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Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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wenigstens einigermaßen schützen können. Aber nein, ich lasse es besser hängen, damit Chask uns auch findet.«
    »Und wenn Euer Schiff nicht kommt?«
    »Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Vielleicht könnte ich mich des Nachts zurück in die Siedlung schleichen und etwas zu essen und Material stehlen, um das Floß hier wieder fahrtüchtig zu machen oder ein neues zu bauen. Klingt aber nicht sehr durchführbar, ich weiß.«
    »Ach was, ein so vielseitiger Held wie Ihr räumt alle Hindernisse aus dem Weg! Wie steht es aber inzwischen mit Nahrung? Ich habe schrecklichen Hunger.«
    »Wo sollte ich hier draußen etwas Essbares finden?«
    »Nun, bei Eurem Einfallsreichtum und Eurer Erfindungsgabe wird ein genialer Gedanke sicherlich nicht lange auf sich warten lassen.«
    »Danke für das Kompliment, mein Herzchen, aber sogar mir sind Grenzen gesetzt! Und schaut mich verdammt noch mal nicht so verhungert an! Das erinnert mich an jenen barbarischen Brauch Eures Volkes.«
    »Hört endlich auf, mich immer mit diesem Thema aufzuziehen! Ich habe diesen Brauch schließlich nicht erfunden! Und Ihr braucht keine Angst zu haben, dass ich Euch gegenüber kannibalistische Pläne hege; denn wie ein Shomal, das für Rennen gezüchtet wurde, besteht auch Ihr wohl nur aus Haut und Knochen.«
    Er gähnte. »Wir sollten die Wartezeit vielleicht besser dazu nützen, ein wenig zu schlafen. Ich übernehme die erste Wache.«
    »Aber wäre es nicht besser, Ihr schlaft zuerst und ich übernehme die erste Wache? Ihr habt viel schwereres …«
    »Legt Euch schlafen!« herrschte Barnevelt sie an, wobei er sich sehr überlegen fühlte.
    »Zu Befehl, edler Herr!« Sie bedachte ihn mit einem anbetungsvollen Blick.
    Barnevelt lehnte sich mit dem Rücken an den Mast und ließ den Blick über den Horizont schweifen. Hin und wieder kniff oder schlug er sich, um sich wach zu halten. Die Erinnerungen an sämtliche Filme, in denen zwei Schiffbrüchige auf einem Floß vorkamen, gingen ihm durch den Kopf. Als das Meerwasser auf seiner Haut trocknete, blieben kleine juckende Salzflecken zurück. Er kratzte sich den Schädel und spürte, dass seine bronzefarbenen Borsten munter zu sprießen begonnen hatten. Wenn ihm nicht schleunigst eine Methode einfiel, wie er die Stoppeln abrasieren konnte, war es bald mit dem Versteckspiel vorbei.
    »O Snyol!« rief Zei plötzlich in kläglichem Ton. »Ich kann nicht einschlafen! Es ist zu kalt!«
    »Kommt her zu mir, ich wärme Euch«, sagte er. Sofort bedauerte er dieses Angebot. Mit einer flinken Bewegung eines Tintenfischs schlüpfte Zei an seine Seite und kuschelte sich in seine rechte Armbeuge. Sie zitterte.
    »So ist es besser«, flüsterte sie und lächelte ihn an.
    So, ist es das? dachte Barnevelt, in dessen Brust zwei Seelen – der vorsichtige, abwägende Geschäftsmann und das gesunde junge Tier – einen tödlichen Kampf miteinander ausfochten. Das Blut hämmerte ihm in den Schläfen.
    Einen Augenblick lang schien der Geschäftsmann die Oberhand zu behalten. »Entschuldigt!« murmelte Barnevelt, löste sich aus Zeis Umarmung und wandte ihr abrupt den Rücken zu, um nach seinen Sachen zu fühlen, die zum Trocknen auf dem Maststag hingen. Sie waren – wie nicht anders zu erwarten – noch feucht. Trotzdem zog er sie an und sagte über die Schulter: »Die werden ja doch nicht richtig trocken, wenn man sie aufhängt. Aber wenn wir sie anziehen, trocknen sie durch die Körperwärme. Ihr zieht Euer Kleid am besten auch wieder an!«
    »Hu!« sagte sie, als sie ihr zerrissenes Fähnchen befühlte. »Aber wenn Ihr meint, mein Herr …« Sie streifte das dünne Kleid über den Kopf. »Und jetzt wärmt mich wieder, Sirrah, denn meine Zähne klappern wie die Kastagnetten einer balhibischen Tänzerin.«
    Wieder ließen sie sich am Fuß des Mastes nieder. Die Monde berührten jetzt fast den Horizont. Nicht mehr lange, und die Sonne würde aufgehen. Zei seufzte zufrieden und lächelte Barnevelt an. Bevor er wusste, was er tat, beugte er sich über sie und küsste sie.
    Sie wandte sich weder ab, noch erwiderte sie den Kuss. Statt dessen trat ein Ausdruck des Erstaunens und der Verblüffung auf ihr Gesicht. »Ist das jene irdische Sitte, ›Küssen‹ genannt, von der ich gerüchteweise gehört habe?«
    »Nun – ja. Ist sie noch nicht bis Qirib vorgedrungen?«
    »Wie ich hörte, wird sie von den ungestümeren Geistern des Landes praktiziert; doch aus den höfischen Kreisen hat sie mir bisher noch keiner
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