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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany
Autoren: Patterson James
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wozu wir fähig sind.«
    Â»Wir«, hatte er gesagt. Wir.
    Die Menschen im Fahrstuhl blickten sich an, als wollten sie sagen: Wir haben einen Verrückten an Bord.

    Schließlich schlossen sich die Türen, und der Fahrstuhl bewegte sich nach oben.
    Â»Ich hätte sie nicht verlassen dürfen«, murmelte Michael. Ich hätte in jedem Fall bei Jane bleiben müssen. Und jetzt? Sein verrückter Plan hatte nicht funktioniert. Er hatte ihr grundlos Schmerzen bereitet. Wie dumm er gewesen war!
    Endlich hielt der Fahrstuhl im siebten Stock. Michael verließ ihn als Erster, rannte an der Schwesternstation vorbei und blieb vor Zimmer 703 stehen.
    Die Tür stand einen Spaltbreit offen. Er strich sein verschwitztes Haar nach hinten und wischte sich das Gesicht am Hemdsärmel ab. Er musste gelassen, gefasst wirken, obwohl er sich wie ein Häufchen Elend vorkam. Er hatte das Gefühl, sein Herz würde platzen. Schon vorher hatte er diesen Druck in seiner Brust gespürt, und jetzt war er stärker geworden.
    Schließlich öffnete er die Tür und ließ seinen Blick durchs Zimmer wandern. Eine Krankenschwester saß neben dem Bett und beobachtete einen Herzmonitor.
    Was er dann sah, ließ seinen Atem stocken. Er hob die Hand an seinen Mund, dennoch stieß er laut die Luft aus.
    Das hatte er nicht erwartet. Das als Letztes. Aber damit ergab alles einen Sinn, was passiert war. Es hatte doch einen Plan gegeben.

VIERUNDSIEBZIG
    J emand anderes lag in dem Krankenhausbett.
    Nicht Jane. Nicht der Mensch, den er dort erwartet hatte und um den es ihm so leidgetan hätte.
    Es war Vivienne.
    Die Puzzleteile, die er vorher nicht hatte zuordnen können, rutschten wie von allein an die richtige Stelle. Es war Vivienne, die sterben musste. Um ihr zu helfen, hatte er zurückkommen müssen.
    Reglos lag sie da. So hatte er sie noch nie gesehen. Ihr Gesicht unter der gebräunten Haut war unnatürlich blass, und sie war nicht geschminkt. Der weiße Ansatz ihres offenen Haars war zu erkennen. Doch auf eine Art sah sie gelassen und schön aus. Sie ähnelte stark Jane, an die er mit Schmerzen dachte. Er würde gerne helfen, wenn er könnte. Beiden.
    Â»Vivienne«, sagte er, und zur Krankenschwester: »Ich gehöre zur Familie. Kann ich kurz mit ihr allein sein?«
    Die Krankenschwester erhob sich lächelnd. »Ich warte gleich draußen. Sie wissen ja, dass sie einen Schlaganfall hatte.«
    Vivienne öffnete die Augen und blickte ihn an, schloss sie aber kurz wieder, als müsste sie überlegen, was los war.

    Â»Vivienne«, sagte er leise. »Ich bin hier, um Ihnen zu helfen. Ich bin Michael.«
    Sie öffnete ihre Augen, deren Blau noch immer bestechend war. »Michael?«, fragte sie mit einer sanften Stimme, wie er sie noch nie von ihr gehört hatte. »Janes Michael?«
    Â»Ja, Janes Michael.« Er nahm ihre Hand. »Ich wünschte, Sie könnten sehen, wie wunderschön Sie sind. Sie sehen aus, wie Sie immer aussehen wollten. Wunderschön.«
    Â»In meiner Handtasche ist ein Spiegel«, sagte sie.
    Michael holte ihn und hielt ihn Vivienne vors Gesicht. Er hatte sie nie so verletzlich erlebt, wie ein Kind, das sich endlich nach draußen traute.
    Â»Ich habe schon besser ausgesehen. Und schlimmer vermutlich auch. Spielt aber jetzt keine Rolle mehr.«
    Â»Doch, das tut es«, widersprach Michael. »Gut auszusehen ist die beste Rache.«
    Lächelnd legte sie ihre Hand auf seine. »Wo ist meine Tochter? Ist Jane hier?«, fragte sie. »Ich kann nicht gehen, ohne mein Jane-Herzchen noch mal gesehen zu haben.«

FÜNFUNDSIEBZIG
    W as wäre gewesen, wenn ich es nicht geschafft hätte, ans Telefon zu gehen und mir die schluchzende MaryLouise nicht völlig unzusammenhängend erzählt hätte, dass ich so schnell wie möglich rüber ins New York Hospital gehen sollte? Nachdem ich aufgelegt hatte, hatte ich das Gefühl, neben mir zu stehen. Noch immer ging es mir schlecht, aber mir war weniger übel. Nur ein bisschen schwindlig im Kopf und etwas wacklig auf den Beinen. Ich zog mich um, und während ich zur Eingangshalle rannte und Martin, den Portier, bat, ein Taxi zu rufen, dachte ich wieder, ich würde eine andere Frau beobachten.
    Aber ich war es, die vor dem New York Hospital aus dem Taxi ausstieg und zur Information rannte und erfuhr, dass Vivienne Margaux in Zimmer 703 lag.
    MaryLouise wartete vor der
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