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Commissaire-Llob 1 - Morituri

Commissaire-Llob 1 - Morituri

Titel: Commissaire-Llob 1 - Morituri
Autoren: Yasmina Khadra
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    Yasmina Khadra
     
    Morituri
     
     
    scanned 07-2006
     
    1. Band der Commissaire-Llob-Trilogie.
     
    ISBN: 3-85218-307-3 Aus dem Französischen übersetzt von Bernd Ziermann und Regina Keil-Sagawe Mit einem Nachwort von Beate Burtscher-Bechter Verlag: Haymon Erscheinungsjahr: 1. Auflage 1999
     
    Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!
     
    Originaltitel: Morituri
    © Editions Baleine, Paris 1997
     
    Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
    Khadra, Yasmina:
    Morituri: Roman / Yasmina Khadra. Aus dem Franz. von Bernd Ziermann und Regina Keil-Sagawe. Mit einem Nachwort von Beate Burtscher-Bechter. - Innsbruck: Haymon-Verlag, 1999 ISBN 3-85218-307-3
     
    © Haymon-Verlag, Innsbruck 1999 Alle deutschen Rechte vorbehalten
    Umschlaggestaltung: Benno Peter Gesamtherstellung: Wiener Verlag, Himberg
     
    Die großen Epochen unseres Lebens liegen dort, wo wir den Muth gewinnen, unser Böses als unser Bestes umzutaufen.
    (F. Nietzsche)
     
    Zur Bedeutung einiger der vorkommenden Namen:
     
    ABOU KALYBSE: Wortspiel ausgehend von Apokalypse. Abou (Vater von) und Kalybse, dem Kalypse entspricht, da das harte p im arabischen Alphabet nicht existiert. BLISS: Abgeleitet von Iblis, dem Namen des Teufels im Koran, wo die Frau mit dem Teufel verglichen wird. 1990 war der Slogan des FIS für die Wahlen: Dad bliss vote FIS (Gegen Bliss, wähl den FIS).
    DINE: Religion. Auf Arabisch der Anfang einer Beschimpfung: Naa dine babek (Verflucht sei die Religion deines Vaters)
    GHOUL: Menschenfresser; im übertragenen Sinn: böser Besitzer
    HAJ GARN: Horn LANKABOUT: Spinne NAHS: Unglück
    EINIGE ARABISCHE ODER ISLAMISCHE AUSDRÜCKE UND NAMEN sind in Fußnoten erläutert. Bei den nicht erklärten, weil als bekannt vorausgesetzten Begriffen (z.B. Imam, Ramadan, Fatwa) ist zu beachten, daß Emir nicht nur ein Herrschertitel ist, sondern daß in Algerien die Anführer der Islamisten so genannt werden.
     
     
    1
     
     
    Blutüberströmt liegt der Horizont da und bringt durch einen Kaiserschnitt einen Tag zur Welt, für den sich die Mühe letztlich nicht gelohnt haben wird. Ich wälze mich aus den Federn, völlig geschafft von einem unruhigen Schlaf, aus dem ich beim leisesten Geräusch hochgeschreckt bin. Die Zeiten sind hart: wie schnell ist ein Unglück geschehen.
    Mina schnarcht unweit von mir und meiner Lustlosigkeit, aufgequollen wie ein ranziger Teig, ein Stück ihres Busens liegt achtlos auf dem Rand der Decke. Lang ist es her, daß ich bei der harmlosesten Berührung auf sie abgefahren bin. Damals saß mir der Orgasmus direkt unter der Haut. Und mein Stolz hatte vor allem mit Potenz, mein Positivismus mit Fortpflanzung zu tun. Heute ist mein armes Aschenputtel ebenso degeneriert wie der allgemeine Geisteszustand, besitzt nicht mehr Anziehungskraft als ein liegengelassenes Abschleppseil, ist aber wenigstens da, wenn nachts die Angst in mir hochkriecht.
    Ich schlüpfe in meinen Anzug Marke »Proletarier wider Willen«, schütte ein seifig schmeckendes Gebräu hinunter und verbringe eine volle Viertelstunde auf der Lauer hinter meinem Fenster, für den Fall, daß ein Terrorist vorhaben sollte, mir den mit Vorurteilen vollgestopften Schädel wegzupusten. Die Luft scheint rein. Ein Müllmann räumt gerade den Abfall weg, der morgen garantiert wieder dasein wird, ansonsten ist die Straße so verlassen wie das Paradies.
    Von meinem Haus zur Garage, in der mein Auto geparkt ist, sind es zweihundert Meter. Früher habe ich sie in einem Stück zurückgelegt. Heute ist das eine Expedition. Alles scheint mir verdächtig. Jeder Schritt bedeutet Gefahr. Manchmal habe ich solchen Schiß, daß ich am liebsten umkehren würde.
    Der Parkwächter ist ein guter Kerl. Ich tue ihm leid. In seiner naiven Sicht der Dinge bin ich so gut wie tot. Er ist geradezu überrascht, mich Tag für Tag überleben zu sehen.
    Besonders nah standen wir uns nie. Unsere Beziehung beschränkte sich auf »Guten-MorgenGuten-Abend«. Aber wenn er mal ein Problemchen hatte, wußte er stets, wo ich zu finden war. Wenn er mit verstörter Miene zu den unmöglichsten Zeiten bei mir auftauchte, beruhigte ihn schon mein bloßer Anblick. Ich war der nette Bulle des Viertels, allzeit selbstlos und hilfsbereit, und meine vier Wände, die ansonsten wenig Ähnlichkeit mit einem Beichtstuhl aufweisen, empfingen ohne Ansehen von Sitte und Rasse endlose Scharen von Außenseitern. Obwohl ich nicht der Prophet war, schien mir, daß ich eine Herde Schäfchen hatte, mit der man zehn
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