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Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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er ohnehin nicht wusste, wie man ein Schloss aufbekam. Die Eisenbänder, die das Schloss hielten, waren an Tür und Türrahmen festgenagelt, so dass er sie nicht mit der Messerklinge losschrauben konnte. Mit einem einigermaßen kräftigen Eiseninstrument hätte er sie ohne weiteres aufbrechen oder abheben können: doch jeder Versuch, dasselbe mit dem Messer oder dem Schwert zu bewerkstelligen, hätte ihn lediglich eine gute Klinge gekostet.
    Als er die Finger über die Tür gleiten ließ, spürte er jedoch eine Unebenheit in dem Band, das vom Türrahmen zum Schloss lief. Als er näher hinschaute und mit dem Daumennagel an der Stelle kratzte, sah er, dass das Band stark verrostet war – so stark, dass er mit bloßen Händen ganze Rostplättchen lösen konnte.
    Die einfachste Methode würde somit wahrscheinlich auch die wirksamste sein. Er zerrte an dem Band, bis er es weit genug nach außen gebogen hatte, dass er die Finger beider Hände darunterschieben konnte. Er umklammerte das Band mit festem Griff, stemmte einen Fuß kraftvoll gegen die Tür und zog. Seine Muskeln traten vor Anstrengung hervor.
    Mit einem leisen Knirschen gab das gelockerte Band nach. Barnevelt taumelte zurück und wäre über Bord gefallen, wenn nicht Zei mit einem unterdrückten Entsetzensschrei zu ihm gesprungen wäre und ihn geistesgegenwärtig am Arm festgehalten hätte.
    Eine Minute später waren sie im Innern. Bis auf den dreifachen Mondstrahl, der durch die offene Tür hereinfiel, war es stockfinster. Das Mondlicht war nicht hell genug, als dass sie irgend etwas hätten erkennen können. Barnevelt stolperte über etwas Hartes und stieß einen unterdrückten Fluch aus. Hätte er doch bloß eine Kerze mitgebracht! Aber man konnte schließlich nicht an alles denken …
    Das brachte ihn auf einen Gedanken. Er tastete sich an der Wand entlang, wobei er mehrmals gegen irgendwelche Gegenstände stieß, und spürte wenig später unter seiner Hand eine Halterung, in der ein Öllämpchen steckte. Nach ein paar erfolglosen Versuchen gelang es ihm schließlich, die Lampe mit seinem Taschenfeuerzeug anzuzünden. Rasch schloss er die Tür, damit das Licht nicht nach außen drang und sie verriet.
    Das Schiff diente als Lagerraum. Alles war säuberlich aufgestapelt: Pechfässer, Nägel und andere Gegenstände wie Holzbohlen, Taue verschiedener Stärke, säuberlich zu zylinderförmigen Türmchen aufgerollt; Balken, Leinwandbahnen und Ruder. In der Mitte des Decks befand sich eine große offen stehende Luke. Barnevelt beugte sich hinüber und sah, dass das Unterdeck ebenfalls mit Fässern, Brennholzstapeln und Säcken gefüllt war.
    »Interessant«, sagte er, »aber ich sehe im Moment nicht, wie uns das weiterhelfen könnte.«
    »Zumindest haben wir jetzt ein Versteck«, sagte Zei.
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Wenn Zakkomir ihnen entwischen sollte, durchkämmen sie bestimmt die ganze Siedlung. Und selbst wenn er es nicht schafft, werden sie immer noch wissen, dass da außer ihm noch zwei andere waren. Zudem haben uns ein paar Leute gesehen. Ich habe Chask gesagt, dass wir uns am Rande des Sunqar treffen …«
    »Wer ist Chask?«
    »Mein Bootsmann. Hoffentlich ist er rechtzeitig weggekommen, als das Spektakel losging. Aber selbst wenn er morgen früh am Treffpunkt erscheint, kann man nicht erwarten, dass er den ganzen Tag dort wartet.«
    »Ihr wisst nicht, ob er entkommen ist?«
    »Nein. Wenn wir ein kleines Boot stehlen könnten …«
    »Ich habe auf dem Weg hierher nirgends eins gesehen. Und man sagt, es wäre unmöglich, mit einem kleinen Boot durch den Tang zu kommen.«
    Barnevelt stieß ein unwilliges Knurren aus. »Mag sein, aber Ihr wärt erstaunt, zu welch unmöglichen Dingen die Menschen imstande sind, wenn sie keine andere Wahl haben. Ich werde mal nachschauen.«
    Er schlüpfte zur Tür hinaus, machte einen Rundgang auf dem Deck und hielt nach einem kleinen Boot Ausschau. Nichts zu sehen. Weit und breit nur Hausboote, an denen die Ranken emporwuchsen. Da er schon einmal draußen war, ging er noch einmal um den Aufbau herum, um sich zu vergewissern, ob auch wirklich kein Licht nach außen drang. Tatsächlich sah er einen schwachen Lichtschimmer unter der Bodenritze der Tür, die nach Südwesten hin lag.
    Zurück im Innern, rollte er ein Stück Tau ab und legte es vor die Schwelle der Südwesttür. Dabei berichtete er Zei von seinem Misserfolg bei der Suche nach einem Fluchtboot.
    »Könntet Ihr nicht aus diesen vielen Gegenständen hier ein
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