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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany
Autoren: Patterson James
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Jason an unserem Tisch stehen und mich mit sich fortzerren. Auch dieser für mich und Michael wundervolle Sonntagnachmittag im St. Regis näherte sich dem Ende.
    Â»Da kommt sie, Michael«, flüsterte ich. »Mach dich unsichtbar.«

DREI
    V ivienne, Jason im Schlepptau, schlenderte zu unserem Tisch, als wäre sie die Besitzerin des St. Regis. Niemand im Astor Court hätte geglaubt, dass diese wun derschöne Frau mit dem perfekten Make-up, der perfekten Haut und der perfekten Tönung auch nur im Entferntesten mit dieser pummeligen Achtjährigen mit dem krausen Haar und Karamellsoße auf den Wangen verwandt wäre.
    Aber das waren wir. Mutter und Tochter.
    Vivienne küsste mich auf die Wange und machte sich an die Arbeit. An die Arbeit mit mir.
    Â»Jane-Herzchen …« Fast immer nannte sie mich »Jane-Herzchen«, als hieße ich wirklich so. »Musst du immer zwei Desserts bestellen?«
    Jason, der Promi-Friseur, versuchte zu helfen. »Sei doch nicht so, Vivienne. Das zweite Dessert war Melone. Das ist doch nicht schlimm. Klar, ein paar Kohlenhydrate, aber …«
    Â»Jane-Herzchen, wir haben uns über dein Gewicht unterhalten …«, begann meine Mutter.
    Â»Ich bin erst acht Jahre alt«, unterbrach ich sie. »Wie wär’s, wenn ich dir verspreche, dass ich später magersüchtig werde?«

    Michael lachte so heftig, dass er beinahe vom Stuhl kippte.
    Sogar Jason lächelte.
    Vivienne verzog keine Miene. Wie immer versuchte sie, nicht die Stirn zu runzeln, weil sie nicht so schnell Falten bekommen wollte. Jedenfalls nicht vor neunzig oder so.
    Â»Sei nicht so altklug, Jane-Herzchen.« Sie drehte sich zu Jason. »Sie liest viel zu viele Bücher.«
    O ja, wie schrecklich, dachte ich.
    Vivienne wandte sich wieder mir zu. »Wir werden später über deine Essgewohnheiten weiterreden. Privat.«
    Â»Allerdings ist die Melone gar nicht für mich gewesen«, wandte ich ein. »Die hat Michael bestellt.«
    Â»Ah, ja.« Vivienne klang gelangweilt. »Michael, der wunderbare, allgegenwärtige imaginäre Freund.« Sie sprach zum Stuhl neben mir, der leer war, weil Michael auf der anderen Seite saß. »Hallo, Michael, wie geht’s denn?«
    Â»Hallo, Vivienne«, grüßte Michael, der wusste, dass Vivienne ihn weder sehen noch hören konnte. »Mir geht’s prima, danke.«
    Plötzlich zog Jason an meinem Haar.
    Â»Hey!«, beschwerte ich mich.
    Â»Damit müssen wir endlich was machen«, sagte er. »Vivienne, gib mir eine Stunde für dieses Haar. Es gibt keinen Grund, warum jemand so rumlaufen soll. Sie wird hinterher wie ein Vogue -Model aussehen.«
    Â»Toll!«, schwärmte Michael. »Genau darauf hat die Welt gewartet – auf ein achtjähriges Mädchen, das aussieht wie ein Vogue -Model.«

    Ich zuckte zusammen und zog mein Haar aus Jasons Finger.
    Â»Komm, Jane-Herzchen«, forderte Vivienne mich auf. »Heute Abend habe ich volles Programm. Ich muss mich um die Proben kümmern.« Ihr neuestes großes Broadway-Musical, Das Problem mit Kansas, hatte in wenigen Tagen Premiere.
    Â»Aber zuerst können wir wie immer bei Tiffany vorbeifahren, meine Liebe. Unsere gemeinsame Zeit.«
    Â»Was ist mit Janes Haar?«, beharrte Jason. »Für welchen Tag soll ich die Verschönerungsaktion einplanen?«
    Michael schüttelte den Kopf. »Du bist perfekt, so, wie du bist, Jane. Du brauchst keine Verschönerung. Das darfst du nie vergessen.«
    Â»Werde ich nicht«, versprach ich.
    Â»Was wirst du nicht?«, fragte Vivienne. Sie nahm eine Serviette, tunkte sie ins Wasserglas und putzte mir die Karamellsoße von den Wangen. »Eine Verschönerung ist eine tolle Idee, Jane-Herzchen. Es könnte bald eine gro ße, schicke Party für dich geben.«
    Sie hat daran gedacht! Eine Geburtstagsparty! Plötzlich hatte ich ihr alles andere verziehen.
    Â»Jetzt komm schon. Ich höre Tiffany rufen.« Vivienne wirbelte auf ihren Zehn-Zentimeter-Absätzen herum und stakste zum Ausgang, dicht gefolgt von Jason.
    Michael und ich erhoben uns. Er beugte sich vor und küsste mich auf den Kopf, direkt auf das krause Haar, das Jason derartige Qualen bereitete.
    Â»Wir sehen uns morgen«, verabschiedete er sich. »Ich vermisse dich jetzt schon.«

    Â»Ich dich auch.«
    Ich blickte meiner Mutter nach, die mit ihren schlanken, gebräunten Beinen in der
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