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Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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immer ein Fehler, seine Mutter aufs Tapet zu bringen. Einerseits hatte er immer das Gefühl, sie verteidigen zu müssen, andererseits befürchtete er, dass sie nur sehr recht hatten. Wenn bloß sein Vater, dieser Holländer, nicht schon gestorben wäre, als er noch ein kleiner Junge war …
    »Außerdem«, fuhr Marlowe fort, »kenne ich meine Grenzen, und ich befürchte, ich würde in Igors Job genauso eine traurige Figur abgeben wie er in meinem, damals in New Haven.«
    »Was war denn in New Haven?« fragte Thorpe. »Ich glaub, die Geschichte kenne ich noch gar nicht.«
    Laing erklärte: »Wie du weißt, ist Igor so ziemlich der schlechteste Redner der Welt. Deshalb vertritt Grant ihn am Rednerpult und verwendet seine Filme, so wie Dirk Bücher und Artikel für ihn schreibt. Für Notfälle hatten wir immer einen kleinen mechanischen Recorder bereit, der aussah wie eine Blume am Rockaufschlag und auf dem immer ein paar Vorträge gespeichert waren, geschrieben von Dirk und gesprochen von Grant. Wir brachten Igor bei, dazustehen und seinen Mund synchron zur Stimme aus dem Tonband zu bewegen.«
    »Und dann?«
    »Vor zwei Jahren erkrankte Grant plötzlich, und Igor musste seinen Auftritt selbst absolvieren, mit dem Recorder. Aber als er sich erhob und das Ding einschaltete, ging irgendwas schief, und das Ding spielte immer dasselbe, wie eine Platte, die einen Sprung hat: ›… große Ehre, vor Ihnen sprechen zu dürfen … große Ehre, vor Ihnen sprechen zu dürfen … große Ehre, vor Ihnen sprechen zu dürfen …‹ und so weiter. Das Ganze endete damit, dass Igor wie ein Verrückter auf dem Ding herumtrampelte und dabei russische Flüche brüllte.«
    Während Thorpe noch lachte, wandte sich Laing an Barnevelt. »Ich weiß, Dirk, es ist viel verlangt, aber es gibt keinen anderen Ausweg. Und wo du doch ohnehin schon Igors Geist bist, möchtest du da nicht auch deinen Körper zurückhaben?«
    Tangaloa, der grinste wie eine große polynesische Qualle, stimmte an: »Bring back, bring back, oh, bring back my body to me, to me!«
    Alle lachten, außer Barnevelt.
    »Nein«, sagte er mit der übertriebenen Festigkeit eines Mannes, der spürte, wie seine inneren Widerstände langsam zu bröckeln beginnen. »Ich kann auf der Erde auch ohne die Firma Igor Shtain Limited ein prächtiges Auskommen finden – jedenfalls ein besseres als jetzt …«
    »Warte!« sagte Laing. »An dem Unternehmen hängt noch weit mehr. Ich hatte neulich ein Gespräch mit Tsukung von der Fahndungsabteilung, und er hat mir gesagt, dass ihnen die Janru-Gang echt Kopfzerbrechen bereitet. Ihr wisst, was das Zeug bei Dio angerichtet hat, und ihr habt auch von dem Mordfall Polhemus gelesen. Der Extrakt ist so stark, dass man hundert Dosen davon in einer Zahnlücke verstecken kann. Er wird tausendmal verdünnt und taucht schließlich in Parfüms mit Namen wie Nuit d’amour und Moment d’extase wieder auf. Aber mit dem Janru, das ihnen beigemengt ist, machen sie ihrem Namen wirklich alle Ehre. Eine Frau kann sich mit dem Zeug einsprühen, und wenn ein Mann nur eine Nase voll davon nimmt, schnappt er über, und die Frau kann ihn durch Reifen springen lassen, als stünde er unter osirischer Pseudohypnose.
    Aber das ist noch nicht alles. Das Zeug wirkt nur, wenn eine Frau es bei einem Mann anwendet, und angesichts der rasenden Geschwindigkeit, in der das Zeug sich verbreitet, befürchtet Tsukung, dass die Frauen spätestens in ein paar Jahrzehnten die Männerwelt völlig unter der Knute haben.«
    »Das wäre gar nicht mal so schlecht«, bemerkte Mrs. Fischman. »Ich glaube, es könnte nicht schaden, wenn ich das Zeug mal bei meinem Schlappschwanz von Ehemann verwenden würde.«
    »Du hast es also in der Hand«, fuhr Laing fort, »die männliche Hälfte der Menschheit vor einem Schicksal zu bewahren, das schlimmer ist als der Tod – oder zumindest vor einem solchen Schicksal, wie deine Mutter es dir auferlegt hat. Wäre das nicht der Mühe wert?«
    »Das bringt mich auf einen Gedanken«, sagte Marlowe. »Woher wissen wir überhaupt, ob Dirks Mutter das Zeug nicht bei ihm angewendet hat?«
    Barnevelt schüttelte heftig den Kopf. »Sie hatte mich schon von frühester Kindheit an psychologisch im Griff. Aber was gewinne ich bei der ganzen Sache? Ein Bauernknecht bin ich ja sowieso schon.«
    »Du würdest von ihr wegkommen«, sagte Laing.
    Tangaloa sagte: »Du willst doch nicht tatenlos zusehen, wie die Frauen die Männer versklaven, so wie ihr im Westen es mit
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