auf Father
Newberry fügte er hinzu: «Entschuldigung,
Father.
    Mike, komm doch bitte
mal her und sieh dir das an.» Unter dem schwarzen Mantel, den
Doc Hanson aufzuknöpfen begonnen hatte, war Mary Kleinfeldts
ehemals weiße Bluse durchtränkt von rotbraunem Blut, das
gerann. Der Geruch hing über dem Kirchengestühl.
 
    «Wurde ihr auch
in die Brust geschossen?», fragte Halloran.  
    Doc Hanson
schüttelte den Kopf. «Höchstens mit einer Kanone.
Das Einschussloch im Kopf sieht aus wie von einer .22er, und das
hier ist viel zu viel Blut für eine Wunde dieses
Kalibers.» Er knöpfte die durchweichte Bluse auf und
öffnete sie. Die beiden Deputies, die zuschauten, wichen
augenblicklich einen Schritt zurück.  
    «Grundgütiger
Himmel», flüsterte einer von ihnen. «Hat sich da
jemand an einer Do-it-yourself-Autopsie versucht?» Mary
Kleinfeldts Schlüpfer und ihr Büstenhalter waren in der
Mitte durchtrennt und zu den Seiten hin abgestreift
worden.
    Von blauen
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