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Felsen der Liebe

Felsen der Liebe

Titel: Felsen der Liebe
Autoren: Alison Fraser
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1. KAPITEL
    D ie Tränen liefen Meg über das Gesicht, als im Radio Jacks bekanntester Song gespielt wurde, “Wie kann ich dich nicht lieben”.
    Sie schaltete das Radio aus und ließ sich auf einen Stuhl sinken. Was der Moderator vorher gesagt hatte, war ein Schock für sie gewesen: “Letzte Nacht ist Jack Delacroix bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.”
    Warum hatte niemand sie angerufen – nicht einmal Guy? Noch immer wurde sie wütend, wenn sie nur an Jacks Bruder dachte.
    Ihr nächster Gedanke galt Maxine. Sie musste es ihr erzählen, bevor Maxine es von jemand anders erfuhr. Wie würde sie reagieren?
    Es ist meine Schuld, dass sie so schwierig ist, gestand Meg sich ein. Ihre Tochter war zwölf, sah aber aus wie vierzehn, und sie war trotzig und launisch. Ich war damals einfach zu jung, sagte sich Meg.
    Mit siebzehn hatte sie Jacques, der von allen Jack genannt worden war, kennen gelernt, und als sie ihn geheiratet hatte, war sie gerade achtzehn gewesen. Kurz darauf wurde sie schwanger. Einfach lächerlich!
    Das behauptete zumindest Guy Delacroix, Jacks kleiner Bruder. Da Jack ihn so nannte, stellte Meg Guy sich als jüngere, unscheinbarere Ausgabe von Jack vor. Doch Guy hatte nie in Jacks Schatten gestanden.
    Sie erinnerte sich genau an ihre erste Begegnung. Es war in einem Restaurant in London gewesen. Jack hatte ihn zum Mittagessen eingeladen, um ihm seine Verlobte vorzustellen. Guy kam mit dem Wagen aus Cornwall, wo er wohnte, und war unpünktlich. Daher hatten Jack und sie sich bereits an einen Tisch gesetzt und bemerkten Guy gar nicht, als er das Restaurant betrat.
    Als er an ihren Tisch kam, blickte Meg ihn überrascht an. Er war etwa einen Meter neunzig groß und überragte Jack damit um einige Zentimeter. Außerdem sah er mit seinem dunklen Haar, den grauen Augen und dem sonnengebräunten Teint auch älter aus als Jack.
    Jack hingegen, der fünfunddreißig war, wirkte rund zehn Jahre jünger. Er war blond und jungenhaft und verfügte über umwerfenden Charme. Ihn schien der große Altersunterschied zwischen ihnen genauso wenig zu stören wie Meg.
    Doch Guy Delacroix musste sie brutal daran erinnern. Nachdem er Meg eine Weile angesehen hatte, wandte er sich direkt an seinen älteren Bruder.
    “Bist du verrückt, Jack?”, sagte er auf Französisch. “Sie ist ja noch ein Kind.”
    Wenn er sie dabei angeschaut hätte, hätte er gemerkt, dass sie ihn verstanden hatte, denn sie konnte ein wenig Französisch.
    Sie erwartete, dass Jack ihm widersprechen oder wütend werden würde, aber er lachte nur. “Vielleicht”, meinte er ebenfalls in seiner Muttersprache. “Aber sie ist ein sehr hübsches Kind, stimmt ‘s?”
    Natürlich hatte sie das auch verstanden. Wenn sie in dem Internat, auf das ihr Vater sie geschickt hatte, auch sonst nicht viel gelernt hatte, so hatte sie doch unter anderem solide Grundkenntnisse in Französisch erworben.
    Guy musterte sie erneut. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er anderer Meinung als sein Bruder.
    Ihr allerdings war das egal. “Ich bin weder ein Kind, noch bin ich dumm”, informierte sie Guy auf Französisch, die blauen Augen wütend zusammengekniffen.
    Jack wirkte zunächst überrascht, doch dann lachte er wieder, während sein Bruder verächtlich den Mund verzog. Nun fand Meg ihn plötzlich nicht mehr attraktiv.
    “Soll ich mich bei Ihnen entschuldigen?”, erkundigte er sich kühl.
    “Nicht, wenn es Ihnen so schwer fällt”, entgegnete sie ihm betont locker.
    Es war Hass auf den ersten Blick.
    Jack lächelte und fuhr auf Englisch fort: “Also, fangen wir ganz von vorn an … Meg, darf ich dir Guy Delacroix vorstellen, meinen Bruder. Guy, das ist Meg Gardener, meine Verlobte.”
    Guy zögerte einen Moment. “Freut mich, Sie kennen zu lernen”, sagte er schließlich und streckte ihr die Hand entgegen.
    Seine Persönlichkeit schien sich mit der Sprache zu verändern, denn mit einem Mal wirkte er ganz sachlich. Jedenfalls war es das erste und letzte Mal gewesen, dass er in Megs Gegenwart Französisch gesprochen hatte.
    Als sie ihm die Hand schüttelte und sich wieder setzte, fragte sich Meg, wie sein wahres Wesen sein mochte. Sie rief sich ins Gedächtnis, was Jack ihr über seine Familie erzählt hatte. Seine Mutter, eine Engländerin, stammte aus Cornwall. Sie hatte einen Franzosen geheiratet und zunächst in Paris gelebt. Nachdem Armand Delacroix gestorben war, war Jack zwölf und Guy sieben gewesen. Einige Jahre später waren sie mit
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