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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany
Autoren: Patterson James
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meisten Menschen dünner wirken. Aber aus unerfindlichen Gründen siehst du in Schwarz aus, als hättest du eine riesige Oberweite.«
    Mein Lächeln wurde noch breiter. »Okay, Mama. Ich werde Rosa tragen. Ich habe nur dieses eine Kleid.«
    Â»Du bist lustig«, sagte meine Mutter. »Das warst du immer. Rosa auf einer Beerdigung. Bitte, mach das.«
    Ich blickte hinüber zu Michael, der ebenfalls lächelte.
    Meine Mutter schloss die Augen. Ihr Körper erschauderte. Ich hasste es, sie zu verlieren. Meine Mama. Endlich war sie meine Mama.
    Michael ging um das Bett herum und ergriff ihre andere Hand. Tja, das war’s. Es ging alles viel zu schnell.

    Ich beugte mich zu Vivienne und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Lächelnd öffnete sie die Augen noch einmal. Mit einem leichten Nicken bedeutete sie mir, wieder näher zu kommen.
    Â»Jane, das Einzige, was mir am Sterben missfällt, ist, mich von dir verabschieden zu müssen. Ich liebe dich so sehr. Mach’s gut, Jane-Herzchen.«
    Â»Mach’s gut, Mama. Ich liebe dich auch.«
    Dann gab mir meine Mutter einen letzten Kuss, der mich immer an sie erinnern würde.

SIEBENUNDSIEBZIG
    W ie es sich Vivienne gewünscht hatte, wurde sie in ihrem Galliano-Kleid beerdigt. Sie sah wunderschön aus. Eigentlich war die gesamte Beerdigung phantastisch und ergreifend. Klar, Vivienne hatte alles bis ins kleinste Detail geplant.
    Ich trug Rosa. Yves-Saint-Laurent-Rosa.
    Die Trauerfeier fand natürlich auf der Park Avenue in der St. Bartholomew’s Church statt.
    Zwei Pianisten gaben einen makellosen Brahms zum Besten, als hätte Vivienne über ihnen gewacht. Anschlie ßend spielte ein Solist die Melodien aus mehreren Musicals, die meine Mutter produziert hatte. Ein paarmal sangen die Trauergäste einfach mit.
    Am Ende der Trauerfeier an diesem sehr warmen Frühlingstag erhoben wir uns und sangen das Lieblingslied meiner Mutter: »Jingle Bells«. Das war allerdings so un- Vivienne, dass es schon wieder perfekt war. Wie sie es erwartet hätte. Ich war glücklich für sie. Meine Mutter hatte einen letzten Hit produziert.
    Â»Haben nur noch die Cocktails gefehlt, dann wäre es eine Vivienne-Margaux-Wiedersehensfeier gewesen«, bemerkte Michael draußen auf dem Weg zu den Limousinen.

    Â»Mir hat es sehr gefallen.« Ich umarmte ihn. »Weil es ihr gefallen hätte.«
    Jeder, der etwas darstellte oder dies zumindest glaubte, war gekommen. Nicht nur Elsie und MaryLouise und die anderen Leute aus dem Büro, sondern sehr berühmte Schauspieler, Regisseure und Choreographen, dazu die Bühnenarbeiter, Requisiteure und Maskenbildner. Alle waren sie da, um meine Mutter und ihre Leistungen zu ehren. Ja, sie hatte viel geleistet, unter anderem mich erzogen, damit ich so bin, wie ich bin.
    Mein Vater war mit seiner Frau Ellie gekommen, die im Alter von achtundvierzig Jahren endlich älter aussah als dreißig. Oder vielleicht hatte sie sich nur wegen meiner Mutter entsprechend angezogen.
    Howard, mein Stiefvater, war gekommen. Nüchtern. Er erzählte, er habe nie aufgehört, Vivienne zu lieben. »Ich auch nicht, Howard. Ich auch nicht«, sagte ich und nahm ihn in den Arm. Der alte Friseur meiner Mutter, der mit dem Solo-Namen Jason, war erschienen. Wie Vivienne war er ein Zeugnis für die perfekte plastische Chirurgie. Und er hatte meiner Mutter einen letzten Gefallen erwiesen. Er war von Palm Springs nach New York geflogen, nur um ihr die Haare zu richten.
    Selbst Hugh McGrath tauchte auf. Er schüttelte meine Hand, umarmte mich, als wäre ich seine Exfrau, und sagte, wie leid ihm alles tue. Beinahe glaubte ich ihm, bis ich mich daran erinnerte, dass er Schauspieler war. Und ein Schwein.
    Die Fortsetzung der Feierlichkeiten auf einem Friedhof in Westchester County war ergreifend und kurz. Auch das
entsprach Viviennes genauen Anweisungen. Der Pfarrer erinnerte uns daran, dass das Leben viel zu kurz ist und wir für eine andere Welt jenseits dieser bestimmt sind. Er habe keinen Zweifel, dass Vivienne im Himmel ihre Shows produziere. Gut gesagt, aber dann reichte es auch.
    Ich legte eine einzelne Rose auf den Sarg meiner Mutter. Das entsprach meinem Stil. Ich betete, meine Mutter möge in Frieden ruhen und, falls sie von oben zuschaute, dass alles so war, wie sie es hatte haben wollen. Ich trage Rosa, Mama!
    Schließlich ergriff Michael meine Hand, und wir gingen
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