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Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
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geeinigt. Wir wissen, daß beide von Rom schwärmen, aber noch nie dort waren. Das soll sich ändern: Ihre Hochzeitsreise soll sie dort hinführen.«
    Mit diesen Worten überreichte sie ihrer Tochter Kitty ein Kuvert mit den Reiseunterlagen.
    Ihr Mann war sitzen geblieben. Der grauhaarige Schauspieler des Shakespeare-Theaters mit dem Bürstenhaarschnitt betrachtete das Geschehen mit versteinertem Gesichtsausdruck, die dunkel gefärbten Augenbrauen mißbilligend nach oben gezogen. Charles Wolseley war von Anfang an gegen die Verbindung seiner Tochter mit Coleen Dumbarton gewesen.
    Kitty fiel ihrer Mutter um den Hals und drückte Mrs. Dumbarton die Hand.
    »Danke«, sagte sie auch zu ihrem Vater. Als sie ihm einen Kuß auf die linke Wange drücken wollte, wandte er sich ab.
    »Ich habe damit nichts zu tun. Absolut nichts«, brummte er.
    »Trotzdem danke.«
    Die Musiker des Shakespeare Theaters spielten auf zum Tanz nach beschwingten Weisen aus der Zeit des Poeten.
    Der Bräutigam führte seine junge Frau auf die spiegelnde Tanzfläche und drehte sich mit ihr wirbelnd im Kreis, um sie anschließend in die Höhe zu heben, auf den Boden zurück gleiten zu lassen und ihr einen Kuß zu geben.
    Andere Paare folgten dem Beispiel und bewegten sich fröhlich zu der Musik, bis ein junger Mann, der mit seinem langen blonden Haar, aber auch in seinen Gesichtszügen der Braut zum Verwechseln ähnlich sah, auf die Tanzfläche stürzte. Er drängte sich zwischen das tanzende Brautpaar, ergriff die linke Hand des Bräutigams, faßte ihn mit der Rechten an der Hüfte und drehte sich mit ihm in immer schneller werdenden Bewegungen.
    Kitty starrte verblüfft auf die beiden Männer. Coleen versuchte sich von dem besessenen jungen Mann zu befreien, ohne ihn zu verletzen. Als ihm William Wolseley einen Kuß auf den Mund gab, stieß er ihn von sich und ging in Abwehrstellung, indem er beide Hände zu Fäusten ballte.
    »Das reicht, William!«, schrie sein Vater Charles Wolseley. »Du verläßt augenblicklich den Saal!«
    Entschuldigend wandte er sich an die übrigen Hochzeitsgäste: »Er ist Alkohol nicht gewöhnt. Es tut mir leid.«
    »Dir braucht gar nichts leid zu tun. Du hast eine Tochter, die perfekt nach deiner Musik tanzt, als Marionette im weißen Tüllkleidchen, und sich verbeugt, wenn du mit Pfundnoten winkst. Da ist kein Platz mehr für einen Freak wie mich. Die noble Familie mit dem Hofnarren. Ja, schaut nur, der Hofnarr bin ich. Und ich sag euch, was ihr nicht hören wollt. Euer verdammter Shakespeare war ein Monster, ein perverses Monster, ein Homosexueller wie ich, der …«
    Mit einem harten Schlag ins Gesicht streckte Charles Wolseley seinen Sohn zu Boden. Mrs. Wolseley kniete sich neben ihren Jungen und strich sanft über sein langes Haar.
    »Mein armer Junge«, sagte sie. »Mein armer Junge.«
    Kitty, die Braut, kümmerte sich ebenfalls um ihren kleinen Bruder. Sie wischte ihm mit einem weißen Tuch das Blut von der Nase.
    »Du hast ihn verletzt, Vater«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Ihr werdet nicht glücklich werden, du und dein Romeo«, stöhnte der auf dem Boden Liegende.
    »Wir werden sehen, William, wir werden sehen«, sagte die Braut.
    »Schafft den Narren fort!«, rief Mr. Wolseley und wischte mit einem Tuch Schweiß von seiner Stirn. Den Arm, den ihm seine Frau begütigend auf die Schulter gelegt hatte, entfernte er mit einer widerwilligen Geste. Seine Tochter betrachtete er mit kalten Augen, die schwarzen Brauen nach oben gezogen.
    William Wolseley rappelte sich hoch und wankte aus dem Saal, gefolgt von seiner Schwester und dem Bräutigam.
    William sog die frische Atemluft tief in seine Lungen, dann begann er hemmungslos zu weinen.
    Kitty legte ihren Kopf an seinen und zitierte, wie so oft in der Kindheit, aus »Romeo und Julia«: »So war, wie's scheint, Queen Mab im Traum bei Euch.«
    Coleen beteiligte sich an dem Spiel und fragte: »Frau Mab, wer mag das sein?«
    Darauf antwortete William Wolseley mit den Worten Shakespeares:
    »Als Amme hilft sie, die nicht größer als ein Stein,
    als Schmuck am Finger eines edlen Herrn,
    den Elfen bei den Mühen der Geburt,
    und fährt mit ihrer käfergroßen Kutsche
    den Männern, wenn sie schlafen, in die Nasen.
    Als Hexe legt sie sich des Nachts auf Mädchen,
    und knetet, drückt und reibt, bis diese wissen,
    was sie alsbald als Ehefrau erwartet.
    Als Nonne …«
    Lächelnd unterbrach ihn Coleen:
    »Queen Mab, Mercutio,
    du hast sie selbst erfunden.«
    Mit angstvoll
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