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Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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vorgeführt. Stimmt es, dass es bei den Terranern eine Art Gruß ist, der Liebe und Wertschätzung ausdrückt?«
    »So heißt es.«
    »Ausgezeichnet. Es ist fürwahr nur recht und billig, dass alle treuen Untertanen die Mitglieder des Königshauses lieben. Habt daher, lieber Snyol, die Güte und beweist noch einmal Eure Treue gegenüber dem Thron!«
    Barnevelt schoss der Gedanke durch den Kopf, dass der Begriff ›Liebe‹ viele Bedeutungen hatte. Er gehorchte. Zei, so fand er, war jemand, der sich durch Übung rasch verbesserte.
    Wieder begann ihm das Blut in den Schläfen zu hämmern. Das gesunde Tier Barnevelt, kurzzeitig zu Boden geworfen, erhob sich und packte den abwägenden Geschäftsmann Barnevelt. Der letztere protestierte: Im Namen aller Götter, Dirk, gebrauch deinen Verstand! Wenn du so weitermachst und sie sich nicht wehrt – was sie bis jetzt nicht getan hat – dann kann dich das deinen Kopf kosten! Warte, bis du deine Angelegenheiten und die deiner Gesellschaft erledigt hast …
    Das gesunde Tier Barnevelt brachte kein Gegenargument vor; es brauchte keins. Durch schiere, brutale Kraft zwang es den Geschäftsmann Barnevelt auf die Matte. Barnevelt entdeckte, dass die partielle Verhüllung von Zeis verborgenen Reizen seine Begierde nicht nur nicht dämpfte, sondern nur noch stärker anstachelte.
    Er veränderte seine Lage, da der rechte Arm unter dem Druck von Zeis Körper langsam einzuschlafen begann. Ein heller Fleck in der Ferne ließ ihn erschreckt auffahren.
    »Was ist, liebster Freund?« fragte Zei.
    Barnevelt löste sich widerstrebend von ihr und deutete mit dem Zeigefinger auf das winzige weiße Dreieck, das sich am westlichen Horizont gegen den heller werdenden Himmel abhob. »Wenn ich mich nicht irre, ist das das Segel der Shambor.«
    Er bedachte sie mit einem langen, tiefen Blick. Zu spät. Der Vernunftsmensch Barnevelt hatte das Ruder jetzt wieder fest in der Hand. Grimmig begann Barnevelt, ein paar Freiübungen zu machen. Die morschen Planken des alten Floßes knarrten und ächzten unter seinen Kniebeugen und Liegestützen.
    »Was macht Ihr da?« fragte Zei. »Ist das eine morgendliche Geste der Ehrerbietung vor den grimmigen Göttern des fernen Nyamadze?«
    »So könnte man es auch nennen. Nur eine kleine Übung, um – eh – den Blutkreislauf wieder in Bewegung zu bringen. Ihr solltet das auch mal versuchen.«
    Schließlich hielt er keuchend inne. »Mir ist gerade der Gedanke gekommen, dass das vielleicht gar nicht unser Schiff ist. Wir sollten uns lieber wieder hinter den Mast legen, damit man uns nicht sieht, rein vorsichtshalber, schließlich kann man nie wissen …«
    »Und was, wenn es unsere Feinde sind?«
    »Dann springen wir ins Wasser und beten zu den Göttern, dass die Fondaqa uns nicht fressen.«
    Das Segel wurde, von der aufkommenden Morgenbrise vorwärtsgetrieben, rasch größer. Als es so nahe herangekommen war, dass man vom Floß aus den Rumpf des Schiffes erkennen konnte, sah Barnevelt, dass es sich tatsächlich um die Shambor handelte. Er wartete jedoch noch, bis er Chask am Steuer erkannt hatte, bevor er aufsprang und durch Schreien und Winken auf sich aufmerksam machte.
    Wenige Minuten später bohrte sich das kleine Schiff mit dem Bug durch die Ranken und legte mit einem Stoß am Floß an. Barnevelt hob Zei über die Reling und kletterte an Bord.
    Mißlaunisch redete er sich ein, dass er gerade noch glücklich einer intimen Verbindung mit der Prinzessin entkommen war – wer weiß, welch schlimme Folgen das hätte haben können. Gleichzeitig flüsterte jedoch die weniger praktisch veranlagte Seite seines Wesens – der romantische Träumer Barnevelt – ihm zu: ›Ah, aber du liebst sie wirklich, und das nicht als Untertan! Und eines Tages vielleicht werden du und sie irgendwie und irgendwo vereint sein. Eines Tages. Irgendwann …‹

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