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Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Titel: Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna
Autoren: Susanne U. Wiemer
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des Mondsteins wenig mehr retten können als das, was sie auf dem Leib trugen. Charrus Blick glitt über den silbernen Herrscherreif, über das zusammengerollte dunkelblaue Bündel: den Königsmantel, den schon der erste Fürst von Mornag getragen hatte. Alban, der alte Waffenmeister, war es gewesen, der diese Dinge nicht zurücklassen wollte. Nur das Schwert des Schwurs existierte nicht mehr: jene uralte, herrliche Klinge, deren Griff der heiligen Flamme nachgebildet war und auf die Charru damals am Scheiterhaufen Erlend von Mornags seinen Eid abgelegt hatte. Den Eid, die Freiheit der Tiefland-Stämme zu wahren.
    Vorsichtig griff Charru nach dem Anhänger, den er in eins der Fächer geschoben hatte.
    Er glitzerte in seiner Handfläche. Goldene Strahlen umgaben eine runde, tiefschwarze Scheibe, in die etwas eingelassen war, das auf den ersten Blick wie eine hellschimmernde Perle aussah. Auf den zweiten Blick entpuppte es sich als Kugel aus unzähligen funkelnden, haarfeinen Kristall-Ringen: ein Kunstwerk, das in dieser Winzigkeit und Präzision nicht von menschlichen Händen geschaffen worden sein konnte. Zeitkristall hatte Ktaramon es genannt, und die Ringe symbolisierten jene rätselhaften Schalen der Zeit, deren Geheimnis die Fremden aus der Sonnenstadt beherrschten.
    Charru wußte, daß der Anhänger nichts Magisches an sich hatte. Er war ein Stück fremdartiger Technik. Und wie jede Technik brauchte er Energie, um zu funktionieren. Eine besondere, den Menschen unbekannte Art von Energie, die nur die Herren der Zeit zu erzeugen vermochten.
    Waren sie jetzt in der Nähe?
    Unsichtbar? Unterwegs auf ihre besondere Art des Reisens, die keine Fahrzeuge und kein Schiff benötigte?
    Charru tastete behutsam nach dem Kristall, drehte ihn um seine Achse und nannte das Code-Wort. Ayno - der Name eines toten Freundes. Der Anhänger war im Grunde nichts anderes als ein Kommunikator. Aber jetzt veräpderten sich die dünnen, glitzernden Ringe nicht.
    »Ktaramon!« rief Charru leise. »Ktaramon! Kannst du mich hören?« s,
    Worte ins Nichts...
    Und noch einmal: »Ktaramon! Ktaramon!«
    Stille.
    Der Kristall war tot, ohne Energie. Wo immer sich die Herren der Zeit befinden mochten - sie antworteten nicht. Noch einmal hatten sie eingegriffen, hatten ihr Versprechen eingelöst. Jetzt würden sie sich vielleicht für immer aus der Welt der Menschen zurückziehen, deren Geschicke sie so viele Jahrtausende lang manipuliert hatten.
    *
    Der Pilot des Beobachtungsbootes spürte kalte, klebrige Schweißtropfen auf Stirn und Wangen.
    Neben ihm sprach sein Begleiter mit belegter Stimme ins Mikrophon: »Wir haben die Explosionsstelle jetzt im Sichtbereich. Keine visuellen Feststellungen. Ortungsstrahlen registrieren nichts. Schutzschirm intakt. Wir fliegen in den betreffenden Raumsektor ein. «
    Er hielt inne und schluckte krampfhaft.
    Der Pilot starrte geradeaus in die Dunkelheit. Nichts gab es dort, absolut nichts. Aber es war auch nichts dagewesen, als die drei Robot-Jäger explodierten.
    Sekunden vertickten.
    Endlos, zäh wie Gummi .
    Schwärze dehnte sich ringsum. Das Licht der Sterne, von keiner Atmosphäre verschleiert, stach klar und scharf durch die Finsternis und traf die Augen wie mit silbernen Pfeilen. Ganz schwach setzte vor dem Bug des Raumbootes ein leichtes Flimmern ein, und der Pilot brauchte Sekunden, um es zu bemerken.
    »Was...«, stieß er hervor.
    Der Co-Pilot riß die Augen auf.
    Er sah und spürte die Veränderung, ohne sie zu begreifen.
    Und bevor er auch nur versuchen konnte, das Phänomen in Worte zu fassen, hatte er plötzlich das Gefühl, als hülle ihn eine dunkle Wolke ein, in der sein Bewußtsein versank wie in einem Strudel.
    Etwas schloß sich um das Boot.
    Etwas, das die Schutzschirme durchdrang, in die Kanzel sickerte, sich tief in die Hirne der beiden Männer bohrte.
    Der Co-Pilot umklammerte noch das Micro, aber er beachtete es nicht mehr. Der Pilot saß starr im Andrucksitz, die Augen reglos nach vorn gerichtet, als sehe er in eine fremde, unendliche Ferne. Eine Stimme dröhnte tief in seinem Schädel. Worte, die unhörbar blieben, sich direkt in seinen Gedanken bildeten. Befehle, gegen die es keinen Widerspruch gab.
    Mechanisch glitten seine Finger über das Schaltfeld des Kontrollpults.
    Auf dem Monitor flimmerten grünliche Schriftzüge auf: die Anweisung, die der Pilot dem Steuercomputer einprogrammiert hatte, ohne es zu wissen und zu wollen.
    »Rückkehr zur Basis!«
    *
    Charru wandte sich um,
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