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Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
Autoren: Varg Gyllander
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D ie Kälte drang durch die dicken Sohlen. Er stampfte ein paar Mal fest auf. Die kalte, feuchte Luft war durch seine vielen Kleiderschichten gesickert. Zwei dünne T-Shirts, einen Islandpullover, eine moosgrüne Kapuzenjacke und einen gefütterten, dunkelblauen Mantel. Er wünschte, er könnte auf der Stelle hüpfen, um die Blutzirkulation anzukurbeln, aber das ging nicht. Stattdessen trat er von einem Fuß auf den anderen und bewegte die Schultern auf und ab. Unbeholfene Versuche, wieder warm zu werden. Recht schnell gab er auf. Er kapitulierte vor der Kälte und richtete seine Aufmerksamkeit auf den großen Platz ein paar Hundert Meter vor ihm.
    Die Rufe der Demonstranten erreichten ihn fetzenweise und wurden zeitweilig von Gebell übertönt. Mit gefletschten Zähnen zerrten die Hunde an den Leinen und warfen sich der Menschenmasse entgegen, die zurückwich, nur um im nächsten Augenblick wieder wie eine Naturkraft auf die Tiere und die behelmten Hundeführer zuzuströmen.
    »Keine Nazis auf unseren Straßen! Keine Nazis auf unseren Straßen!«
    Hohe, wütende Mädchenstimmen, die langsam heiser wurden, und die Stimmen pubertierender Jungen im Falsett.
    Die Polizei hielt Abstand, stand in Grüppchen. Fünf berittene Polizisten gab es auch. Die Pferde scharrten unruhig mit den Hufen. Der Atem stand ihnen wie Rauch vor den Nüstern.
    Alle warteten. Nur die Hundeführer unternahmen ab und zu einen Ausfall Richtung Menschenmenge.
    »Bullenschweine, verdammte Faschisten! Ihr Schweine, ihr verdammten Schweine …«
    Die Worte drangen in dem kalten, fast windstillen Abend deutlich zu ihm herüber. Er kehrte an die Stelle unterhalb des Weges zurück, die er sich zum Warten ausgesucht hatte, und versuchte nochmals stampfend, die Blutzirkulation in Gang zu bringen. Der Schnee knirschte unter seinen Sohlen. Sein Atem kondensierte in der Luft, und er fragte sich, warum es so lange dauerte. Vielleicht warteten sie darauf, dass die Polizei die Situation im Griff hatte. Vielleicht wollten sie eine Konfrontation vermeiden.
    Jedenfalls an einem Tag wie diesem.
    Mit Mühe drehte er den Arm, aber seine Uhr war in den Ärmel gerutscht, so dass er die Zeiger nicht sehen konnte. Er atmete schwer und sah sich nach einem Platz zum Hinsetzen um. Nachdem er ein paar Meter in beide Richtungen gegangen war, musste er einsehen, dass der Waldrand unterhalb des Weges damit nicht aufwarten konnte. Er wollte aber auch nicht weiter weggehen, um ihr Kommen nicht zu versäumen.
    Müdigkeit überkam ihn. Er hatte jetzt schon lange gewartet.
    Ohne dass er etwas gesehen hätte, spürte er plötzlich eine Veränderung. Vielleicht war es das Geräusch, das ihn veranlasste, sich mühsam durch den verschneiten Graben zum Weg hochzuarbeiten. Sie waren jetzt noch zahlreicher, und die Furcht vor den Hunden schien nachgelassen zu haben oder wurde von dem Adrenalin und dem Gruppenzwang unterdrückt. Die Polizisten, die vor einigen Minuten noch abgewartet hatten, erweckten jetzt einen ganz anderen Eindruck. Er sah an ihrer Körpersprache, wie sie sich auf den Kampf vorbereiteten. Sie reckten sich und spannten ihre Muskeln an. Die Veränderung war deutlich. Obwohl die aufwändige Ausrüstung ihre Körper verbarg. Dunkle Kleidung, schwere Stiefel, Helme mit zerkratztem Visier. Und ebenso zerkratzte Schilde aus gehärtetem Plastik. Er streckte sich, um mehr sehen zu können.
    Die Sprechchöre waren jetzt synchroner.
    »Keine Nazis auf unseren Straßen! Keine Nazis auf unseren Straßen!«
    Der Lebensmittelladen am Platz war geschlossen, die Fenster mit Pressspanplatten abgedeckt. Der große Platz davor war nur teilweise erleuchtet, und die Menschenmasse war in die Dunkelheit Richtung Absperrung zurückgedrängt worden. Das Licht der Straßenlaternen wurde von den weißen Helmen der Polizisten zurückgeworfen. Die schwarzen Zahlen, mit deren Hilfe sich die Beamten unterscheiden ließen, waren deutlich zu sehen. Eine Straßenlaterne schien plötzlich zu explodieren. Glas regnete auf ein paar Beamte, die etwas abseits standen, herab. Er sah, wie sie erstaunt zur dunklen Lampe hochschauten. Auf der Erde funkelten die Glasscherben im Schein der noch unbeschädigten Laternen. Ein einhelliger Schrei erhob sich aus Hunderten von Kehlen zum Himmel, als die nächste Laterne mit einem perfekt gezielten Steinwurf zerschmettert wurde. Die Polizisten blickten verwirrt auf die Laterne. Dann sahen sie sich an. Ein schwarzer Einsatzwagen ließ in dem Augenblick, in dem einer der
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