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AC/DC - Maximum Rock N Roll

AC/DC - Maximum Rock N Roll

Titel: AC/DC - Maximum Rock N Roll
Autoren: Murray Engleheart , Arnaud Durieux
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Einleitung

    Die Geschichte ging in etwa so. Jerry Lee Lewis wusste, dass etwas nicht stimmte. Er begriff nicht genau was, aber er hatte den Eindruck, als ob ein paar Zuschauer in einer der VIP-Logen mehr Aufmerksamkeit auf sich zogen als er selbst.
    »The Killer« ertrug die zunehmende Missachtung seiner Person, solange er konnte, dann warf er dem Publikum einen typischen »Killer«-Blick zu – und stürmte von der Bühne. Niemand war darüber mehr enttäuscht als das prominente Paar oben auf dem Rang – John Lennon und Yoko Ono. Da es Lennon wichtig war, die korrekte Respektrangfolge wiederherzustellen, gingen Yoko und er hinunter in Lewis’ Garderobe. Dort fiel Lennon in ehrfürchtiger Pose vor seinem Helden auf die Knie und rief: »Jerry Lee Lewis! Der wahre König des Rock’n’ Roll!«
    In den letzten dreißig Jahren haben sich Malcolm Young und sein Bruder Angus, der durchgeknallte Gitarrist in der Schuluniform, mit Hingabe der Aufgabe gewidmet, das musikalische Erbe von Lennon und Lewis mit dem Vermächtnis von Größen wie Chuck Berry und Little Richard unter einen Hut zu kriegen – und anschließend das klangliche Ergebnis durch eine dröhnend laute Verstärkeranlage zu jagen.
    Mit diesem Sound und insgesamt mehr als 150 Millionen verkauften Alben ist es AC/DC gelungen, bei gutem Sex, Abenteuern unter Alkoholeinfluss, Schlägereien, Hochzeiten, Beerdigungen, Fahrten in heißen Schlitten oder Sitzungen beim Tätowierer zwischen Brüssel und Brisbane, Montreal und Manchester und Millionen anderen Orten auf dem Globus für die richtige musikalische Untermalung zu sorgen.
    Und damit haben es AC/DC nicht nur geschafft, eine großartige Rockband zu werden, sondern eine globale Kulturinstitution.
    Vom ersten Tag an war es dieses spezielle musikalische Band zwischen Malcolm und Angus, das beinahe ohne Worte funktionierte, ihre Akribie, ihr Selbstbewusstsein und ihre geradezu schweizerische Präzision in Sachen Timing und Groove, das die Fans in ihren Bann zog.
    Ihr Erbe besteht aus einem unendlichen Katalog donnernder Gitarrenriffs, die sie zuerst mit Bon Scott erschufen und dann mit Brian Johnson zur vollen Blüte brachten. Dabei sind es vor allem die Momente zwischen den Akkorden – die Atempausen, wenn man so will -, die zu ihrem Markenzeichen geworden sind.
    Wie sagte Steve Marriott von den Small Faces und Humble Pie einmal dem Gitarristen Chris Turner, der später bei Rose Tattoo spielte: »Es sind die Pausen, die wirklich rocken.«
    Und so ist es auch mit AC/DC, die sich ironischerweise ursprünglich The Younger Brothers nennen wollten – nach den Gesetzlosen im Wilden Westen, die eine Zeit lang mit Jesse James durch die Prärie zogen – und dann feststellen mussten, dass sich ausgerechnet Turner diesen Namen schon gesichert hatte.
    Was aber ist ihr Geheimelixier? Wie haben sie es geschafft, aus Rockmusik eine wahre, wenn auch zunächst simpel erscheinende und vollkommen reine Kunstform zu machen, an der Zusatzstoffe, Konservierungsmittel und kurzlebige Musiktrends einfach abprallen? Warum gelingt es ihnen weiterzumachen, während viele ihrer Zeitgenossen unter die Räder kamen? Wie kam es, dass AC/DC mit verächtlichem Blick zusehen konnten, wie ihre vielen Kritiker einer nach dem anderen kapitulierten?
    Das ist auch deswegen so schwer verständlich, weil die Gebrüder Young der Rolle als Rockstars weder optisch noch vom Verhalten her entsprechen. Es ist fast ein bisschen so, als fände man heraus, dass der mickrige Typ in den schlecht sitzenden Klamotten und mit den zentimeterdicken Brillengläsern, den man jeden Morgen im Bus trifft, in Wirklichkeit ein erfolgreicher Preisboxer ist, dem die Frauen zu Füßen liegen.
    Es werden Kinder nach ihnen benannt, teilweise mit allen erdenklichen Details sogar, wie bei dem Jungen, der offiziell den Namen Angus Malcolm George erhielt (George nach dem älteren Bruder der Youngs, dem früheren Mitglied der Easybeats und Mentor der Band). Und als die Eltern der Kombination aus Vornamen am Ende noch einen Bon hinzusetzen – was für ein genialer Geburtsregistereintrag -, bekam der zuständige Standesbeamte vermutlich nervöse Zuckungen.
    Dann gibt es da auch noch die dänische Stripperin, die nur zu AC/DC-Songs arbeitet, der Fan aus Melbourne, der seine Alkoholabhängigkeit überwand, indem er eine Woche lang über Kopfhörer in voller Lautstärke das Album Powerage hörte, und der Radiosender aus Los Angeles, der eine Zeit lang die sogenannte
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