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Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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1
     
    D irk Barnevelt beugte seine elchähnliche Gestalt über die Schreibmaschine und tippte:
     
    Fünfundzwanzig Grad nördlich des Äquators des Planeten Krishna liegt die Banjao-See, die größte Wasserfläche auf diesem Planeten. Und in diesem Meer befindet sich der Sunqar, der Ursprung vieler Legenden und Geheimnisse.
    Hier verrotten unter den sengenden Strahlen der glühenden Sonne die Schnabelgaleeren von Dur und die dickbäuchigen Rundschiffe von Jazmurian im unerbittlichen Griff eines gewaltigen schwimmenden Kontinents aus Terpahla-Seetang. Selbst die heftigen Stürme der subtropischen Regionen Krishnas vermögen die Oberfläche dieses riesigen schwimmenden Sumpfs kaum in Wallung zu bringen. Manchmal jedoch wogt und brodelt die Oberfläche, aufgewühlt von dem schrecklichen Meeresgetier des Planeten, wie dem Gvam oder dem Harpunenfisch.
     
    Barnevelt lehnte sich nachdenklich zurück. Seit einigen Jahren schon schrieb er nun über die Orte und Plätze, die Igor Shtain erkundete. Würde er wohl jemals einen davon zu Gesicht bekommen? Wenn seine Mutter stürbe … Aber das war kaum zu erwarten. Dank der modernen Geriatrie würde sie wohl noch ein weiteres Jahrhundert leben. In den Niederlanden lebte sogar noch irgendein Ururgroßvater von ihm. Schluss damit! dachte er schuldbewusst. Das ist keine Art, so über meine Mutter zu denken! Er beugte sich wieder über seine Maschine und fuhr fort:
     
    Was einmal in diesem Tanggeflecht festsitzt, hat keine Chance mehr, noch einmal freizukommen, es sei denn, es vermag zu fliegen, so wie die Aqebats, die vom Festland herüberkommen, um die kleineren Meerestiere des Sunqar zu jagen. Die Zeit hat hier keinerlei Bedeutung; hier existiert nichts außer Stille und Dunst und Hitze und dem fauligen Gestank der alles erdrosselnden Schlingpflanzen.
     
    Aber so unbefriedigend und frustrierend diese Lohnschreiberei auch war, sie war immer noch besser als seine kläglich gescheiterten Versuche, die Leckerbissen der englischen Literatur in die hohlen Holzköpfe ländlicher Jugendlicher zu trichtern, die nur zwei Interessen hatten: Sex und wie man sich möglichst vor der Büffelei des öffentlichen Schulsystems drücken konnte.
     
    Auf seiner bevorstehenden Krishna-Expedition plant nun Igor Shtain, der berühmteste unter allen lebenden Entdeckern, bis ins Herz des unwirtlichen Gebiets vorzudringen, um an für allemal mit den düsteren Gerüchten aufzuräumen, die seit fahren von diesem noch unentdeckten Land ausgehen.
     
    Barnevelt starrte ins Leere, wie ein Elch, der den Brunstschrei seiner Partnerin gehört hat, und wartete darauf, dass sich in seinem Kopf der nächste Satz formte. Wenn Shtain nicht bald auftauchte, um seine verdammte Expedition endlich durchzuführen, saß er, Dirk Barnevelt, ganz schön in der Patsche! Schließlich konnte er sein Publicity-Geschreibsel schlecht veröffentlichen, solange der vermisste Forscher noch, nicht wieder aufgetaucht war.
     
    Warum überhaupt soviel Aufhebens? Könnten Sie natürlich jetzt fragen. Warum bittet Shtain nicht einfach den Kapitän eines Raumschiffs, ihn in der Nähe des Meers abzusetzen, und überfliegt dann den Sumpf in seinem Hubschrauber, so ganz einfach und bequem, mit surrenden Kameras und schussbereiten Waffen? Weil Krishna ein Planet der H-Klasse ist und die Bestimmungen des Interplanetarischen Rates es verbieten, dass Besucher von anderen Planeten den eierlegenden, aber menschenähnlich aussehenden Eingeborenen Krishnas mechanische Geräte und Erfindungen preisgeben. Auf der einen Seite erachtet man die Krishnaner als zu rückständig und kriegerisch, als dass man ihnen diese Errungenschaften anvertrauen könnte, und auf der anderen Seite als intelligent genug, um aus ihnen Nutzen zu ziehen. Aus Hubschrauber und Waffen würde also nichts werden.
     
    Dr. Shtain würde es auf die harte, mühselige Tour machen müssen. Fragte sich nur, wie? Den Sunqar konnte man nämlich weder zu Fuß durchqueren noch mit einem Segelboot …
     
    Barnevelt schoss hoch, als hätte er sich auf ein Nagelbrett gesetzt, als Mrs. Fischman ihm über die Schulter zurief: »Es ist gleich soweit, Dirk, die Sitzung fängt an.«
    »Was für eine Sitzung?«
    Mrs. Fischman, die Sekretärin von Igor Shtain Limited, verdrehte die Augen, wie immer, wenn Barnevelt sich von seiner nervösen Seite zeigte. »Die Direktoren. Sie möchten mit Ihnen sprechen.«
    Er folgte ihr in den Sitzungsraum und bereitete sich seelisch auf unangenehme
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