Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht
Autoren: Mike Resnick
Vom Netzwerk:
PROLOG
     
    Sie wurde von einem dumpfen Pochen im Hinterkopf wach und versuchte, behutsam mit den Fingern danach zu tasten. Doch sie musste feststellen, dass sie ihre linke Hand nicht bewegen konnte.
    Was ist passiert? Sie war noch wie benebelt. Warum – kann ich nicht atmen?
    Ihr Mund war voller Dreck, und irgendein Instinkt veranlasste sie, den Kopf etwas zur Seite zu drehen, bevor sie durch die Nase einatmete.
    Wo bin ich?
    Dann, ganz langsam, dämmerte es ihr, und fast wünschte sie sich, die Erinnerung daran für immer verloren zu haben. Sie war unter den Trümmern einer Gruft unter dem Horus-Tempel verschüttet – in der ägyptischen Stadt Edfu. Etwas presste ihren linken Arm zu Boden, etwas, das größer als ein Stein war, aber kleiner als ein Felsblock.
    Waren ihre Beine auch eingeklemmt? Sie wusste es nicht. Sie konnte sie nicht spüren.
    Sie versuchte die Augen aufzuschlagen, um herauszufinden, ob es Licht in der Gruft gab. Ihr linkes Lid öffnete sich. Ringsum war es stockdunkel. Ihr rechtes Auge ließ sich nicht öffnen. Eine Träne hatte sich mit dem Staub vermischt und verklebte ihre Wimpern.
    Na schön. Keine Panik Kann ich meinen rechten Arm bewegen?
    Sie versuchte es. Es ging.
    Okay, den linken Arm bekomme ich nicht frei. Ist er gebrochen? Sind die Finger in Ordnung?
    Die Finger ließen sich bewegen.
    Was tue ich hier?
    Allmählich fiel ihr alles wieder ein: Set, der finstere ägyptische Gott, den sie versehentlich befreit hatte, der Kampf und schließlich seine Gefangennahme. Und dann, im Augenblick ihres Triumphes, der Zusammensturz des Tempels.
    Wie steht es mit dem Rest von mir? Kann ich mich herumdrehen, aufsetzen, irgendwie bewegen?
    Sie spannte ihre Muskeln an, machte sich bereit, es zu probieren … und der Schmerz in ihrem Kopf wurde so gewaltig, dass sie die Besinnung abermals verlor.
    Sie träumte, in einem riesigen Spinnennetz festzuhängen. Je heftiger sie sich zu befreien versuchte, desto weniger konnte sie sich rühren.
    »Ist da jemand?«
    O mein Gott, dachte sie, immer noch träumend, die Spinne spricht mit mir!
    Sie wand sich, versuchte sich zu befreien, aber sie konnte weder ihren linken Arm noch ihre Beine bewegen.
    »Wenn Sie da sind, rufen Sie!«
    Rufen und der Spinne verraten, wo ich bin? Für wie dumm hält die mich?
    »Halten Sie durch! Ich bin fast da!«
    Sie ist fast hier! Ich muss weg!
    Sie drehte sich verzweifelt, doch das Netz hielt sie fest.
    Sie hörte Geräusche. Stein kratzte über Stein, und die Luft war wieder von Staubwolken erfüllt. Dann fiel ein Lichtstrahl auf sie.
    Ihr Schädel begann abermals zu pochen. Die Finger ihrer rechten Hand nahmen eine Hand voll Staub auf.
    Du hast es hier nicht mit einer Ameise oder einer Fliege zu tun, Spinne. Ich bin Lara Croft, und ich habe nicht vor, kampflos zu sterben!
    Sie zwang ihr linkes Auge auf und sah eine Hand, die nach ihr griff. Das war verwirrend. Sie hätte schwören können, dass Spinnen keine Hände besaßen.
    Es musste ein Trick sein, etwas, mit dem die Spinne ihr Vertrauen gewinnen wollte. Sie wartete, bis die Hand der Spinne nur noch Zentimeter von ihr entfernt war, dann schleuderte sie den Staub dorthin, wo sie die Augen der Spinne vermutete.
    »Verdammt!«, fluchte die Spinne in perfektem Englisch. »Warum haben Sie das getan?«
    Sie versuchte die Worte »Weg mit dir, oder ich bring dich um!« hervorzukrächzen, aber ihr Mund war immer noch voll Dreck, und sie brachte nur ein schwaches Husten zustande.
    Zwei Hände begannen, das Geröll von ihr zu räumen.
    Das ist ein höchst seltsames Verhalten für eine Spinne.
    Plötzlich war das Gesicht der Spinne dem ihren ganz nahe. Es sah genauso aus wie das eines Menschen, eines sehr gut aussehenden noch dazu.
    »Sie sind jetzt in Sicherheit«, sagte es, während sie sich angehoben fühlte.
    Sie versuchte sich zu erinnern, ob Spinnen so gut lügen konnten – dann schwanden ihr die Sinne.
     

TEIL 1
    ÄGYPTEN
     
    1
     
    Dieses Mal gelang es ihr, beide Augen zu öffnen, und die grelle Helligkeit ihrer Umgebung blendete sie beinahe. Sie fragte sich, ob ihr linker Arm jetzt wohl funktionieren mochte. Sie schaffte es, ihn eine Idee zu bewegen, aber es war ein seltsames Gefühl. Sie richtete den Blick auf den Arm und sah zwei Schläuche, die damit verbunden waren. Das bedeutete etwas, aber ihr wollte nicht einfallen, was.
    Ihr Kopf schmerzte immer noch, und sie hatte Mühe, klar zu sehen. Sie versuchte mit den Zehen zu wackeln. Es fühlte sich an, als bewegten sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher