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Spiel mit mir (German Edition)

Spiel mit mir (German Edition)

Titel: Spiel mit mir (German Edition)
Autoren: Kerstin Dirks
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Mit einem vollen Tablett beladen, schob sie sich an den jungen Leuten mit ihren toupierten Frisuren, bunten Haarbändern und schrillen Leggins vorbei, zu einem der hinteren Tische. Es war Freitagabend und das »Fever« wie immer überfüllt. Die Stimmung war ausgelassen, wie eigentlich jedes Wochenende. Einzig Emma war nicht in Partylaune. Sie stellte die Getränke auf den Tisch und kassierte ab, dann ging sie entlang der Tanzfläche zur Bar zurück.
    »Was machst du denn für ein Gesicht?«, sprach sie der junge Mann zu ihrer Rechten an. Er spielte mit seinem neonfarbenen Strohhalm, an dem ein winziger Lampion in Form einer Zitrusfrucht steckte. Emma schätzte ihn auf Mitte bis Ende zwanzig. Die blonden Haare waren zu einem Nest frisiert, und er trug eine Lederjacke, die seine breiten Schultern betonte.
    »Was geht dich das an?«, konterte Emma und bediente einen anderen Gast.
    »Ich wollte ja nur nett zu dir sein.« Er lächelte sanft, beinahe entschuldigend, und nun tat es Emma leid, ihn so angefahren zu haben. Sie war es einfach nicht gewohnt, dass jemand etwas ohne Hintergedanken tat. Einfach nur nett sein wollen kam in ihrer Welt nicht vor.
    »Kannst es mir erzählen.«
    »Was erzählen?«
    »Na, was dich so aufgeregt hat. Du siehst süß aus, wenn du sauer bist, aber ich wette, du siehst noch süßer aus, wenn du lächelst. Ich bin übrigens Alan.«
    Oh, was für tolle Sprüche. Immerhin war er der Einzige, der bemerkt hatte, dass sie niedergeschlagen war. Keine andere Person im Club, nicht einmal die Kollegen, hatte es interessiert, warum sie so düster dreinblickte, vermutlich hatte es nicht mal jemand mitbekommen.
    Emma spülte die Gläser. Sie ging nicht auf Alan ein, denn sie hoffte, dass sie ihm schnell zu langweilig war und er seinen Marktwert an einem anderen Mädchen austesten würde. Doch Alan besaß Durchhaltevermögen. Selbst nachdem sie noch ein paar andere Gäste bediente, saß er immer noch an der Bar, als hätte er auf sie gewartet.
    »Also?«
    »Mhm?«
    »Ich würde es echt gern wissen, was so ein hübsches Mädchen wie dich derart runterzieht, das es mir nicht mal ein Lächeln schenken will.«
    Sie seufzte.
    »Komm, ich lad dich ein, und dann erzählst du’s mir, ja?«
    ›Ach, was soll’s‹, dachte Emma und nickte, goss sich eine Cola ein, und Alan hob sein noch immer gefülltes Glas, als wollte er ihr zuprosten. »Ich heiße Alan.«
    »Ich weiß.« Jetzt musste sie doch schmunzeln.
    »Oh. Und du bist?«
    »Emma.«
    »Schöner Name.«
    Ihre Gläser klirrten aneinander.
    »Also Emma, was macht dich so traurig? Und was kann ich tun, damit du wieder lächelst?«
    »Ach.« Sie winkte ab. »Gar nichts, fürchte ich. Es läuft einfach alles schief, was ich anpacke.«
    »Das kenne ich«, bestätigte er und nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Aber bei dir muss es wohl mächtig schiefgelaufen sein, dass du dir den Abend so verderben lässt.«
    Damit hatte er ins Schwarze getroffen. Es war so ärgerlich. Sie fühlte sich so unglaublich dumm. Wenn ihre Familie davon erfuhr, würden sie sich nur bestätigt sehen. Vielleicht hatten sie sogar recht gehabt mit allem, was sie über Emma gesagt hatten. Naiv war sie. Ein dummes Ding.
    »Ich habe Zeit, ich höre zu«, meinte Alan einfühlsam und breitete die Arme aus, als wollte er sie tröstend umarmen, wäre nicht die Theke zwischen ihnen gewesen.
    Emma kümmerte sich beiläufig um das Geschirr. Auch wenn sie Alan nicht kannte, es tat gut, dass sich jemand für sie interessierte.
    »Ich will dich nicht langweilen«, sagte sie dennoch, aus anerzogener Höflichkeit und Rücksichtnahme, obwohl sie die schwere Last gern loswerden wollte.
    »Tust du nicht. Das steht fest.«
    »Na, schön.« Sie rang sich zu einem Lächeln durch, und Alan erwiderte es auf charmante Weise. »Ich wusste es, wenn du lächelst, siehst du noch schöner aus.«
    Sie schüttelte den Kopf. Irgendwie gelang es diesem Kerl tatsächlich, sie aufzuheitern. Und das war in letzter Zeit selten genug. Dann wurde sie jedoch wieder ernst. »Ich hab Mist gebaut. Großen Mist«, gestand sie. »Wenn du es erfährst, hältst du mich sicher für die dümmste Kuh unter der Sonne.«
    »Nein, ganz sicher nicht, dazu gehört schon einiges.«
    »Wart’s ab. Ich war bei ›Rich and Powerful‹.«
    »Ist das nicht … diese kitschige Serie, von der meine Mutter und ihre Freundinnen schwärmen? Major Sullivan, der Frauenliebling und Traumjeder Schwiegermutter?« Er lachte leise.
    »Ja, genau die. Sullivan
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