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0453 - Im Bann des Pegasus

0453 - Im Bann des Pegasus

Titel: 0453 - Im Bann des Pegasus
Autoren: Jason Dark
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Als James Benson mein Büro betrat, wusste ich sofort, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Seine Lippen zuckten, das Gesicht zeigte einen qequälten Ausdruckt und seine Hände hielt er zu Fäusten geballt. Dabei ging er wie ein Automat, der mit zunehmender Entfernung immer kleiner wurde, weil die Kraft aus dem Körper rann.
    Ich wusste nicht viel von ihm. Er war Schriftsteller, Reiseautor und stammte aus London, doch er war in der ganzen Welt zu Hause. Benson hatte mich angerufen und um einen Termin gebeten.
    Den hatte ich ihm gegeben.
    Bevor er ganz zusammensackte, war ich bei ihm, stützte ihn ab und drückte ihn auf Sukos Stuhl, der meinem, durch zwei Schreibtische getrennt, gegenüberstand.
    »Danke«, ächzte er.
    »Möchten Sie ein Glas Wasser?«
    »Wenn Sie haben…«
    »Natürlich. Glenda!« rief ich meine Sekretärin. »Bitte, bringen Sie ein Glas Wasser.«
    »Sofort, Mr. Sinclair.« Wenn Fremde dabei waren, redeten wir uns nicht zu vertraulich an.
    James Benson wischte durch sein Gesicht. Als er seine Handflächen betrachtete, waren sie nass. Auch der dünne Leinenanzug zeigte Schwitzflecken. Irgend etwas musste in seinem Körper toben, möglicherweise eine schlimme Krankheit.
    »Soll ich einen Arzt rufen, Mr. Benson?«
    »Nein, das nicht. Kein Doktor.« Er setzte sich so hin, dass er mich anschauen konnte. »Ich will ja mit Ihnen reden. Auf Sie, Sinclair, kommt es mir an.«
    »Natürlich.«
    Glenda brachte das Wasser. Ich bedankte mich bei ihr und schaute zu, wie Benson das Glas mit beiden Händen umfasste und erst dann gegen die Lippen führte. Er trank sehr langsam. Er war ein Gezeichneter, war fertig, vielleicht am Ende, hatte keine Nerven mehr.
    Zur Hälfte leergetrunken, stellte er das Glas zur Seite. »Ich muss mich beeilen, Mr. Sinclair. Es bleibt mir nicht viel Zeit. Sie haben mich erwischt.«
    »Wer?«
    »Darüber will ich mit Ihnen reden.« Er lehnte sich zurück und fuhr mit beiden Händen durch sein graues Haar. »Es sind gefährliche Menschen. Sie nehmen keine Rücksicht. Sie sind geheimnisvoll, sie halten zusammen, sie wissen sehr viel…« Nach diesen Worten starrte er ins Leere, als wollte er seine nächsten Worte noch einmal genau überdenken.
    »Bitte, reden Sie weiter!«
    »Geben Sie mir eine Zigarette«, bat er mich plötzlich. Ich tat ihm den Gefallen. Er rauchte und schaute mich durch die blaugraue Wolke zwischen uns an. »Ich bin Reiseautor«, sägte er, »dabei kommt man ja viel herum in der Welt, aber eine Ecke in Europa hat mich besonders fasziniert. Die südöstliche Griechische Sagen und Legenden waren schon immer ein Hobby von mir gewesen. Ich habe die griechische Mythologie erforscht und interpretiert. Dabei bin ich zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen.«
    »Bitte.«
    »Kennen Sie Samos?«
    »Sie sprachen vorhin von Südosteuropa. Deshalb nehme ich an, dass Sie die Insel meinen und nicht den Wein.«
    »Richtig.«
    »Nur vom Hörensagen, Mr. Benson.«
    »Ich habe einige Zeit dort verbracht und bin einer Sache auf die Spur gekommen, die gefährlich ist. Zwei Dinge müssen Sie sich merken. Pegasus und die Loge der Mystiker.«
    »Das erste kenne ich. Pegasus ist das Symbol der Schriftsteller, das geflügelte Pferd, das die Phantasie der Menschen symbolisiert.«
    »Ja, stimmt.«
    »Und die Loge der Mystiker?«
    »Ist eine gefährliche Gruppe, die sich auf Samos etabliert hat. Sie müssen Acht geben. Das Kloster ist ebenfalls eine Falle, auch wenn es nicht so aussieht. Sie werden immer herzlich aufgenommen, aber wehe, Sie kommen den Dingen auf den Grund.« Er griff wieder zum Glas und trank es leer.
    »Was haben Sie dort entdeckt?«
    Er schaute mich an. Dabei hatte sich der Ausdruck in seinen Augen verändert. Er war glasiger geworden. Man konnte das Gefühl haben, dass seine Augen jeden Augenblick zerspringen würden. Auf einmal stand der Schweiß auf seiner Stirn.
    »Ich werde doch einen Arzt kommen lassen, Mr. Benson…«
    »Zu… zu … spät«, ächzte er. »Das Gift … der Ring … verdammt!« Er stand plötzlich auf und presste seine Hände gegen den Magen. Sein Gesicht bekam Flecken. Er öffnete den Mund. Die Zunge kam zwischen den Lippen hervor. Er würgte. Grünlichgelber Schleim drang aus seinem Mund und klatschte auf den Schreibtisch.
    Dann brach er zusammen. Ich hatte noch den Arm ausgestreckt und fing seinen Kopf ab, damit er nicht mit dem Gesicht auf die Platte schlug. An der Haut fühlte ich den kalten Schweiß. Ich hörte ihn noch röcheln, er zuckte, dann lag er
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