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Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
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Zweikampf mit ihm auch mein Leben. Er war ein hagerer, großer, oft düster blickender Mann, tadellos gekleidet, voll sprühender Energie. Seine grauen Augen – ich sehe sie noch heute vor mir – lagen tief in den Höhlen. Als ich Sie kennenlernte, Mr. Moriarty, erinnerten Sie mich sehr an ihn.«
    »Bis ich zu trinken begann.«
    »Ihr Vater hatte solche Ablenkungen nicht nötig.«
    »Wie starb er?«
    »So wie Dr.Watson das im ›Abenteuer seines letzten Falls‹ festgehalten hat. Der gute Watson gab dem Begriff Fall eine zweifache Bedeutung. Es war am 4. Mai 1891, als ich vom Schweizer Ort Meiringen zum Weiler Rosenlaui aufsteigen wollte. Der Wildbach an dem Reichenbachfall führte wegen der Schneeschmelze viel Wasser. Auf schmalem Pfad über dem tosenden Bach, der brüllend ins Tal stürzte, kam es zum Ringkampf mit Ihrem Vater, der sich an mich klammerte. Als ich mich freimachen konnte, verlor er das Gleichgewicht und stürzte in die Tiefe. Weitere Details erspare ich Ihnen und mir.«
     
    Ich war froh, daß mich der Detektiv auf dieser wichtigsten Reise meines Lebens begleitete, auf dieser Höllenfahrt in das Haus meines Vaters. Es war nie leicht gewesen, mit der Tatsache zu leben, daß mein Vater kriminell gewesen war. Das ist für einen Sohn nicht erfreulich. Aber das Wissen darum bleibt meist im Allgemeinen, im Abstrakten.
    Seit dem Tag jedoch, an dem mich Mr. Holmes in dieses furchtbare Haus am See begleitete, weiß ich, was die Hölle ist. Ich habe nun Gewißheit, daß mein Vater ein Teufel war.
    Das Haus lag lauernd am Berghang, wie um jederzeit unbarmherzig nach vorne, in die dunkle Bucht, vorstoßen zu können. Es wirkte unscheinbar, grau. Nur das gelegentliche Blinken in den Fenstern im ersten Stock, hervorgerufen durch Reflexionen von Sonnenstrahlen, die sich im See spiegelten, deutete die Gefahr an, die von ihm ausging. Es wirkte auf mich wie der Kopf einer Schlange, die seit Ewigkeiten auf ihr Opfer wartet, um es in einer Orgie der Gewalt zu lähmen, zu zerstückeln und zu verschlingen.
    Genau dieses Schicksal wäre mir beschieden gewesen, hätte ich das Innere des Gebäudes ohne meinen Begleiter aufgesucht. Ich hätte es, von dem was es enthielt, überwältigt, nie mehr verlassen können.
    Das Haus war voll Gift. Voll von ätzendem, heimtückischem Gift. Es beherbergte Gemälde, Bücher, Gegenstände, die ausschließlich mit Mord, Krankheit, Gemeinheit und widerwärtigster Perversion in Verbindung standen. Ein süßlicher Geruch der Verwesung lastete über allem.
    Meine Angst vor diesem Augenblick, vor dem Augenblick der Wahrheit, war berechtigt gewesen.
    Sogar der Detektiv war ob des Grauens verstummt. Das Blut war aus seinem Gesicht gewichen.
    Er reagierte erst wieder, als ich das einzige Objekt in diesem Haus, das so etwas wie Schönheit und Würde ausstrahlte, berühren wollte. Es war ein großes, offenes Uhrwerk aus Metall, mit Unruh, Unruhfeder und Ankerrad.
    »Lassen Sie die Hände davon!«, rief Sherlock Holmes heftig. »Sie ahnen nicht, was Sie damit anrichten können.«
    Erschrocken wich ich einen Schritt zurück. Dann erklärte mir der Detektiv, welche teuflische Erfindung er hinter dem Uhrwerk meines Vaters vermutete.
    Ich habe all dies in einem eigenen Manuskript festgehalten, aber bis heute nicht den Mut und die Kraft aufgebracht, es an die Öffentlichkeit zu bringen.
    Ich blieb stehen und starrte schweigend vor mich hin. Holmes mußte mich wie einen kleinen Jungen an der Hand aus diesem schrecklichen Gebäude ins Leben zurückführen.
    »Mein Gott«, sagte ich zu ihm. »Dieses Blut fließt auch in meinen Adern.«
    »Sie haben ja auch eine Mutter, und die war offenbar ein Engel«, sagte der Detektiv.
    Ich habe seit jener Stunde keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt.
     
    Stratford-on-Avon, England
    »Judy wird mir gehören, mit Haut und Haar. Das versichere ich dir, Bruder.«
    »Nett gemeint, Mark. Da haben aber auch andere ein Wort mitzureden.«
    »Und zwar?«
    »Ihr Verlobter und ich.«
    »Du willst mitreden, Zwerg?«
    »Ja. Auch ich interessiere mich für sie. Und nicht nur für ihre Haut und ihr Haar.«
    »Und was machst du mit ihm?«
    »Mit wem?«
    »Ihrem Verlobten?«
    »Sie ist eine Frau, und um eine Frau kann man werben. Man kann sie für sich gewinnen. Es gibt keine Tabus. Ein Wilderer hat schon manches Reh vor den Augen des Jägers aufgespießt.«
    »Vor meinen Augen spießt du Judy nicht auf, Chris!«
    »Entschuldigt, daß ich mich einmische«, sagte der Barmann zu den
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