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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany
Autoren: Patterson James
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EIUNDACHTZIG
    A propos Wunder, wie wär’s mit diesem hier:
    Nur weil das Leben hart ist und immer böse endet, heißt das nicht, dass dies auch für alle Geschichten gilt, selbst wenn man das in der Schule oder in Buchbesprechungen ständig gesagt bekommt. Eigentlich ist es gut so, dass Geschichten so unterschiedlich sind wie wir.
    Und unsere Geschichte endet glücklich.
    Riesige Scheinwerfer erleuchten den nächtlichen Himmel über New York, ein Zeichen, dass es um eine wirklich große Sache geht. Menschen wedeln mit Stiften und Papier, verlangen schreiend Autogramme von den Schauspielern. Die Polizei hält die Menge auf der Sixth Avenue und 54th Street zurück. Der Andrang ist ziemlich einmalig.
    Mein Magen ist verkrampft, ich lächle aber, als wäre nichts, und gehe an den Paparazzi vorbei ins Kino. Ich trage ein rotes Satinkleid. Es sitzt an den Hüften etwas eng und ist unten sehr weit. Aber ich sehe gut aus. Das weiß ich, weil ich mich langsam an diese Dinge gewöhne und ein Gefühl für mich bekomme.
    Während ich den Gang entlang zu meinem Platz gehe, kann ich fast meine Mutter hören. »Oh, Jane-Herzchen, ein schickes Kleid wie dieses verdient besseren Schmuck«,
würde sie sagen. »Warum gehst du nicht an meinen Tresor und suchst dir was Hübsches aus? Du siehst so … unvollständig aus.«
    Â»Mutter, bitte, nicht heute Abend«, sage ich fast zu laut.
    Ich setze mich allein in die dritte Reihe. Das ist aber in Ordnung so. Damit komme ich zurecht. Ich bin erwachsen.
    Dann sehe ich Michael. Er sieht flott aus, wie er flott den Gang entlangeilt und sich neben mich setzt. »Geschafft«, keucht er.
    Â»Ich bin ein nervliches Wrack«, sage ich, als wüsste er das nicht.
    Er nimmt mich kurz in die Arme, und schon habe ich mich beruhigt.
    Ein wenig. Er ist beruhigend, sexy und lieb – alles auf einmal.
    Â»Okay, jetzt bin ich ein Nervenwrack, das tierisch in einen Mann verliebt ist, der vielleicht gar nicht echt ist.«
    Michael stößt mich leicht in die Seite – solche Stöße gehören derzeit zu unserem Leben.
    Â»Okay, du bist echt«, stelle ich fest.
    Endlich wird es dunkel im Saal, und der Film beginnt.
    Die Zuschauer fangen im gleichen Moment zu jubeln an, aber das zählt nicht, weil sie vom Studio und den PR-Agenturen sind.
    Â»Der Film gefällt ihnen!«, sagt Michael.
    Â»Er hat noch nicht begonnen.«
    Eine Titelkarte füllt den Bildschirm aus. »Jane Margaux
in Zusammenarbeit mit ViMar Productions präsentiert Dem Himmel sei Dank.« Wieder wird anerkennend gejubelt.
    Ich beuge mich zu Michael hinüber. »Die Musik jedenfalls klingt fabelhaft.« Violinen und sanfte Blechbläser.
    Genau richtig als Einführung für die erste Szene dieser netten, leichten Komödie.
    Eine Kamera schwenkt über eine Menschenmenge, hält vor einem Tisch im Astor Court im St. Regis Hotel. Die Szene war tatsächlich im St. Regis gedreht worden.
    Ein bewundernswertes kleines Mädchen sitzt am Tisch. Sie bleibt einen Moment im Bild, damit wir sie kennenlernen. Rote Wangen, unwiderstehliches Lächeln.
    Dann schwenkt die Kamera zu ihrem Begleiter, einem hübschen Mann, vielleicht dreißig Jahre alt. Lässt sich nicht sicher sagen.
    Aber er ist eindeutig ein Star.
    Â»Und was nimmst du heute?«, fragt er.
    Â»Das weißt du doch«, antwortet das Mädchen.
    Â»Ich weiß. Kaffeeeis mit Karamellsoße.«
    Der Schauspieler ist perfekt für diese Rolle. Ein Unbekannter, den ich zufällig entdeckt habe. Außerdem brauchte er Arbeit.
    Es ist Michael in der Rolle von Michael. Wer sonst hätte ihn spielen können?
    Ich beobachte ihn auf der Leinwand, während er neben mir sitzt und meine Hand hält. Irgendwie ist doch alles im Leben nicht ganz echt.
    Dann frage ich mich, ist die Vorstellung oder der Glaube daran, dass ein Mann und eine Frau ihr Glück eine
Weile gemeinsam leben können, so abwegig? Schließlich ist das alles, was wir haben.
    Ganz und gar nicht. Denn es ist mir, Jane-Herzchen, passiert, also kann es jedem passieren.
    Ãœbrigens, die Zuschauer waren begeistert von Dem Himmel sei Dank.

EPILOG
    Erdbeeren mit Schlagsahne

DREIUNDACHTZIG
    M ichael saß an einem Tisch im Astor Court im St. Regis mit einem bewundernswerten vierjährigen Mädchen namens Agatha, das aber lieber Aggie genannt werden wollte.
    Aggie war Michaels letzter Auftrag, und
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