Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
Vom Netzwerk:
1.
     
     
    Der Augenblick der Frühlings Tag- und Nachtgleiche war gekommen, als das Ungeheuerliche geschah – die Sterne begannen zu flackern.
    Etwa zwölf Sterne, die der Erde am nächsten waren, ließen plötzlich in ihrer Lichtintensität nach. Sirius, Alpha-Centauri, Proxima, Eta Eridani, 70 Ophiuchi A – und auch die Sonne selbst.
    Die gewaltigen kosmischen Umformungsprozesse dieser Himmelskörper wurden einfach unterbrochen.
    Auf den Kontinenten der Erde, in den Kratern des Mondes, zwischen den Marsdünen, jenseits der Raumbarriere auf den Riffen – überall im Sonnensystem erzitterte die milliardenköpfige Hydra der Menschheit und kauerte sich furchtsam zusammen.
    »Der Sternengott!« flüsterten die Menschen, und dieses Wort verbreitete sich mit Lichtgeschwindigkeit in der gesamten Galaxis.
    Auf diese Weise begann es.
    Das Flackern der Nachbarsterne dauerte nur einen kurzen Augenblick und wurde zuerst auf den Riffen bemerkt, die dem jeweiligen System am nächsten waren. Dann stellte man auch auf Pluto das kurzfristige Verlöschen von 70 Ophiuchi A fest, während man auf Neptun, der in diesem Augenblick auf der anderen Seite der Sonne stand, kurz darauf das Flackern des weißglühenden Sirius bemerkte. Die Berichte liefen auf der Erde zusammen, wo der fette alte Planer kichernd auf seinem goldenen Thron saß. Doch als seine Astronomen in panischem Entsetzen bei ihm vorsprachen, kicherte er nicht mehr, und sein aufgedunsenes Gesicht verdüsterte sich, und er brüllte seine Untergebenen wütend an.
    Die ersten Berichte trafen von einer Station ein, die in der Dämmerzone des Merkur in einem zerklüfteten Krater eingebettet lag. Gewaltige Betontore öffneten sich über einem Schacht und einer silberfarbenen Kuppel, die sich aus der felsigen Dunkelheit in das heiße Feuer der nahen Sonne erhob. Dutzende von optischen Instrumenten, Radio-Teleskopen, Pyrometern und sonstigen Meßgeräten richteten sich auf die gewaltige Sonnenscheibe. Im Innern des klimatisierten Observatoriums waren drei Astronomen damit beschäftigt, tausend winzige Skalen, Zeiger und Thermometer im Auge zu behalten.
    Sie warteten.
    Man hatte ihnen mitgeteilt, daß etwas geschehen würde.
     
    *
     
    Der dienstälteste Wachhabende hob die Augen vom Zifferblatt seiner Uhr und brummte: »Fünf Minuten.«
    Die beiden anderen Männer kniffen die Augen zusammen und starrten schweigend auf ihre Instrumente. Ihre Gesichter leuchteten bleich im Schein des großen Bildschirms, der das Flackern der übrigen Geräte überstrahlte. Er zeigte die Sonne, die ihre dicken Tentakel aus überhitztem Gas weit über den Merkurhorizont schickte.
    »Ja«, brummte der grauhaarige Technicaptain. »Wir sind bereit.«
    Das jüngste Mitglied des Teams war ein schmächtiger Technikadett, ein ehrgeiziger Junge, der die unangenehmen Gesetze des Überlebens und Befördertwerdens im Technikorps bereits kennengelernt hatte. Dieser junge Mann, verbittert wie er war, wagte zu widersprechen: »Von wegen bereit«, bemerkte er. »Das Ganze ist ein kompletter Blödsinn, wenn Sie mich fragen!«
    Der ältere Offizier blickte ihn an, sagte aber nichts.
    »So?« murmelte der dritte Mann, ein plumper kleiner Techtnant, den seine kürzliche Beförderung einigermaßen zufriedengestellt hatte. »Die Maschine gibt sich also mit Blödsinn ab, wenn ich Sie recht verstehe?«
    »Ich wollte damit nicht sagen ...«
    »Natürlich nicht. Sie haben nur nicht nachgedacht. Die Maschine muß für das gesamte System denken, muß die großen Zusammenhänge im Auge haben. Wir sind dagegen nur unwesentliche Rädchen mit untergeordneten Teilaufgaben. Wenn die Maschine diesem seltsamen Wesen, dem Sternengott, Bedeutung beimißt, steht es uns nicht zu, ihre Motive in Zweifel zu ziehen.«
    Der Technikadett deutete ärgerlich auf den gewaltigen Sonnenglobus und rief: »Aber sehen Sie sich doch um! Wer könnte so etwas zum Erlöschen bringen, frage ich Sie!«
    Der Techtnant zuckte nur die Achseln, während der ältere Offizier erneut auf die Uhr blickte. »Vier Minuten«, sagte er.
    Die Anspannung der langen Wachperiode machte sich bei dem jungen Mann bemerkbar. Finster musterte er seine Instrumente und sagte: »Kein einziges Flackern! Keinerlei ungewöhnliche Eruptionen oder Verfärbungen. Wir sitzen nun bereits seit drei elenden Wochen hier draußen und haben bis jetzt nicht das Geringste festgestellt.«
    Der Technicaptain richtete sich auf. »Wir werden drei Jahre hier draußen aushalten, wenn die Maschine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher