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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany
Autoren: Patterson James
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blauen Blazer, dazu einen gemusterten Seiden-Plastron, den man sich noch nicht einmal früher umgebunden hätte. Beim Sprechen gestikulierte er kräftig mit den Händen.
    Â»Das ist nicht lustig«, beschwerte ich mich, musste aber trotzdem grinsen und die Augen verdrehen.
    Weil die beiden meine Mutter, Vivienne Margaux, die berühmte Broadway-Produzentin, und der diesjährige Promi-Friseur, Jason, waren. Jason, die Gewächshauspflanze, die keine Zeit für einen Nachnamen hatte.
    Wieder blickte ich zu ihnen hinüber. Eines war sicher: Mama hätte angesichts ihrer Schönheit selbst Schauspielerin sein können. Als ich sie einmal gefragt hatte, warum sie keine geworden war, hatte sie geantwortet: »Schätzchen, ich will nicht nur auf dem Zug mitfahren, ich will ihn lenken.«
    Jeden Sonntagnachmittag, wenn Michael und ich im St. Regis beim Dessert saßen, nahmen auch meine Mutter und einer ihrer Freunde ihren Kaffee und ihr Dessert dort ein. Somit konnte sie tratschen oder sich beschweren oder Geschäfte abwickeln, mich aber trotzdem im Auge behalten, ohne direkt bei mir sein zu müssen.
    Nach dem St. Regis ließen wir unsere Sonntage bei Tiffany ausklingen.
    Meine Mutter liebte Diamanten, trug sie überall, sammelte sie wie andere ihre Kristalleinhörner oder seltsame
japanische Katzen aus Keramik mit einer hochgehobenen Pfote.
    Natürlich fanden diese Sonntage meine Zustimmung, weil Michael dabei war. Michael, der mein bester Freund auf der Welt war, vielleicht der einzige, den ich als Achtjährige hatte.
    Mein imaginärer Freund.

ZWEI
    I ch rückte näher zu Michael. »Soll ich dir was sagen?«, fragte ich. »Das ist echt der Hammer.«
    Â»Was?«, wollte er wissen.
    Â»Ich glaube, ich weiß, worüber meine Mutter und Jason reden. Über Howard. Ich glaube, Vivienne hat ihn satt. Aus Alt mach Neu.«
    Howard war mein Stiefvater und der dritte Ehemann meiner Mutter. Jedenfalls der dritte, von dem ich wusste.
    Ihr erster Mann war Tennisprofi aus Palm Beach. Er hatte ein Jahr lang gehalten.
    Dann war Kenneth gekommen, mein Vater. Er hatte sich besser angestellt als der Tennisprofi – und drei Jahre lang ausgehalten. Er war echt süß, und ich liebte ihn, doch er war geschäftlich viel auf Reisen. Manchmal hatte ich das Gefühl, er hatte mich vergessen. Einmal hatte ich gehört, wie meine Mutter zu Jason sagte, Kenneth habe kein Rückgrat. Sie wusste nicht, dass ich gelauscht hatte. Sie hatte gesagt: »Er ist ein gut aussehender Waschlappen, der es nie zu was bringen wird.«
    Howard war schon zwei Jahre dabei. Er machte nie Geschäftsreisen, und seine Arbeit schien ausschließlich darin zu bestehen, Vivienne zu helfen. Er massierte ihre Füße, wenn sie müde war, kontrollierte, ob ihr Essen auch wirklich
kein Salz enthielt, und stellte sicher, dass unser Fahrer samt Wagen rechtzeitig zur Stelle war.
    Â»Wie kommst du darauf?«, fragte Michael.
    Â»Kleinigkeiten«, antwortete ich. »Vivienne hat ihm immer Sachen gekauft. Schicke Slipper von Paul Stuart und Krawatten von Bergdorf Goodman. Aber jetzt hat sie ihm schon eine Ewigkeit nichts mehr geschenkt. Und gestern Abend hat sie zu Hause gegessen. Allein. Mit mir. Howard war nicht zu Hause.«
    Â»Wo war er?«, bohrte Michael nach, den Blick voller Mitgefühl und Sorge.
    Â»Ich weiß nicht. Als ich Vivienne gefragt habe, hat sie nur gesagt: ›Wer weiß das schon, und wen kümmert das?‹« Ich hatte die Stimme meiner Mutter nachgeahmt und schüttelte den Kopf. »Okay«, fuhr ich fort. »Neues Thema. Rate mal, was Dienstag für ein Tag ist.«
    Michael tippte sich ein paar Mal ans Kinn. »Keine Ahnung.«
    Â»Komm schon, du weißt das ganz genau, Michael. Das ist nicht lustig.«
    Â»Valentinstag?«
    Â»Hör auf!«, schimpfte ich und trat ihn vorsichtig unter dem Tisch. Er grinste nur. »Du weißt ganz genau, was am Dienstag ist. Es ist mein Geburtstag.«
    Â»Ach ja. Puh, du wirst alt, Jane.«
    Ich nickte. »Ich denke, meine Mutter gibt eine Party für mich.«
    Â»Hm«, machte Michael.
    Â»Na ja, eigentlich ist mir die Party ziemlich egal. Ich hätte viel lieber einen richtigen eigenen Hund.«

    Michael nickte.
    Â»Cat hat deine …«, begann ich zu sagen, hielt aber mitten im Satz inne.
    Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie Vivienne den Scheck unterschrieb. Gleich würden sie und
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