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Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Natur bereits gewaltig an Boden gutgemacht.
    »Was machst du für ein trübes Gesicht, mein Freund?« fragte Tangaloa. »Du siehst aus wie ein Cosmotheist, dessen Guru gerade das Zeitliche gesegnet hat. Willst du dein ganzes Leben auf der Erde verbringen?«
    »Nein«, erwiderte Barnevelt. »Aber mein Gewissen lässt einfach nicht zu, dass ich durch diese Hintertür von der Erde verschwinde. Unsere kleine Notlüge mit der Segeltour hockt wie ein kleines weißes Gespenst vor der Schwelle unseres Unternehmens. Vielleicht rufe ich sie am besten gleich an …« Mit diesen Worten zog er den Wählstift aus seiner Halterung und steckte ihn in die Wählscheibe seines Armbandtelefons.
    »Nein, das lässt du schön bleiben!« rief Tangaloa mit ungewohnter Schärfe in der Stimme, und gleichzeitig schoss seine große braune Hand vor und packte Barnevelts Handgelenk.
    Nach ein paar Sekunden senkte Barnevelt resignierend den Blick. »Du hast ja recht. Am besten, ich schalte mein Telefon ganz ab.« Er steckte das Schraubenzieherende des Wählstifts in den Kontaktschlitz und drehte ihn mit einem leisen Klick um.
    »Das ist besser so«, sagte Tangaloa und wandte sich wieder seinem halb gepackten Koffer zu. »Bist du jemals einem Psychotest unterzogen worden?«
    »Mhmm. Dabei kam raus, dass ich an einem übersteigerten Ödipuskomplex leide. Aber meine Mutter stoppte die Behandlung rechtzeitig. Sie hatte Angst, sie würde anschlagen.«
    »Du wärst besser in einer polynesischen Familie aufgewachsen. Wir werden von so vielen Personen gleichzeitig erzogen, dass wir gar nicht erst soweit kommen, diese schrecklichen Fixierungen auf einzelne Individuen zu entwickeln.«
    Tangaloa faltete ein paar Hemden auf Koffergröße zurecht, wobei er fröhlich Laau Tetele vor sich hinpfiff, und begann, einzelne Spezialausrüstungsgegenstände in die dafür vorgesehenen Fächer zu stecken. Als erstes kamen die diversen Arzneimittel und Drogen an die Reihe, einschließlich der unverzichtbaren Langlebigkeitskapseln, ohne die kein Mensch die Aussicht hatte, seine normale Lebenserwartung von mindestens 200 Jahren zu erreichen.
    Danach kamen sechs Einmillimeter-Hayashi-Kameras an die Reihe. Jede davon war in einem großen Fingerring eingebaut, der sich perfekt tarnte. Dazu gehörten noch ein paar Juwelier-Vergrößerungsgläser und einige winzige Schraubenzieher zum öffnen und Filmwechseln.
    Es folgten ein paar Konig- und Das-Notizblöcke mit Titan-Iridit-Blättern, ein Vergrößerungsgerät zum Lesen der Seiten und ein faltbarer Pantograph, der die Handbewegungen des Schreibers auf fast mikroskopisches Format reduzieren konnte. Wenn er ganz klein schrieb und das digraphische Alphabet von Ewing benutzte, konnte ein geübter Schreiber wie Tangaloa mehr als 2000 Wörter auf einer Seite eines sechs mal zehn Zentimeter großen Blattes unterbringen.
    »Werden die Viagens-Leute auf Krishna uns überhaupt erlauben, die Hayashis mit aus dem Reservat herauszunehmen?« fragte Barnevelt.
    »Ja. Bei einer strikten Auslegung der Vorschrift 368 dürften sie das zwar eigentlich nicht, aber bei den Hayashis drücken sie normalerweise ein Auge zu, weil die Krishnaner die sowieso nicht bemerken. Außerdem ist jede Hayashi mit einem Selbstzerstörungsmechanismus ausgerüstet, der bewirkt, dass sie sofort in tausend Stücke zerspringt, wenn jemand versucht, sie auseinander zunehmen. Leg diese Mikrofilmspule mit in den Koffer!«
    »Was ist das?«
    »Ein Grundkurs in Gozashtando. Du kannst unterwegs damit arbeiten. Und hier sind noch ein paar Schallplatten.« Er reichte Barnevelt eine Scheibe von etwa sechs Zentimetern Durchmesser und fast zwei Zentimetern Dicke. »Auf den Schiffen hat man Abspielgeräte dafür. So, und jetzt ein bisschen dalli, mein Freund, sonst verpassen wir unseren Flug!«
    Auf dem New Yorker Raumhafen standen vier Frauen Spalier, um Tangaloa Lebewohl zu sagen: seine derzeitige Hauptflamme, zwei Ex-Frauen und eine nicht näher bezeichnete Allzweckfreundin. Tangaloa begrüßte sie mit seiner charakteristischen flatterigen Leutseligkeit, drückte ihnen der Reihe nach einen stürmischen Kuss auf den Mund und trollte sich zum Bus.
    Barnevelt sagte dem bezaubernden Quartett artig auf Wiedersehen und folgte Tangaloa, in den trübsinnigen Gedanken versunken, dass dem, der hat, gegeben wird. Als er noch einmal aus dem Busfenster schaute, um der winkenden Damenriege einen letzten scheuen Blick zuzuwerfen, sichtete er plötzlich eine kleine grauhaarige Gestalt, die sich
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