Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0452 - Die finstere Seele

0452 - Die finstere Seele

Titel: 0452 - Die finstere Seele
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Absturz! Heulende Höllenglut an Tragflächen und Rumpf des Flugzeuges, steigende Reibungshitze, die das Metall zu zerschmelzen begann und Feuerströme über die Oberfläche leitet!
    Schreiende Passagiere im Innern, von Panik erfaßt!
    Rasend schnell jagte der Jet in die Tiefe! Nichts konnte ihn mehr stoppen. Die gesamte Elektrik war ausgefallen. Künstliches Licht gab es nicht mehr, die Triebwerke hatten längst ausgesetzt.
    Und das alles, weil ein magisch-elektrischer Blitzschlag durch die Maschine gegangen war!
    Im gleichen Moment war Robert Tendykes Begleiter neben ihm spurlos aus dem Flugzeug verschwunden!
    Tendyke, der schon viele Tode gestorben war, sah diesem Sterben nicht eiskalt entgegen. Er hatte Angst davor, Angst vor dem Tod, aber auch Angst vor dem Wiedererwachen, das mit furchtbaren Schmerzen verbunden war. Aber würde dieser Tod nicht der letzte sein?
    Er schaffte es doch nicht mehr, sich auf das Zauberwort und den gedanklichen Schlüssel zu konzentrieren, um sich aus dem Tod heraus in ein neues Leben zu retten! Die Zeit war zu kurz!
    Aus dem Flugzeugfenster sah er die dunkle Wasserfläche des Golfs von Mexiko heranrasen. Immer schneller und immer bedrohlicher, während helle Reibungsglut um das Flugzeug tobte.
    Dann kam der krachende Aufschlag.
    Tendyke hatte sich im letzten Augenblick noch an den Sitz geschnallt. Aber der Aufprall riß den ganzen Sitz aus seiner Verankerung. Von einem Moment zum anderen sah Robert Tendyke nicht mehr, wo oben und wo unten war, flog durch etwas Dunkles, hörte Menschen immer noch angstvoll schreien und hörte auch das Krachen und Bersten.
    Und noch viel lauter donnerten die Explosionen, mit denen die Treibstofftanks in den Tragflächen in grellem Aufblitzen auseinanderflogen!
    Das, was gerade noch dunkel gewesen war, war plötzlich eine grelle Flut von Licht und Hitze, und Tendyke sah schattenhafte Konturen, sah Flammen… und dann war Luft um ihn herum, und er klatschte in irgend etwas hinein. Unwillkürlich löste er den Sicherheitsgurt, stieß sich von dem schweren Sitz ab, der wie ein Stein versank, und machte erste Schwimmbewegungen.
    Um ihn herum war Weltuntergang.
    Glühende Trümmer flogen nach allen Seiten durch die Luft. Das Flugzeug war beim Aufprall auf das Wasser, das bei dieser Absturzgeschwindigkeit fast wie eine Betonpiste war, zerplatzt wie eine Eierschale. Brennende Trümmer, die noch nicht sinken konnten, erleuchteten das schäumende Wasser, die hohen Wogen, welche der Wind vor sich aufbaute. Eine Woge schlug über Tendyke hinweg, der gerade noch nach Luft japsen konnte, und dann in die Tiefe gerissen wurde. So schnell, wie er überspült worden war, kam er auch wieder hoch, war aber außer Atem und entkräftet. Schon die nächste Woge konnte ihm den Tod bringen.
    Daß er den Aufschlag überlebt hatte, weil er mitsamt seinem Sitz aus der zerberstenden Maschine geschleudert worden war, begriff er noch nicht einmal. Aber dann sah er vor sich etwas Gelbes.
    Ein Passagier des Flugzeuges, der eine Schwimmweste trug!
    Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung, die ihn fast überforderte, brachte Tendyke sich an den Mann heran. Ihm war rätselhaft, wie der es geschafft hatte, in der kurzen Zeit des Absturzes die Schwimmweste noch anzulegen. Er mußte unglaublich reaktionsschnell gewesen sein.
    Dann sah Tendyke die Pilotenuniform des Mannes. Der gehörte zur Crew und war deshalb vielleicht nicht durch panisch aufspringende Passagiere behindert worden, die sich in den letzten Sekunden gegenseitig im Weg waren.
    »Heee…«
    Tendyke schrie, bekam aber keine Antwort. Schon wieder wurde er von einer Woge überspült und fortgerissen, aber als er wieder spuckend und prustend an die Oberfläche kam, war der Mann mit der Schwimmweste direkt vor ihm.
    Im Feuerschein eines noch an der Wasseroberfläche ausbrennenden Wrackteils starrte Tendyke ihn an. Und er sah zwei Menschen .
    Den Körper, der im Wasser schwamm, und den Geist, der sich von ihm gelöst hatte und davon strebte. Tendyke, der Gespensterseher, hatte gerade den Tod eines Menschen erlebt, und im nächsten Moment sah er auch, woran der andere gestorben war. Die Schwimmweste hatte ihm nicht mehr geholfen. Er mußte mit der Stirn gegen eine Kante geschleudert worden sein, hatte das Bewußtsein verloren und keine Chance gehabt, den Wellen zu entgehen, zu atmen und sich zu retten.
    Und Tendyke konnte ihm nicht mehr helfen.
    Seine Fähigkeit, Gespenster sehen zu können wie lebende Menschen, wurde ihm hier zum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher