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Feuer in eisblauen Augen

Feuer in eisblauen Augen

Titel: Feuer in eisblauen Augen
Autoren: Nancy Warren
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1. KAPITEL
    Hilfe!
    In großen schwarzen Buchstaben schrieb Annie Parker dieses Wort auf die Ansichtskarte, die vor ihr lag. Anschließend umrandete sie es noch, damit ihre Freundin sofort erkannte, wie ernst die Lage war.
    Annie nippte genießerisch an ihrem Cappuccino, überlegte und fuhr entschlossen fort:
Es geht um Leben und Tod, folge mir!
Zufrieden lehnte sie sich zurück.
    Sie saß in einem Straßencafé und genoss den Sonnenschein. Sobald Bobbie, ihre beste Freundin, diese Karte bekam, würde sie sich in ein Flugzeug setzen, daran zweifelte Annie nicht. Und dann würden sie für einige Wochen nach Fernost fliegen. Von dieser Reise träumte Annie schon lange.
    Als sie die Karte umdrehte, stöhnte sie. Sie hatte so stark mit dem Kuli aufgedrückt, dass dicke Striche die Hafenansicht von Vancouver verunstalteten. So konnte sie die Karte nicht wegschicken.
    Entschlossen nahm sie eine neue Karte und schrieb.
    Liebe Bobbie,
    komm nach Vancouver. Ich brauche unbedingt Ferien. Setz Dich heute noch in den Flieger. Es geht um Sein oder Nichtsein – Gertrude.
    So ist es besser, dachte Annie. Ihre Worte würden die Wirkung nicht verfehlen, denn Bobbie hatte Gertrude sehr gern. Sie würde sofort von Los Angeles nach Vancouver kommen, um Gertrude zu helfen. Sie beide hatten eine Zeit lang zusammengewohnt, und seitdem verband sie eine dicke Freundschaft. Annie hatte oft die Kosten für die gemeinsame Wohnung übernommen, wenn Bobbie knapp bei Kasse war. Das vergaß Bobbie ihr nie.
    Dies hier war ein wunderschöner Platz auf der Terrasse des kleinen Hafenrestaurants. Annie ließ die Blicke über die Boote gleiten, die leise in der sanften Brise schaukelten. Sie hielt ihr Gesicht in die Sonne, schloss die Augen und atmete den salzigen Duft des Meeres ein. Auch die verführerischen Düfte aus der Küche stiegen ihr in die Nase. Vielleicht sollte sie sich ein Glas Weißwein genehmigen und den köstlichen Fisch probieren?
    Aber sie dachte an den Urlaub, der vor ihr lag. Sie musste ihr Geld dafür zusammenhalten. In Thailand würden Bobbie und sie die köstlichsten Gerichte essen können, ohne viel dafür zu zahlen.
    Die Terrasse füllte sich allmählich. Annie bückte sich und steckte ihren Reiseführer in den Lederrucksack, den sie unter den Tisch gestellt hatte, setzte schnell noch ihre Unterschrift unter den Text und klebte eine Briefmarke in die Ecke der Ansichtskarte. Ihre Freundin sollte die Post so schnell wie möglich erhalten. Annie würde rasch einen Briefkasten suchen. Sie legte etwas Trinkgeld neben ihre Tasse, stand auf und drehte sich um.
    Da prallte sie mit Schwung gegen einen hoch gewachsenen Mann. Annie sah auf und schaute in zwei eisblaue Augen, die sie überrascht anblickten. Der Mann sah aus wie ein Cop oder ein Privatdetektiv aus den alten Schwarzweißfilmen, die sie so liebte. Und deshalb kam er ihr bekannt vor, obwohl er ein Fremder war.
    Er hatte ein kantiges Gesicht, und der entschlossene Zug um seinen Mund verriet Autorität und Zielstrebigkeit. Seine klassisch geschnittene Nase war offenbar einmal gebrochen worden, was sein Gesicht noch interessanter erscheinen ließ. Seine athletische Figur verriet ausdauerndes Training.
    Annie spürte die tiefen Atemzüge des Fremden durch den dünnen Stoff ihres Kleides, und ein prickelnder Schauer durchströmte sie. Eine Sekunde lang wünschte Annie sich, die Zeit anhalten zu können. Sie fühlte sich beschützt und geborgen, und das gefiel ihr.
    Himmel, wie kam sie nur auf so verrückte Gedanken? Wie konnte ein Fremder sie so verwirren? Sicher lag das daran, dass sie in letzter Zeit zu hart gearbeitet hatte, sie war einfach urlaubsreif. Obwohl dieser Mann ihrem Traummann ähnlich sah, wusste Annie es besser. Ihr Idol existierte in Wirklichkeit doch gar nicht.
    Entschlossen löste Annie sich von dem Mann und trat zurück. “Entschuldigung”, murmelte sie verlegen. Dann verließ sie so schnell wie möglich die Terrasse.
    Mark Saunders sah der schlanken jungen Frau nach. Die überraschende Begegnung hatte ihn verwirrt. Der dezente Duft ihres Parfüms lag noch in der Luft. Die junge Frau ging schnell, mit weit ausholenden, anmutigen Schritten. Sie trug ein transparentes schwingendes Sommerkleid, das in den Farben des Regenbogens schillerte. Da sie im Gegenlicht war, und der Stoff nur wie ein zarter Hauch ihre Gestalt umspielte, blieb Mark kaum etwas von ihrer Figur verborgen. Er sah ihre langen schlanken Beine, ihre sanft geschwungenen Hüften und bemerkte auch
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