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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden
Autoren: PJ Tracy
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wie der Bug eines Schiffs. «Ich bringe Sie zu
Ihrem Wagen, Father.»
    «Dank dir,
Bonar.» Als sie ein Stück den Abhang hinaufgegangen und
außer Hallorans Hörweite waren, flüsterte er:
«Erzählst du mir, was in Minneapolis geschehen ist?
Bisher krieg ich ja immer nur Bruchstücke zu
Gehör.»
    «Wenn Sie
versprechen, jeden Bekehrungsversuch zu unterlassen.» Bonar
erzählte ohne Unterbrechung während des Anstiegs, als sie
anschließend hinuntergingen in die kleine Senke und auch
noch, als sie die letzte Anhöhe erklommen, wo Father Newberrys
Wagen nahe am Eingang parkte. Er berichtete ihm alles
wahrheitsgemäß, denn es widerstrebte ihm, den Mann zu
beleidigen, indem er ihm eine geschönte Version
bot.
    Schließlich
öffnete er die Wagentür und sah zu, wie der Priester mit
düsterer Miene Platz nahm, die Hände auf das Lenkrad
legte und tief seufzte.
    «So viel
Trauriges», sagte Father Newberry. «So viel mehr, als
ich erwartet hätte.» Er berührte wieder sein
Kruzifix und sah dann Bonar in die Augen. «Fährst du mit
Mikey zurück nach Minneapolis?»
    «Am
Spätnachmittag.»
    «Würdest du
Deputy Mueller bitte ausrichten, dass ich für sie gebetet
habe?»
    «Sie konnte
gestern schon wieder ganz gut sprechen. Der Doc sagt, es braucht
seine Zeit, aber sie wird wieder ganz
gesund.»      
    «Natürlich
wird sie das. Wie ich schon sagte, ich habe für sie
gebetet.» Bonar schmunzelte. «Ich werde ihr sagen, sie
hat das alles einem katholischen Priester zu verdanken. Dann
verschrumpeln ihr vor Schreck die Kronjuwelen.» Er seufzte
und blickte den Hügel hinab zu der Stelle, wo Halloran gerade
von der Steinbank aufstand. «Es war eine schöne Messe,
Father. Wirklich sehr schön. Sie haben ihn stilvoll
verabschiedet.»
    «Danke dir,
Bonar.» Father Newberry streckte die Hand nach dem Griff aus,
um die Tür zu schließen, aber Bonar hielt sie
offen.
    «Father?»
    «Ja,
Bonar?»
    «Ich hab da eine
Frage … wenn wir Beweismittel aktenkundig machen, dann sind
wir dabei äußerst genau.
    Nehmen wir zum
Beispiel einen Ring mit Schlüsseln. Da schreiben wir nicht
einfach ‹ein Schlüsselring›, sondern wir
führen genau auf, wie viele Schlüssel es sind und was
für welche, also zum Beispiel Hausschlüssel,
Autoschlüssel, Schlüssel zu einem Vorhängeschloss
und so weiter.»
    «Tatsächlich?»
    «Ja,
tatsächlich. Und deswegen hab ich gedacht, wenn die Deputies
morgen da rausfahren, dann werden sie doch alle Schlüssel am
Ring mit den Angaben in der Kladde vergleichen, nicht wahr?
Nämlich, um sicher sein zu können, dass keiner verloren
gegangen ist oder so.»
    «Oh.» Der
Priester sah unverwandt zur Windschutzscheibe hinaus. Seine Miene
war absolut undurchdringlich. «Das ist sehr interessant,
Bonar. Hab vielen Dank für die Information.
  
    Ich hätte nie
gedacht, dass die Polizei derart …»
    «Genau
arbeitet?»
    «Richtig.»
Bonar richtete sich auf und schloss die Wagentür. Dann
lächelte er noch einmal zum offenen Fenster hinein. «Bei
Schlüsseln ist es immer schwer, den Verbleib zu
kontrollieren.
    Ich würde wetten,
ich hab eine Million Schlüssel zu Hause in meiner Schublade
mit dem Krimskrams. Und bei mindestens der Hälfte davon
wüsste ich niemals, wozu die eigentlich gut waren.»
Father Newberry wandte den Kopf und sah Bonar direkt in die Augen.
«Genau so eine Schublade habe ich auch bei mir im
Pfarrhaus.»
    «Hatte ich mir
fast gedacht.» Bonar stand auf der Straße und sah dem
Wagen nach, der ein wenig schlingerte, als sei der Fahrer unsicher
und überfordert von der Last, die er sich aufgebürdet
hatte. Und Bonar dachte, der Priester habe in seinem langen Leben
noch nie eine so große Sünde begangen, aber auch noch
nie so viel Gutes bewirkt.  
    «He,
Bonar.» Halloran war plötzlich an seiner
Seite.
    «Wie geht's
dir?» Halloran holte tief Luft und blickte zurück, den
Hügel hinunter, wo Danny Peltiers Grab lag. «Besser.
Viel besser.»

Kapitel 49
    Am Montag, dem Tag von
Danny Peltiers Begräbnis, fuhren Magozzi und Gino nachmittags
noch ins Krankenhaus, um Sharon zu besuchen.
    Abgesehen von den
dunklen Ringen unter ihren Augen hatte ihre Haut beinahe dieselbe
Farbe wie der weiße Verband um ihren Hals, und sie strahlte
jene verhaltene Ruhe aus, die Überlebenden zu Eigen ist, die
noch nicht ganz unter die Lebenden zurückgefunden haben. Aber
als sie die Augen öffnete, fand Magozzi, dass sie grandios
aussah.
    «Ich hab mich
schon gewundert, wann ihr Jungs auftauchen würdet.»
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