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Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Titel: Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)
Autoren: Sebastian Schnoy
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Als Europa noch verliebt war
    Man muss sein Herz
    über die Hürde werfen.
    Helmut Schmidt
    Man sagt, das Paradies sei da, wo die Polizisten Briten sind, die Mechaniker Deutsche, die Köche Franzosen, die Liebhaber Italiener und alles von den Schweizern organisiert wird. Und die Hölle sei dort, wo die Köche Briten sind, die Polizisten Deutsche, die Mechaniker Franzosen, die Liebhaber Schweizer und alles von den Italienern organisiert wird.
    Heute scheint unser guter, alter Kontinent eher auf dem Weg in die Hölle zu sein. Und wie sieht es speziell bei uns Deutschen aus? Hat nicht auch unser Abstieg längst begonnen? Schauen wir doch mal genauer hin: 1450 hat Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Lettern erfunden – eine Glanzleistung, denn bis dahin mussten nahezu alle Bücher mühselig mit der Hand abgeschrieben werden. Nur fünfhundert Jahre später führt ein anderer Guttenberg das Abschreiben wieder ein.
    Und: Wir Deutschen sterben langsam, aber sicher aus. Inzwischen stellen Luxemburger und Chinesen zusammengerechnet ein Viertel der Weltbevölkerung! Mit dieser Zahl schreckt der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker gerne seine Zuhörer auf, wenn diese der Meinung sind, sein Land sei ein sehr kleines Land, auf dessen Vertreter man nicht hören müsse. Was die Größe angeht, stimmt das natürlich. Juncker hat, streng genommen, weniger Untertanen als der Hamburger Bürgermeister. Aber man kann die Dinge eben auch anders sehen und damit am Ende vielleicht sogar mehr vom Wahren, Guten und Schönen entdecken.
    Wussten Sie zum Beispiel, dass Deutschland in seiner Geschichte bereits sieben Mal bankrott war und Griechenland erst fünf Mal? Die haben also noch zwei Mal gut!
    Die gängige Meinung, die man momentan allerorten über Europa hören kann – hier fleißige Deutsche, dort faule Griechen, wehleidige Italiener, konsumsüchtige Spanier und besoffene Iren –, ist mit einem Blick in die Geschichte plötzlich gar nicht mehr so belastbar. Gerade die oft gescholtenen Südeuropäer hatten schon vor mehreren tausend Jahren eine Hochkultur mit Verkehrsstaus, Parkverboten, Fußbodenheizungen und Blind Dates – zu einem Zeitpunkt also, zu dem man aus unseren Eichenwäldern lediglich das Grunzen unserer Urururgroßväter hörte, die sich gegenseitig die Schädel einschlugen. Wenn man ganz genau hinhört, grunzen einige von uns noch immer – aber das ist ein anderes Thema. Fest steht: Unsere germanischen Vorfahren haben in Europa einst als Barbaren angefangen und dann auf Banausen umgeschult. Dass sie in Schlachten mitunter nackt auf ihre Gegner zustürmten, hat diese sehr verstört. Wer an einem FKK -Strand schon mal gesehen hat, wie ein älterer Herr am Volleyballnetz hochspringt, wird das nachvollziehen können. Da erhält das Wort «Fliehkraft» ganz neue Dimensionen. Auch die Römer sind angesichts dieses Schreckens stets geflohen.
    Von den banausenhaften Germanen damals bis zum deutschen Exportweltmeister im Maschinenbau heute war es ein sehr weiter Weg – das sollten wir uns immer vor Augen halten, wenn wir mal wieder abschätzig über unsere europäischen Nachbarn urteilen. Aber Vorurteile sind für ihre Besitzer natürlich ausgesprochen komfortabel und nur schwer abzubauen. Albert Einstein kommentierte das einmal so: «Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom.» Ein solches Vorurteil lautet: Italiener sind verschwendungssüchtig – nicht zuletzt haben sie das teuerste Parlament Europas. Dabei ist der neue Präsident, Giorgio Napolitano, schon 87 Jahre alt. Wenn der mal später eine lebenslange Präsidentenrente bekommt, dann ist das um einiges ökonomischer als bei uns in Deutschland! Wir sollten also besser nach Informationen Ausschau halten, die unsere Meinung zertrümmern können. Allein das relativiert sie und macht sie damit ausgewogener. Dafür lohnt sich auch immer ein Blick in die Vergangenheit.
    Eigentlich sind ja Historiker für die Erforschung unserer Geschichte zuständig, aber allzu großen Respekt braucht man nicht vor ihnen zu haben. Das fand auch der britische Schriftsteller William Somerset Maugham, als er ätzte: «Der Historiker ist ein Reporter, der überall dort nicht dabei war, wo etwas passiert ist.» «Geschichte» ist nichts weiter als eine Sammlung von Geschichten, die erzählt werden. Warum machen wir uns also nicht selbst auf die Suche nach diesen Geschichten? Und versuchen, die wirklich spannenden unter ihnen zu finden? Mein Wunsch
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