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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden
Autoren: PJ Tracy
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man so lange mit jemandem
zusammenleben, ohne so etwas zu merken? «Ich versteh nicht,
wie du es all die Jahre vor ihm verbergen konntest.» Diane
reagierte verwirrt. «Wovon redest du?»
    «Georgia.»
    «Ach, Grace! Du
glaubst, ich hab all die Leute in Georgia umgebracht? Mein Gott,
ist das komisch. Warum hätte ich das tun sollen, um Gottes
willen? Mitch hat sie umgebracht.» Grace sah sie entgeistert
an. Sie hörte irgendwo draußen Schüsse, eine ganze
Menge Schüsse, schnell hintereinander, aber ihr Gehirn
weigerte sich, das Gehörte weiter zu verarbeiten. «Das
ist doch verrückt. Mitch hätte niemals …»,
wollte sie sagen, und Diane lachte nur leise und freudlos.
 
    «Es war gewiss
nicht das Klügste, was er je getan hat, aber in jenen Tagen
hatte er auch keinen klaren Kopf. Ich nehme an, er war auf die
aberwitzige Idee gekommen, er müsse nur alle Leute in deiner
Umgebung umbringen, damit du dich ihm an den Hals werfen
würdest. Das klappte natürlich nicht, und deswegen musste
er sich damit zufrieden geben, nur dein … wie soll ich
sagen? Dein bester Freund zu sein?» Grace nickte wie
betäubt.
    «Zufällig
folgte ich ihm an jenem Tag, als er diesen Johnny Soundso
tötete, mit dem du ausgegangen warst ­ also, ich kann dir
sagen, wenn das keine Ironie des Schicksals ist: Vor zehn Jahren
lief ich ihm in die Arme, nachdem er jemanden umgebracht hatte;
heute Morgen lief er mir über den Weg, nachdem ich jemanden
getötet hatte. Ha! So schließt sich der Kreis.»
Ihre Augen schienen nur noch verschwommen zu sehen, und sie schien
sich in ihren Gedanken zu verlieren, bevor sie abrupt wieder
aufmerksam wurde. «Jedenfalls hatte ich mir Mitch bereits als
den Mann ausgesucht, den ich einmal heiraten würde, und
deswegen lief alles perfekt. Ich bekam den Ehemann, den ich wollte,
und er bekam eine Ehefrau, die nicht gegen ihn aussagen
konnte.» Sie rümpfte angewidert die Nase.
    «Und alles
wäre bestens gewesen, wenn das FBI dich nicht zusammen mit
Libbie Herold in diesem abgelegenen Haus eingeschlossen hätte.
Ich kann dir versichern, Grace, es hat ihm den letzten Rest
Beherrschung geraubt, dass er nicht mehr an dich herankam. Ich
persönlich glaube ja, dass er damals ein wenig psychotisch
gewesen sein muss, höllisch besessen davon, dich zu
‹retten›. Das konnte ich ihm absolut nicht ausreden.
Und da hat er dann die Halskette verloren.»
    «Halskette?»
Nervös drückte Diane Grace die .45er fester auf die
Brust.
    «Grace, denk
doch mal nach! Die Halskette. Dein kleiner Scherz mit den
Tanga-Badehosen!» Und da schaltete Grace. Im Computerspiel,
fest umklammert von der Hand des Mordopfers fünfzehn, und im
wirklichen Leben all die Jahre während der Zeit am College um
Mitchs Hals. Immer aber unter seinem Hemd oder Pullover, damit
niemand den Anhänger mit der Tanga-Gravur sah.
    «Der Idiot hat
sie verloren, als er die FBI-Agentin tötete, was aber kein
Problem war, bis du das verdammte Halsband in dein verdammtes Game
aufgenommen und das dann ins gottverdammte Internet gestellt hast.
Und wenn die Cops von Atlanta das sehen, werden sie sich daran
erinnern, dass die Kette genau ist wie die, die sie in ihrer
Asservatenkammer aufheben. Und rate mal, was dann passiert? Die
kommen hierher und stellen Fragen, zum Beispiel, wie du eigentlich
auf diese Idee gekommen bist. Da sagst du ihnen dann, ach ja, ich
hab Mitch mal genau so eine Kette geschenkt, als wir auf dem
College in Atlanta waren, und das wär's dann, Ende der
Geschichte. Libbie hat ihm nämlich eine Schnittwunde verpasst.
Sein Blut war überall am Tatort. Und heutzutage bei den
DNS-Analysen …» Grace hörte kaum mehr hin.
Verstand, Körper, Geist ­ alles wie betäubt. Die Wut,
auf die sie gezählt hatte, der Hass, der sie erfüllt und
stark gemacht hatte, sie waren von einer Welle der
Hoffnungslosigkeit davongespült worden.
    Es war also alles
umsonst gewesen. Ja, sogar albern, wenn sie darüber
nachdachte. All die Sicherheitsmaßnahmen, um sich vor einem
Killer zu schützen, der bei jedem Schritt des Weges an ihrer
Seite gewesen war. All die überwachsame Paranoia, der Argwohn
gegenüber jedem fremden Gesicht, während sie zu blind,
ja, zu dumm gewesen war, um die Wahrheit
hinter einem der Gesichter zu sehen, die sie am besten zu kennen
glaubte.
    Die Sig wurde
schwerer, und die Muskeln in ihrem ausgestreckten Arm verkrampften
sich. Warum hielt sie die Waffe überhaupt noch fest? Sie
würde niemals die Chance bekommen, sie zu benutzen.
    Plötzlich
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