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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany
Autoren: Patterson James
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verzog er sein Gesicht zu einer Grimasse, und er legte die Hand auf seine Brust. »Jane«, sagte er verwirrt. »Jane.« Plötzlich brach er auf dem Gehweg zusammen.
    Â»Michael!« Ich sank neben ihm auf die Knie. »Michael, was ist los? Was ist denn? Michael!«
    Â»Schmerzen … in meiner Brust«, brachte er heraus.
    Ich rief um Hilfe, und zum Glück befanden sich noch einige Trauergäste in der Nähe, die sofort herbeigerannt kamen. »Die 911! Schnell«, rief ich. »Ich glaube, er hat einen Herzanfall. Bitte, rufen Sie die 911 an!«
    Ich blickte wieder zu Michael. Er war blass im Gesicht und schwitzte stark. Ich lockerte seine Krawatte und öffnete den obersten Knopf seines Hemdes, der absprang und auf dem Gehweg landete.
    Wie konnte das hier nur passieren? Ausgerechnet jetzt? Ich drohte, durchzudrehen und hysterisch zu werden, versuchte aber, mich zusammenzureißen.
    Â»Michael, es kommt gleich Hilfe. Ein Krankenwagen. Halte durch, ja?«
    Â»Jane«, flüsterte er.
    Â»Bitte, nicht sprechen.«

    Michael war leichenblass, und er sah unglaublich krank aus. Alles war so plötzlich geschehen, wie aus dem Nichts heraus.
    Â»Wir haben die 911 angerufen«, sagte ein Mann in schwarzem Anzug, den ich als jemanden vom Beerdigungsinstitut erkannte. »Sie sind schon auf dem Weg. Versuchen Sie sich zu entspannen, Sir. Es ist besser, wenn Sie nicht reden.«
    Â»Jane«, wiederholte Michael irgendwie verträumt. »Du hast freundliche Augen.«
    Ich beugte mich nah zu ihm hinunter. »Bitte, Michael, pst.«
    Michael schüttelte den Kopf, und ich dachte schon, er wollte sich aufrichten.
    Aber er blieb liegen. »Lass mich reden. Ich muss dir ein paar Dinge sagen.«
    Ich ergriff Michaels Hand und beugte mich wieder nach unten. Um uns herum hatten sich einige Menschen versammelt, doch für mich gab es nur uns beide dort auf dem Boden. Nur uns beide, wie immer.
    Â»Jahrelang habe ich gebetet, dich als Erwachsene wiederzusehen«, flüsterte er mit rauer Stimme. »Ich habe gebetet, dass das hier passiert, Jane. Ich habe viel darüber nachgedacht, habe mir gewünscht, dass es passiert. Und dann ist es passiert. Jemand hat mich erhört. Ist das nicht wunderbar?«
    Â»Pst«, machte ich. Tränen traten in meine Augen. Doch Michael wollte nicht schweigen.
    Â»Du bist etwas Besonderes, Jane. Ist dir das klar? Ja? Ich muss wissen, dass du das verstehst.«

    Â»Ja.« Ich nickte und sagte, was er hören wollte. »Ich habe dich verstanden. Ich bin was Besonderes.«
    Als Michael lächelte, sah er kurz wieder aus wie er selbst. Sein Lächeln war unglaublich, es war warm und freundlich und zärtlich. Ein Lächeln, das mich schon als Kind berührt hatte.
    Â»Ich hatte keine Ahnung, wie sehr ich dich lieben würde … und wie schön es werden würde«, fuhr er fort.
    Er drückte fest meine Hand. »Ich liebe dich, Jane. Ich liebe dich. Ich weiß, das habe ich schon gesagt, aber ich wollte es noch mal sagen. Ich liebe dich.« Tränen traten in seine Augen. »Das fühlt sich gar nicht so schlecht an«, stellte er mit einem komischen Lächeln fest.
    Dann schlossen sich seine Augen.

ACHTZIG
    D as, was anschließend passierte, war so unmöglich, dass es hätte gar nicht passieren können, weil es noch verrückter war als das, was bereits passiert war.
    Ein Krankenwagen brachte Michael ins Northern Westchester Hospital, dicht gefolgt von einem Polizeiwagen, in dem ich saß. Ein sehr freundlicher Arzt namens John Rodman erzählte, bei Michael seien vier zum Herzen führende Arterien verstopft, weswegen diese sofort geweitet werden müssten. Auch eine Herzoperation stünde zur Debatte. Ich sollte dem Arzt Dinge über Michael erzählen, die ich nicht wusste, zum Beispiel, wie alt er sei und ob er schon früher Herzprobleme gehabt habe.
    Dann war der Arzt fort, und ich saß allein im Wartezimmer. Bald traten weitere Besucher ein, die genauso nervös und beunruhigt wirkten, wie ich es war.
    Jetzt wird die Sache wirklich seltsam.
    Eine der Frauen – blondes Haar, Mitte dreißig, sehr liebenswürdig, wie man gleich bemerkte – erhob sich, holte sich einen Becher Wasser und kam zu mir.
    Â»Darf ich mich setzen?«, fragte sie. Ich nickte benommen, woraufhin sie sich setzte. »Ich bin eine Freundin von Michael«, erklärte sie. Ich zuckte mit dem Kopf nach oben und
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