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Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Titel: Die Frauen des Journalisten (German Edition)
Autoren: Gerlind Schmidt
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      Es sah so aus , als sollte es wieder ein trüber, kalter Wintertag  werden. Das Thermometer hinter der Fensterscheibe zeigte minus 12 Grad. Vor dem breiten Fenster von Michael Wortmanns Büro war leichter Schneefall zu erkennen. In den letzten Tagen hatte es immer wieder etwas geschneit, so dass der kleine Garten hinter dem Haus durch die geschlossene Schneedecke leuchtete.  Nur langsam schlich die  Morgendämmerung heran.
    Im Haus war alles still. Außer dem gelegentlichen Klicken der Computermaus und dem leisen Rauschen der Lüftung des Computers war  nichts zu hören. Der Schreibtisch, der gegenüber dem breiten Fenster stand, wurde von einer Tischlampe mit grünem Glasschirm beleuchtet. Ein Stapel  loser Blätter, ein paar Bücher und Ordner, zwei übereinander  stehende Ablagekästen rahmten den Monitor und das Keyboard ein.
    Michael Wortmann saß in seinem geräumigen Büro am Computer und suchte im Internet nach Hintergrundinformationen für einen neuen Artikel. Ein großes Wirtschaftsmagazin hatte ihn beauftragt, diesen Artikel über einen Baukorruptionsskandal zwischen Berliner Politikern und verschiedenen Baufirmen zu schreiben. Er hatte dazu bereits umfangreich in verschiedenen Archiven recherchiert und sein Material füllte inzwischen  einen mittleren Ordner. Immer wieder las er einige Seiten in diesem Ordner und verglich sie mit den Internetseiten.
    Wortmann war so vertieft in seine Arbeit, dass er kaum die Türglocke wahrgenommen hatte. Er sah auf seine Armbanduhr. Es war noch nicht ganz halb 9 Uhr. Nur langsam wurde ihm bewusst, dass es geläutet hatte. Was sollte das jetzt so früh? Er hatte keine Lust aufzustehen und ignorierte das Klingeln. Kurz darauf läutete es wieder, jetzt aber heftiger. Widerwillig ging Wortmann nun doch durch die offene Bürotür Richtung Hauseingang. Er blieb auf halbem Wege im Flur stehen. Hier konnte er auf den kleinen Monitor der Überwachungsanlage sehen, die auf einem niedrigen Schrank neben seiner Garderobe stand. Vor der Haustür standen eine Frau und ein Mann. Die beiden waren etwa dreißig Jahre alt und leger gekleidet. Wortmann kannte weder die Frau noch den Mann, deshalb drückte er auf den Knopf der Sprechanlage:
    „ Bitte, zu wem wollen Sie?“, fragte er ungehalten.
    Die Frau hob ihren Kopf und blickte in Richtung Kamera .
    „Wir sind von der Polizei, wir möchten Herrn Wortmann sprechen.“
    „Ja, das bin ich.“
    „Herr Wortmann, wir müssen Sie dringend sprechen. Bitte öffnen Sie uns!“
    Während sie sprach, hatte sie ihren Dienstausweis in Richtung Kamera gehalten. Wortmann ging zur Tür, öffnete sie und blickte die beiden erstaunt fragend an. Er sah auf ihre Dienstausweise, dann fragte er kurz angebunden:
    „Worum geht es?“
    In ihrer rechten Hand hielt die Polizistin ein Papier, das sie nun entfaltete.
    „Wir haben einen Haftbefehl gegen Sie, Herr Wortmann. Sie sind dringend tatverdächtig am 3. Februar dieses Jahres ihre ehemalige Freundin, Frau Claudia Metzler, in deren Wohnung in Rangsdorf misshandelt und zum Geschlechtsverkehr gezwungen zu haben. Bitte ziehen Sie sich an, Sie sind festgenommen.“
    Während sie sprach hatte sie ihm den Haftbefehl vor sein Gesicht gehalten.
    Nur mit einem Pullover und Jeans bekleidet konnte Wortmann den kalten Wind auf der Straße deutlich spüren. Inzwischen fiel der Schnee ein wenig dichter. Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen, zog die Schultern zusammen. Er hatte die Worte gehört, verstanden, was die Polizistin gesagt hatte, aber er konnte nicht reagieren. Seine Augen waren starr geworden. Er  sah durch die Frau hindurch, er sah die Straße, ein langsam vorbei fahrendes Auto, die Bäume, wie gepudert, am Straßenrand. Er hörte nichts mehr, er dachte nichts. In ihm war alles leer und ruhig.
    „Herr Wortmann haben Sie mich verstanden?“, fragte die Polizistin streng.
    „Ja....?“ Es klang fast wie eine Frage.
    „Sie müssen mitkommen, Sie sind festgenommen. Also bitte, ziehen Sie sich eine Jacke und Ihre Schuhe an.“
    Er ging langsam in den Flur, nahm seine Jacke vom Haken und stieg in seine Schuhe, die unter der Garderobe standen.
    „Mein Computer ist noch an.“
    „Den können Sie noch ausschalten, mein Kollege wird Sie begleiten.“
    Nachdem das erledigt war, schloss er die Haustür ab und ging zwischen den beiden Polizisten zu dem vor seinem Haus wartenden Auto. Der Polizist öffnete ihm  die hintere Wagentür. Er stieg ein. Durch die beschlagene Autoscheibe sah er
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