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TS 63: Planet zu verschenken

TS 63: Planet zu verschenken

Titel: TS 63: Planet zu verschenken
Autoren: John Brunner
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1.
     
    Mit einer Handbewegung schleuderte Counce den Rest seiner Zigarette in die Luft. Der glühende Stummel flog im weiten Bogen über den Rand des Bootes und verlöschte zischend in den grünen Fluten des Pazifiks. Counce saß mit dem Rücken gegen die von der Sonne angewärmte Hülle des Propulsors gelehnt und hatte die Beine bequem auf den Bootsrand gelegt.
    Eine Möwe schoß in einem eleganten Bogen aus dem blauen Himmel und fischte den bereits aufgeweichten Stummel aus dem Wasser. Einen Augenblick später ließ sie den Fang wieder fallen und flog ärgerlich kreischend davon. Counce folgte dem Flug der Möwe mit den Augen, solange es möglich war.
    Dann schloß er die Augen und rührte sich einige Zeit nicht. Er schien der Welt völlig entrückt zu sein und auf eine innere Stimme zu lauschen. Ein paar Minuten später streckte er mit einer plötzlichen Bewegung die Hände aus, schaltete den Antrieb ein und riß das Ruder herum. Das Boot beschrieb einen engen Bogen und blieb dann wieder leicht schaukelnd auf den Wellen liegen. Über dem Propulsor stieg eine dünne Dampfwolke in die Luft und löste sich langsam auf. Counce blickte durch die dunklen Gläser seiner Brille zum Horizont.
    Kein anderer hätte aus dieser Richtung etwas erwartet. Counce war jedoch aus bestimmten Gründen genau zu dieser Zeit an dieser Stelle und blickte angestrengt zum dunstigen Horizont.
    Weit hinter sich wußte er die riesigen Anlagen, die sich Jahr für Jahr weiter nach Süden erstreckten und immer mehr Meerwasser durch komplizierte Filter drückten, um die im Wasser gelösten organischen und anorganischen Bestandteile zu gewinnen. Rechts von ihm, gerade noch am Horizont zu erkennen, lagen die schwimmenden Algenfarmen, und an der linken Seite ragten die Häuser des exklusiven Seeland-Wohnbezirks in den bläulichen Dunst. Vor ihm lag jedoch das sich am Horizont mit dem blauen Himmel verschmelzende, leicht bewegte Meer.
    Plötzlich tauchte ein leuchtender Punkt am Himmel auf. Es sah fast so aus, als wäre die Venus vorzeitig und fern von ihrer Bahn über den Horizont gekommen. Die gleißende Sonne erschwerte die Sicht, doch Counce hatte vorgesorgt und trug eine dunkle Brille. Der leuchtende Punkt wurde schnell größer und kam überraschend schnell näher. Counce schätzte die Geschwindigkeit auf zwölfhundert Stundenkilometer.
    Allmählich nahm das heranrasende Objekt erkennbare Formen an. Erst erkannte Counce den Rumpf, dann die rotglühenden Flügel und zum Schluß die dünnen Leitflossen für die Wasserung und Unterwasserfahrt.
    Die Leitflossen berührten das aufgischtende Wasser und bremsten die Fahrt schnell ab. Das Schiff war noch immer mindestens zwanzig Kilometer von Counce entfernt, aber seine enorme Größe war nicht zu verkennen. Die Größe war nicht weiter verwunderlich, denn ein Schiff, das eine etwa zwölfköpfige Mannschaft über eine Entfernung von einigen hundert Parsecs tragen mußte, konnte eben nicht unauffällig klein sein.
    Das aufspritzende Wasser verdampfte sofort. Das Metall der vom Luftwiderstand erhitzten Flügel kreischte bei der plötzlichen Abkühlung durch das kühle Meerwasser. Das Schiff rutschte noch eine weite Strecke über die Wasseroberfläche, ehe es nicht weit von Counce entfernt die Fahrt verlor und leicht auf den Wellen schaukelte.
    Counce wußte, daß die Detektoren des Schiffes den Meeresboden abtasteten. Ein Gipfel des Unterwasser-Höhenzuges würde dann dem Traktorstrahl als Ankerpunkt dienen.
    Kaum tausend Meter vor Counce kam das große Flugschiff endlich zur Ruhe – und verschwand.
    Counce stand seufzend auf, nahm die dunkle Brille ab und steckte sie in die Tasche seiner Badehose. Der Boden seines kleinen Bootes begann bereits heiß zu werden. Das konnte nur bedeuten, daß die Besatzung des unsichtbar gewordenen Schiffes kein Risiko eingehen wollte. War Bassett irgendwie gewarnt worden? Counce glaubte es nicht recht, wollte diese Möglichkeit aber nicht ohne weiteres ausschließen.
    Mit einem Satz war er über Bord und tauchte in die Fluten. Keinen Augenblick zu früh, denn im gleichen Moment hatte der Ultraschallstrahl die kritische Resonanz des Bootes gefunden. Das Boot fiel augenblicklich in dampfende Einzelteile auseinander und versank. Der schwere, abgeschirmte Propulsor war unrettbar verloren. Counce hörte ein metallisches Geräusch und wußte, daß eine Automatik den Reaktor stillgelegt hatte. Alle Bootsmotoren waren mit diesem Schutz ausgerüstet, um bei einem eventuellen
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