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Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Titel: Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna
Autoren: Susanne U. Wiemer
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I.
    Ein schimmernder Pfeil in der Leere des Alls...
    Zweitausend Jahre nach ihrem letzten Flug raste die »Terra« wieder durch die abgründige Schwärze zwischen den Sternen. Licht glomm in der Pilotenkanzel, deren Sichtschirme sich der Unendlichkeit öffneten. Schwaches Licht von der Instrumentenbeleuchtung, das auf die schlanke, muskulöse Gestalt des Piloten fiel, die nackte Haut seines Oberkörpers wie Bronze glänzen ließ und in glitzernden Reflexen über den Griff des Schwertes an seinem Gürtel tanzte.
    Charru von Mornags Blick verlor sich sekundenlang in der grenzenlosen Weite.
    Der Mars lag hinter ihnen: eine rötliche Kugel, von seinen Monden wie von zwei Perlen umkreist. Einen endlosen, verzweifelten Kampf hatten sie hinter sich gelassen, drohende Sklaverei, eine Welt voll mörderischer Waffen, die im Namen von Vernunft und Ordnung vernichteten - und vor ihnen die Erde.
    Die Erde, die ihre Heimat war.
    Der fremde, zerstörte Planet, von dem die Wissenschaftler des Mars ihre Vorfahren entführt hatten, um sie zu studieren. Mehr als hundert Menschen in einem uralten Schiff waren unterwegs, um den Weg zurück zu finden. Barbaren eines längst versunkenen Zeitalters, entflohen aus einer grausamen Spielzeugwelt, einem Menschenzoo. Und doch war es ihnen gelungen, mit der »Terra« den Mars zu verlassen und aufzubrechen zu den Sternen...
    Mit einem tiefen Atemzug warf Charru das schulterlange schwarze Haar zurück.
    Die taumelnde Erleichterung nach dem Start, die Erschöpfung der ersten Stunden - das alles hatte ihn vergessen lassen, wie lang der Weg noch war. Lang und voller Gefahren. Der blaue Planet, den ein erdumspannender Atomkrieg zum Zentrum einer kosmischen Katastrophe gemacht hatte, trug wieder Leben, aber andere Arten von Leben, als die letzten Terraner sie kannten. Und der Mars, dessen erbarmungslosem Machtanspruch sie entronnen waren, beherrschte mit seiner Raumflotte das Sonnensystem, konnte Schiffe aufbieten, die der alten »Terra« weit überlegen waren.
    Charru fuhr zusammen, als vor ihm auf dem Kontrollpult das rote Signal des Kommunikators flackerte. Mechanisch drückte er die Sensortaste. Einer der Monitore wurde hell, und auf dem Schirm erschien das Gesicht seines Blutsbruders Camelo von Landre.
    Camelo, der Sänger. Der Mann, der in jener versunkenen Welt unter dem Mondstein Panflöten geschnitzt und Balladen zu den Klängen seiner kleinen Grasharfe gesungen hatte. Jetzt wirkte das Gesicht unter dem langen, welligen Haar blaß und hart, und in seiner dunklen, melodischen Stimme schwang ein rauher Unterton.
    »Beryl hat im Kontrolldeck ein paar fliegende Objekte auf dem Schirm«, meldete er. Und nach einer Pause: »Fremde Raumschiffe, glaubt er. «
    Marsianische Schiffe, dachte Charru bitter.
    Kampfschiffe der Vereinigten Planeten, dieses perfekten, übermächtigen Staatswesens, das niemanden entkommen ließ, der sich der Diktatur seiner unmenschlichen Logik nicht beugte. Charrus Magenmuskeln zogen sich zusammen. Er drehte sich halb auf dem Sitz und schaltete den großen Bildschirm ein, der auch hier in der Kanzel sichtbar machte, was hinter der »Terra« vorging. Noch erfaßte nur das Bordradar die unbekannten Objekte. Vielleicht waren es gar keine Schiffe. Vielleicht...
    Sinnlos, darüber zu grübeln.
    Charrus Stimme klirrte: »Laß den Gefechtsstand besetzen, Camelo! Je zwei Mann an die Energiewerfer! Wir sind nicht wehrlos. «
    Waren sie das wirklich nicht?
    Auf dem Mars hatten sie es geschafft, mit den Energiewerfern eine anrückende Armee in Schach zu halten - aber was besagte das schon? Die Kampfschiffe der Vereinigten Planeten mußten der uralten »Terra« einfach überlegen sein. Charru biß die Zähne so hart zusammen, daß seine Kiefermuskeln schmerzten. Hundert Menschen... Männer, Frauen und Kinder, die auf dem Mars die Hölle erlebt hatten... Menschen, die nichts weiter wollten, als irgendwo in Frieden und Freiheit zu leben...
    Surrend glitt die Kanzeltür auf.
    Charru nickte den Männern zu, die den Raum betraten. Gerinth, der weißhaarige Älteste der Tieflandstämme. Camelo von Landre; Karstein, der bärtige Nordmann, Gillon von Tareth und der drahtige, hellhaarige Beryl von Schun. Lara Nord kam als letzte: eine schlanke Gestalt in kurzer hellgrüner Tunika, mit blondem, helmartig geschnittenem Haar und Zügen, deren klare, eigenwillige Schönheit für die Augen der Terraner fremdartig wirkte. Sie war Bürgerin der Vereinigten Planeten, Tochter des Generalgouverneurs der
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