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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany
Autoren: Patterson James
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der Tür zur Bibliothek stand Vivienne, die mittlerweile ebenfalls eingetroffen war. Sie unterhielt sich mit einem großen, grauhaarigen Mann, der eine Smokingjacke und Jeans trug. Ich hatte ihn ein paarmal bei den Proben zu Kansas gesehen und wusste, er war so eine Art Autor. Die beiden standen sehr nahe beieinander, und ich bekam das Gefühl, dass er für die Rolle von Viviennes viertem Ehemann vorsprach. Würg.
    Eine kleine alte Dame, die in Das Problem mit Kansas die Großmutter spielte, hakte den Griff ihres Spazierstocks in meinen Kragen ein.
    Â»Du scheinst ein nettes Mädchen zu sein«, sagte sie.
    Â»Danke. Ich versuche es zumindest«, erwiderte ich. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Â»Ja, vielleicht könntest du mir von der Bar dort drüben ein Glas Wasser und einen Jack Daniels holen«, antwortete sie.
    Â»Klar. Pur oder auf Eis?«
    Â»Meine Güte, du bist aber eine ganz Gescheite. Bist du etwa eine Liliputanerin?«
    Lachend blickte ich zu Michael, der dem Klavierspieler etwas zuflüsterte. Was hatte er vor?

    Als ich auf eine der Bars zuging, meldete sich eine laute Stimme. »Dürfte ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?« Es war der Klavierspieler. Schweigen legte sich über die Gäste.
    Â»Ich habe soeben erfahren … ich weiß aber nicht sicher, von wem … dass heute ein besonderer Tag für jemanden ist … Sie ist heute neun Jahre alt geworden … Viviennes Tochter.« Viviennes Tochter? Das war ja ich.
    Ich lächelte glücklich und gleichzeitig selbstbewusst. Alle drehten sich zu mir. Der Anführer der Show hob mich hoch und stellte mich auf einen Stuhl – plötzlich war ich größer als alle anderen. Ich sah mich nach meiner Mutter um, die, wie ich hoffte, stolz lächelte, konnte sie jedoch nirgends erblicken. Auch der Autor war fort. Dann setzte die Musik ein, und alle sangen »Happy Birthday.« Es geht doch nichts über einen professionellen Broadway-Chor, der »Happy Birthday« singt. Ich glaube, es war das schönste »Happy Birthday«, das ich je gehört habe. Mein ganzer Körper wurde von einem Schauder gepackt, und vielleicht wäre dies der schönste Moment in meinem Leben gewesen, hätte ihn meine Mutter mit mir geteilt.
    Als er vorbei war, hob mich der nette Schauspieler wieder vom Stuhl, alle applaudierten, und die Party wurde wieder zur Premierenfeier. Der Geburtstag war vorbei.
    Plötzlich rief eine bekannte Stimme meinen Namen. »Jane! Ich glaube, dieses große, hübsche Mädchen kenne ich.« Ich wirbelte herum – vor mir stand mein Vater Kenneth. Er wirkte furchtbar groß, insbesondere für jemanden, der angeblich kein »Rückgrat« hatte.
    Â»Daddy!«, rief ich und rannte in seine Arme.

SECHS
    G ott, wie ich es liebte, umarmt zu werden. Besonders von meinem Vater. Er legte seine Arme um mich, kalte Luft und ein schwacher Duft seines Rasierwassers stiegen mir in die Nase. Ich atmete tief ein, glücklich und erleichtert, dass mein Vater gekommen war.
    Â»Hast du etwa geglaubt, ich hätte deinen neunten Geburtstag vergessen?«, fragte mein Vater. Er ließ von mir ab und zog mich an der Hand mit sich fort. »Los, schnell nach draußen in die Halle. Wenn deine Mutter rausbekommt, dass ich auf ihrer Party aufgetaucht bin, dreht sie durch.«
    Â»Die anderen werden sie wieder beruhigen«, sagte ich. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt noch hier ist.«
    Wir schoben uns durch die Menge in die Eingangshalle, wo mich zwei Überraschungen erwarteten: eine große Schachtel mit einem gelben Band und die aktuelle Freundin meines Vaters. Ich erinnerte mich, dass Vivienne etwas über Ellies »Balkon« gesagt hatte, und darüber, dass er nicht echt sei, aber ich hatte keine Ahnung gehabt, wovon sie geredet hatte.
    Â»Du erinnerst dich doch bestimmt noch an Ellie«, stellte Dad sie mir vor.
    Â»Hm. Hallo, Ellie. Ich freue mich, dass du gekommen
bist.« Jahrelanger Anstandsunterricht machte sich bezahlt.
    Â»Alles Gute zum Geburtstag, Jane«, wünschte mir Ellie. Sie war sehr blond und hübsch und schien sehr viel jünger zu sein als meine Mutter. Ich wusste, meine Mutter nannte sie »das Schulmädchen« und verzog ihr Gesicht, sobald die Sprache auf sie kam.
    Â»Mach dein Geschenk auf«, forderte mich Dad auf. »Ellie hat mir beim Aussuchen geholfen.«
    Ich zog am gelben Band, das sich im
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