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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany
Autoren: Patterson James
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ließ nach, aber der Husten blieb. Ich versuchte zu schlucken, was die Sache nur schlimmer machte. Und wieder wurde mir übel, was mir mittlerweile Angst bereitete. Alles in mir brannte, der Brechreiz plagte mich, obwohl mein Magen leer war, und mein Körper war mit kaltem Schweiß überzogen. Als ich zusammenbrach, landete ich mit dem Kopf auf der Badezimmermatte. Mir war heiß, und gleichzeitig zitterte ich vor Kälte. Ich hatte das Gefühl zu sterben. Mehr als mit den Augen zu blinzeln brachte ich nicht mehr zustande.
    Ich hörte das Telefon im Schlafzimmer klingeln, glaubte aber nicht, dass ich es schaffen würde, aufzustehen oder auch nur zu kriechen. Es musste Vivienne sein. Wie gerne hätte ich mit ihr geredet. Oder war es Michael?
    Mühsam drückte ich mich vom Boden hoch und taumelte hinüber.

ZW EIUNDSIEBZIG
    M ichaels Sorgen und Ängste, sein schlechtes Gewissen und der Mangel an Schlaf setzten ihm auf der Fünf-Uhr-dreißig-Fähre von Nantucket aufs Festland ordentlich zu.
    Seine Augen brannten, und sein Pullover mit Zopfmuster schützte nicht gegen den feuchten, kühlen Wind vom Atlantik.
    Sein fürchterlicher Zustand und seine Verwirrung lie ßen auch im Bus zum Flughafen von Boston und auf der Strecke von Logan nach LaGuardia nicht nach und wirkten sich seltsam auf seine Sehfähigkeit aus. Alles Farbige um ihn herum war verwaschen oder grau in grau. Erst einige Stunden zuvor hatte er mit Jane ein paar glückliche Tage in Nantucket verbracht, die glücklichste Zeit seines Lebens. Jetzt hatte sich alles geändert.
    Â 
    An seinem Wohnhaus angekommen, schleppte er sich die Treppe hinauf. Aus Owens Wohnung drang Gelächter. Die Stimme einer Frau. Eine neue Eroberung? Mein Gott, was war Jane ihrer Meinung nach für ihn gewesen? Hatte sie jetzt denselben Eindruck von ihm wie er von Owen? Natürlich.
    Er ließ seine Tasche auf den Boden fallen, doch er hielt
es in seiner Wohnung nicht aus. Jetzt nicht, nicht in diesem Zustand.
    Wenige Minute später eilte er den Broadway entlang, vorbei an grauen Menschen, grauen Taxis und den grauen Häusern von New York. Er vermisste Jane so sehr, dass der Schmerz in seiner Brust für ihn etwas Lebensbedrohliches hatte. Was tat sie gerade? Ging es ihr gut? Hatte sein Plan funktioniert?
    Schließlich hielt er es nicht mehr aus und rief bei ihr zu Hause an. Nachdem das Telefon mehrmals geklingelt hatte, hörte er Janes Stimme: »Hier ist Jane. Hinterlassen Sie bitte eine Nachricht, wenn sie wichtig für mich ist. Danke.«
    Wie er diese Stimme liebte!
    In der Nähe des Lincoln Center wurde er beinahe von einem Motorrad angefahren, das rechts abbog. »Wach auf, du Arschloch!«, rief der Fahrer. Guter Tipp. Gerne wäre er aus diesem schrecklichen Albtraum aufgewacht.
    Er ging noch einen Block weiter, weil er sich bewegen wollte, bis es ihm plötzlich bewusst wurde: Ich habe ein Ziel, ich gehe an einen bestimmten Ort!
    Aber wohin?
    Offenbar Richtung Nordosten.
    Endlich merkte er, dass ihn eine äußere Kraft lenkte. Und plötzlich wusste er es oder glaubte es zumindest.
    Er rannte los.
    Seine Augen füllten sich mit Tränen, die nicht mehr versiegen wollten. Menschen starrten ihn an und boten ihre Hilfe an. Er rannte einfach weiter. Er kannte das Ziel.
    Das New York Hospital.

    Und er wusste, was ihn dort erwartete.
    Â»O Gott, Jane! Das darf nicht geschehen!«
    Ich wünschte, ich hätte Jane mehr geküsst und umarmt, dachte er.
    Ich wünschte, ich wäre in Nantucket geblieben.
    Ich wünschte …

DREIUNDSIEBZIG
    E ndlich, die York Avenue Ecke 68th Street. Michael war fast da.
    Er preschte durch die Eingangstür des New York Hospital. Ironie des Schicksals: Hier war er schon einmal gewesen, als sich Jane als Kind die Mandeln hatte herausnehmen lassen müssen.
    Er wusste, wo sich die Fahrstühle befanden, weswegen er am Empfangsschalter vorbeilief.
    Den Flur entlang nach rechts.
    Er musste in den siebten Stock.
    Zimmer 703.
    Vor ihm strömten Menschen in den Fahrstuhl. Zwei Krankenschwestern, die Händchen hielten, ein Arzt, ein paar Besucher, ein kleines Mädchen, das um seinen Großvater weinte. Warum gab es all dieses Leiden auf der Welt? Immer mehr Fragen drängten sich ihm auf.
    Â»Ich glaube nicht, dass noch jemand reinpasst.« Der Arzt wollte ihn aufhalten.
    Â»Doch, doch, das geht«, widersprach Michael. »Sie wären überrascht,
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