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Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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ersehnten Ziel kamen, desto länger wurde Barnevelts Schritt, der ganz versessen darauf war, endlich seine Skier abnehmen zu können. Als Zei seinem Tempo nicht länger folgen konnte und durch den Zug des Taus mehrmals fast gestrauchelt wäre, rief sie: »Nicht ganz so schnell, bitte!«
    Barnevelt wandte den Kopf, um zu antworten, und in dem Moment hakten seine Skispitzen ein. Das Wasser stieg und schlug mit einem gurgelnden Geräusch über seinem Kopf zusammen.
    Ehe er an die Oberfläche kam, schlug ihm etwas Hartes auf den Rücken, und gleich darauf steckte er in einem Gewirr menschlicher Gliedmaßen. Er wusste sofort, was passiert war: Zei, die sich statt seitlich von ihm hinter ihm gehalten hatte, war nicht in der Lage gewesen, sein Gewicht zu halten, als er ins Wasser gefallen war, sondern mitgerissen worden.
    Es gelang ihm, seinen Kopf freizubekommen und Luft zu schöpfen. Er befreite sich von einer dicken Ranke, die sich um seinen Hals gewickelt hatte, und begann sich herauszuarbeiten. Es war schwerer, als er erwartet hatte, denn die Skier hatten sich in den Ranken verheddert und machten normale Bewegungen unmöglich. Als er schließlich seine Füße wieder unter sich gebracht und das Ruder aus dem Wasser gefischt hatte, machte er ein paar Schritte von dem Loch weg und zog Zei an dem Tau heraus.
    Als sie, nachdem sie erst einmal die halbe Banjao-See ausgespuckt hatte, wieder zu Atem gekommen war, sagte sie: »Ich hoffe, mein Herr, dass Ihr es nicht für ungehörig erachtet, wenn ich Euch rate, ebenfalls zu schauen, wohin Ihr Euren Fuß setzt.«
    Barnevelt grinste schamerfüllt. »Schadenfreude ist die beste Freude, wie man bei uns in Nyamadze sagt. Zum Glück sind wir fast am Ziel.«
    Als das Licht heller wurde, sah er, warum er ins Wasser gefallen war: Sie näherten sich bereits dem Rand des festeren Teils des Sunqar, und der Tangteppich wies schon zahlreiche Löcher auf. Weiter vorn, hinter dem Floß, war der Tang überhaupt nicht mehr fest, sondern trieb in gelbbraunen Stücken aller Größen dahin.
    Endlich polterten sie auf das Floß und ließen sich mit einem Seufzer der Erschöpfung auf seine vermoderten Planken sinken. Barnevelt löste zuerst seine Bindung und wandte sich dann den Füßen seiner Begleiterin zu. Sie zuckte bei seiner Berührung zusammen, und als er das Band und die Leinwandwickeln gelöst hatte, sah er, dass ihre Füße an mehreren Stellen arg wundgerieben waren.
    »Großer Qondyor!« rief er. »Das muss weh getan haben! Warum habt Ihr denn nichts gesagt?«
    »Was hätte das genützt? Ihr hättet mich wohl kaum über diesen schwankenden Untergrund aus treibendem Tang tragen können, und mein Klagen hätte Euch bloß von Eurer eigentlichen Aufgabe abgelenkt.«
    »Ihr habt aber Mut!« sagte Barnevelt. »Meine Hochachtung!« Er entledigte sich seiner Stiefel und Socken und wrang die letzteren aus.
    »Ich danke Euch.« Plötzlich musste sie lachen. »Schaut Euch mal Eure Beine an!«
    Im heller werdenden Licht sah er, dass seine Beine blaugestreift waren, wo die Farbe der Expressbotenuniform ausgelaufen war.
    Eine Brise kam auf und ließ ihn zusammenschaudern.
    »Brrr!« sagte Zei und schüttelte sich. »Und ich war gerade vorher wieder einigermaßen trocken von meinem ersten Bad! Los, zieht Euch das nasse Gewand aus und wringt es aus! Sonst wird es Stunden dauern, bis es in diesem Dunst wieder trocken ist.«
    Ehe Barnevelt sich’s versah, war sie aus ihrem eigenen dünnen Kleid geschlüpft und wrang es über dem Rand des Floßes aus. Seine Vergangenheit in Chautauqua County stieg in ihm hoch und übergoss ihn mit einer Röte, so rot wie der junge Morgen, während Zei, mit nicht viel mehr Verlegenheit behaftet als eine Einjährige, ihr Kleid über das einzig übrig gebliebene Maststag des Floßes hängte und sagte: »Was hält meinen Herrn davon ab, sein Gewand abzulegen? Sind Eure Glieder vor Kälte steif geworden?«
    Barnevelt gehorchte stumm und hochrot.
    Als er die Jacke auszog, fiel Sheafases Brief heraus. Er zerknüllte ihn und warf ihn fort. Er diente jetzt keinem nützlichen Zweck mehr. Im Gegenteil: Er konnte ihn in Teufels Küche bringen, wenn er Königin Alvandis Neugier erweckte, warum die Morya Sunqaruma so interessiert an ihren Freunden aus Nyamadze waren.
    Er sagte: »Eine ordentliche Portion Sonne auf Euren wunden Füßen, und Ihr wärt erst einmal für eine Weile außer Gefecht. Vielleicht sollte ich das alte Segel hier zerschneiden, damit wir etwas haben, womit wir uns
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