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Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Titel: Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Venus; sie hatte sich dafür entschieden, an Charrus Seite das Leben der Barbaren zu teilen. Hinter ihr lag die umfassende Ausbildung, die ihr Staat seiner zukünftigen Führungsschicht angedeihen ließ. Sie war Ärztin, aber sie verfügte auch auf anderen Gebieten über umfassendes Wissen. Mehr Wissen, als es sich die Terraner in der kurzen Zeit hatten aneignen können, in der sie fast ständig um ihr nacktes Überleben kämpfen mußten.
    Lara wurde bleich bis in die Lippen, als sie die drei kleinen Punkte auf dem Schirm erkannte.
    Charru hatte ihr nur einen kurzen Blick zugeworfen und starrte ebenfalls auf die beweglichen Flecken. Sie kamen rasch näher, wurden zu Umrissen, winzigen, schimmernden Dreiecken, deren Spitzen auf die »Terra« zielten. Wie funkelndes Spielzeug wirkten sie aus der Ferne. Spielzeug, das hundertfachen Tod mit sich trug.
    »Robot-Jäger«, sagte Lara tonlos.
    Charrus Kopf ruckte herum. »Und was heißt das?«
    »Unbemannte Kampfschiffe.« Lara schluckte krampfhaft. »Sie sind für den Fall eines Angriffs irgendeiner fremden Rasse aus dem All entwickelt worden. Dafür konstruiert, feindliche Raumschiffe zu zerstören. Schiffe mit viel stärkeren Waffen als unsere Energiewerfer. «
    Stille folgte ihren Worten. Eine jähe, lastende Stille.
    Das Gespenst der Vernichtung, dem sie so oft nur um Haaresbreite entronnen waren, hatte sie eingeholt.
    *
    Schwarze Schatten lagen über der zerklüfteten Kraterlandschaft von Luna.
    Irgendwo summten und dröhnten Maschinen. Bohrtürme ragten wie ein dunkles Filigran in den Sternenhimmel, sehr fern schimmerte die Lichtglocke über Lunaport wie eine weiße Nebelbank.
    Der Mann, der sich in den Schatten eines Felsblocks duckte, atmete tief die kalte, dünne Luft ein.
    Er durfte sich hier nicht aufhalten, und er wußte, was ihn erwartete, wenn er sich erwischen ließ. Das Frösteln zwischen seinen Schulterblättern rührte nicht nur von der Kälte her. Vorsichtig richtete er sich auf, betrachtete dabei sekundenlang die düstere blaue Kugel, um die seine Welt kreiste. Sein Blick wanderte weiter, bis er jenen anderen, ungleich ferneren Punkt am Himmel fand: winzig, kalt funkelnd und unerreichbar. Dort oben, Millionen Kilometer entfernt, gab es blühende Gärten, grüne Hügel und Wälder. Der Mann biß die Zähne zusammen und schüttelte die Erinnerung ab. Er wußte, daß er die Venus nie wieder aus der Nähe sehen würde.
    Rasch glitt er weiter, hielt sich im, Schutz einer niedrigen Kraterwand und bemühte sich, den schwarzen Staub so wenig wie möglich aufzuwirbeln. Ein paar Minuten später blieb er stehen und lauschte. Von den Steinbrüchen klangen metallische Geräusche und ein periodisches Zischen herüber. Robotbohrer, die mit Laserstrahlen Sprenglöcher in die Felsen brannten und die Vorarbeit für die Menschen leisteten, die mit Muskelkraft auskommen mußten. Ein lächerlicher Anachronismus, aber notwendig aus der Sicht der Bewacher. In den Händen der Häftlinge, die hier Zwangsarbeit leisteten, hätten sich Werkzeuge wie Bohr-Laser unweigerlich in Waffen, technische Hilfsmittel in die Herausforderung zur Sabotage verwandelt.
    »Mark?« flüsterte eine fast unhörbare Stimme.
    Mark Nord richtete sich auf. Vor ihm schälte sich eine hochgewachsene Gestalt aus der Dunkelheit. Der Mann trug die hellgraue Uniform des Hilfspersonals. Er hatte eine dunkle Decke wie ein Cape umgehängt, um sich nicht zu verraten.
    »Hier, Ragart! Ronnie läßt grüßen.«
    »Geht's ihm besser?«
    »Er schafft es schon. Hast du die Dinger loseisen können?«
    »Du bist verrückt, Mark. Wenn sie dich schnappen, kommst du nie mehr aus der Psycho-Zelle heraus, dann...«
    »Hast du die Dinger?«
    »Ja doch. Das war nicht schwer. Wer interessiert sich schon für leere Konzentratwürfel-Packungen?«
    Niemand - außer er bastelt Bomben, dachte Mark sarkastisch.
    Die leeren Konzentratwürfel-Packungen bestanden aus festem, brauchbarem Plastik-Material. Und Mark Nord und seine Freunde bastelten seit langem Bomben, auch wenn sie den Sprengstoff nur grammweise abzweigen konnten. Ragarts Hilfe verdankten sie der Tatsache, daß sein Schwager eine lebenslange Strafe auf Luna verbüßte. Er war krank. Krankheit bei einem Lebenslänglichen hieß normalerweise Liquidation. Mark und seine Freunde hatten es bis jetzt geschafft, den Mann zu schützen, seine Arbeit mit zu übernehmen und die Wachen über seinen Zustand zu täuschen. Sie hätten es so oder so getan. Aber das konnte Ragart nicht
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