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Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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andere Seite des Schiffs. Über eine Leiter erreichten sie einen Prahm, von dem aus eine Reihe von Planken und Stegen zu einem Gewirr von Hausbooten und anderen Schiffen führte.
    »Wohin jetzt?« fragte Barnevelt, als sie keuchend auf dem Deck des Prahms standen.
    Zakkomir streckte den Arm aus und wies in eine bestimmte Richtung. »Da ist Norden, die Richtung, in der das Floß liegt. Ihr und Zei lauft auf das nächste Floß und versteckt Euch dort, und wenn sie kommen, locke ich sie in die entgegengesetzte Richtung. Dann könnt Ihr und sie versuchen, Euch zu unserem Sammelpunkt durchzuschlagen.«
    »Und was wird mit Euch?« fragte Barnevelt beunruhigt. Er war zwar nicht scharf darauf, Zakkomir gemeinsam mit Zei loszuschicken und selbst die Rolle des Lockvogels zu übernehmen, aber es schien ihm andererseits auch nicht sehr anständig zuzulassen, dass der junge Mann sich opferte.
    »Um mich braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen. In der Dunkelheit kann ich sie leicht abschütteln. Unter Eurer begeisternden Führerschaft habe ich den Mut eines echten Qarar angenommen. Außerdem gilt meine erste Pflicht der Dynastie! Beeilt Euch, ich höre sie kommen!«
    Er bugsierte die beiden, die immer noch zauderten, mit sanfter Gewalt ans Ende des Prahms. Unfähig, sich auf die schnelle einen besseren Plan auszudenken, sprang Barnevelt mit Zei an der Hand hinunter auf das Floß, wo sie im Schutz der Bordwand des Prahms niederkauerten.
    Die Schritte der Verfolger wurden lauter. Offenbar hatten die Sunqaruma die hinuntergeworfene Planke durch eine neue ersetzt. Zakkomirs Schritte entfernten sich. Gleich darauf erschollen Rufe wie: »Da ist er!« und »Hinter ihm her, Leute!« Sie hörten direkt über sich die Schritte der Verfolger, die sich rasch in Zakkomirs Richtung entfernten. Wenig später herrschte wieder Stille.
    Barnevelt riskierte einen Blick über die Bordwand des Prahms. In einiger Entfernung glaubte er rennende Gestalten zu sehen, aber es war schon zu dunkel, um noch Genaueres erkennen zu können. Er nahm Zei bei der Hand und lief entgegengesetzt zu der Richtung, die Zakkomir eingeschlagen hatte.

 
18
     
    N achdem sie über zahllose Planken, Stege und Leitern von Floß zu Floß gehastet waren, entdeckten sie, dass der Weg, den sie eingeschlagen hatten, genau zum Deck eines der Hausboote führte.
    »Sollten wir nicht besser noch mehr von diesen Planken ins Wasser werfen?« schlug Zei vor.
    »Nein. Das würde sie höchstens eine Minute aufhalten. Außerdem wäre es dann für sie ein leichtes, unsere Spur zu verfolgen.«
    »Heute Abend scheinen nur wenige von ihnen draußen zu sein.«
    »Essenszeit«, sagte Barnevelt.
    Sie bewegten sich auf leisen Sohlen von einem Hausboot zum nächsten. Einmal ging ein heranwachsender Krishnaner so dicht an ihnen vorüber, dass er Barnevelt an der Schulter streifte. Er schenkte ihnen jedoch kaum einen Blick und verschwand gleich darauf in einer Tür, aus der lautes Schimpfen drang.
    Sie schlichen weiter – über Decks und Planken, Leitern hinauf und hinunter, bis sie schließlich zu einem großen überdachten Schiff kamen. An Bord war kein Lebenszeichen zu erkennen. Das Schiff, ein ehemaliges Kauffahrerschiff von der Va’andao-See, war ziemlich heruntergekommen und erinnerte Barnevelt an Gemälde der Arche Noah.
    Sie machten eine Erkundungsrunde um das Deck und stellten fest, dass es keine weiteren Verbindungsstege zu anderen Schiffen gab. Das Schiff lag in der Tat am äußersten Nordende der Sunqar-Siedlung. Dahinter gab es nur noch ein paar verstreute Wracks, die keine Verbindung zur ›Stadt‹ hatten. Barnevelt spähte nach Norden. In der Ferne glaubte er das zerfetzte Segel des Floßes zu erkennen, das sie sich zum Treffpunkt erkoren hatten. Fast auf gleicher Linie mit dem Floß sah er die Nase eines großen Wracks, das langsam mit dem Heck versank, aus dem Seetang ragen – eine schwarze Pyramide, die sich schemenhaft gegen den dunklen Himmel abhob.
    »Wir sind hier am Ende angelangt«, sagte er zu Zei. »Was für eine Art von Schiff ist das hier eigentlich?«
    Der scheunenartige Deckaufbau besaß keine Fenster, dafür aber drei Türen: eine kleine auf jeder Seite und eine große an einem Ende. Alle drei waren mit Vorhängeschlössern gesichert.
    Barnevelt nahm sich das Schloss auf der nordöstlichen Seite vor, wo man ihn von der Ansiedlung her nicht sehen konnte. Das Schloss war sehr stabil, und er hatte nichts bei sich, womit er es öffnen konnte, ganz abgesehen davon, dass
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