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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt
Autoren: Nancy Kress
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PROLOG
     
     
    Mein Gott, dachte Jake Holman, ich habe es wirklich
geschafft!
    Die Hügel Kaliforniens bildeten um ihn herum ein
natürliches Amphitheater, und Jake blickte zu den Gesichtern
auf, die ihn von den Hängen her beobachteten. Sechstausend
Gesichter, weiße und schwarze und braune und bronzefarbene,
große und kleine Gesichter, einfache und auffällig,
geschminkte, unscheinbare und hässliche oder solche, die ihre
Schönheit einer genetischen Aufwertung zu verdanken hatten;
begeisterte und vorsichtige Gesichter, mit oder ohne Kopfbedeckung.
Sechstausend Menschen, die bereit waren, zu den Sternen aufzubrechen.
Und jeder einzelne von ihnen war verrückt.
    »Keiner hat damit gerechnet, dass wir es schaffen
würden«, sprach Jake ins Mikrofon. »Niemand wollte
glauben, dass eine kleine private Firma den Flug nach Greentrees
möglich machen könnte. Man zweifelte daran, dass wir das
Geld aufbringen würden, dass wir das Schiff bauen, es
ausrüsten und bemannen könnten. Niemand rechnete damit,
dass wir irgendetwas davon zu Stande brächten.«
    Weil niemand glauben wollte, dass reiche Leute die Erde
verlassen, um Gott weiß wohin zu gehen.
    In den Augen der Kritiker waren die ungeheuren Reisekosten eine
unüberwindbare Hürde gewesen. In der Vergangenheit hatten
stets die Regierungen neue Welten erkundet und in Besitz genommen.
Die Besitzlosen und die Ausgestoßenen hatten sie dann
besiedelt: verhungernde irische Kartoffelbauern, verfolgte Puritaner
und Juden oder deportierte Sträflinge. Alles Leute, die nichts
zu verlieren hatten.
    Die Hälfte dieser historischen Auswanderer starb schon
während der Überfahrt, und die Hälfte der
Überlebenden fiel im ersten Jahr nach der Ankunft Krankheiten
und feindlich gesinnten Eingeborenen zum Opfer. Die Siedler auf
Greentrees waren in dieser Hinsicht schon vom Start an besser dran:
Das Schiff war sicher, und auf dem Planeten gab es kein intelligentes
Leben, weder ein feindseliges noch sonst irgendeins.
    Trotzdem war eine Reise ins Unbekannte nie ohne Gefahren. Warum
also, so die Kritiker, sollte jemand, der genug Geld für die
Reise in einem Raumschiff hatte, dieses Geld ausgeben, um die Erde zu
verlassen? Warum sollte er sich in einer noch nicht existierenden
Kolonie niederlassen, auf einem unerforschten Planeten, Lichtjahre
von der Erde entfernt?
    Wie sich herausstellte, hatten auch die Reichen genug Gründe,
die Erde zu verlassen, jeder der Auswanderer seine eigenen, ganz
persönlichen. Keine logischen Gründe, von denen die
Kritiker gesprochen hatten. Die Kolonisten trafen ihre Entscheidung
mit dem Herzen.
    »Wir sind eine bunt gemischte und großartige
Truppe«, fuhr Jake fort. Seine Geschäftspartnerin, die vor
ihm in der ersten Reihe der Zuhörer saß, runzelte die
Stirn. Nicht zu blumig, forderte Gail ihn wortlos auf. Jack
beachtete sie nicht. »Und wir haben aus den unterschiedlichsten
und wundersamsten Gründen diesen Weg gewählt.«
    Nun runzelten auch einige der Neuen Quäker die Stirn.
Quäker glaubten nicht an Wunder. Nun, dachte Jake, Pech für sie!
    Er würde in den nächsten sechs Jahren ohnehin keinen von
ihnen zu Gesicht bekommen, abgesehen von William Shipley. Nur die
Mitglieder des Verwaltungsrates und Hauptmann Scherers Truppe blieben
während der langen Reise durchs All wach, und das auch nur so
lange, wie sie es aushalten konnten.
    »Aber eines werden wir alle in Zukunft gemeinsam haben:
unsere neue Heimat. Greentrees. Die Mira Corporation
begrüßt Ihre Entscheidung für diesen Ort und
wünscht Ihnen allen dort einen glücklichen Neubeginn. Und
dem Schiff, das uns dorthin bringen wird, eine glückliche
Reise.«
    Jake trat vom Rednerpult zurück. Applaus brandete auf, erst
zurückhaltend, dann lauter, als die elektronischen
Übersetzer die kleine Ansprache ins Arabische, Chinesische und
Spanische übertrugen. Gail lächelte. Ohne Zweifel war sie
erleichtert, dass Jake sich so kurz gefasst hatte. Ein Ordner
übernahm das Mikrofon und stellte die erste Gruppe für die
Einschiffung zusammen.
    Jake beobachtete die unterschiedlichen ethnischen Gruppierungen,
die auf Greentrees ebenso für sich bleiben wollten wie auf der
Erde. Nach und nach erhoben sich alle und suchten noch einmal die
Nähe ihrer Freunde, vor dem langen, kalten Schlaf, der ihnen
bevorstand: die Quäker, beinahe zweitausend an der Zahl; das
gestürzte arabische Königshaus mit seinem umfangreichen
Gefolge, die Frauen verschleiert und von den Männern getrennt;
die Chinesen, eine
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