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Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
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geweiteten Augen starrte William Wolseley seine Schwester an: »Ich habe Angst vor meinen eignen Worten. Ich fürchte, daß ein Unheil von den Sternen sich senkt auf mich und mein verflucht Geschick und mich befällt an dieses Abends Fest, mich dann verfolgt, erfaßt, erdrückt, erstickt, mich nicht mehr bei euch Freunden leben läßt.« 2
    »Beruhige dich, wir sind bei dir«, flüsterte Kitty ihrem Bruder zu.
     
    »Szenen wie die vorhin sind nicht wegzudenken aus einer Stadt des Theaters, in der der größte Dramatiker der Neuzeit lebte«, sagte Dr. Watson entschuldigend zu einem Mr. Reginald Cross, der mit seiner Gemahlin Margaret ihm gegenüber an der Festtafel saß.
    »So gesehen haben Sie nicht unrecht. Eine interessante Art, das turbulente Geschehen zu betrachten. Ich hoffe, Sie finden Zeit, tatsächlich ins Theater zu gehen.«
    »Das hätte ich gerne getan. Aber die Saison startet erst Mitte April.«
    »Natürlich. Doch die Proben haben begonnen. Ich kann Ihnen versichern, daß es durchaus Reiz hat, die Schauspieler beim Erarbeiten der Stücke zu beobachten. Ich bin am Theater tätig. Da läßt sich etwas machen.«
    »Welches Stück wird vorbereitet, Mr. Cross?«
    »Titus Andronicus. Kein angenehmes Stück, aber wunderbar inszeniert.«
    »Eine Aussage, die auf das Leben im Allgemeinen zutrifft«, philosophierte John Watson und schob ein löffelgroßes Stück Hochzeitstorte in seinen Mund.

 
     
KAPITEL 3
     
TITUS ANDRONICUS
     
     
    Doktor Watson bewohnte eine Suite im Shakespeare Memorial Hotel in Stratfords Chapel Street, einem Fachwerkgebäude aus der Tudorzeit. Seine Zimmer, mit der besonderen Attraktion eines offenen Kamins, trugen den Namen Hamlet.
    Kaum hatte sich Watson in dem Ohrensessel am Kamin niedergelassen und einen Whisky-Soda gemixt, überbrachte ein Page eine Nachricht.
    Jonathan Hall, der Stellvertreter des ermordeten Professors Wilcher, begrüßte ihn in Stratford-on-Avon und lud ihn für den nächsten Vormittag auf einen Sherry und ein Gespräch in das Gebäude des Shakespeare Resource Trusts ein.
    »Das sind fünf Minuten zu Fuß. Die Chapel Street, in der unser Hotel liegt, mündet in die Church Street, in der sich das Institutsgebäude befindet«, erklärte der Page.
     
    Der Shakespeare Resource Trust war in einem neugotisch-viktorianischen Gebäude, das einer Kirche ähnelte, untergebracht. In den hohen Bögen der farbigen Glasfenster wurden Szenen aus Shakespearestücken dargestellt. Abgestandene, viel zu warme Luft schlug Watson vom Eingang her entgegen.
    Der Portier begrüßte und begleitete ihn in den ersten Stock zu Mr. Halls Büro.
    Der untersetzte, etwa fünfundfünfzigjährige Jonathan Hall trug ein lila Hemd, eine dunkelblaue Krawatte und ein Tweed-Jackett mit runden Lederflecken an den Ellbogen zu einer hellen Hose. Der lebhaft gemusterte Teppich unter seinen Füßen fügte sich nahtlos in dieses Bild provinziellen Geschmacks. Glücklicherweise war der Sherry trocken und gut gekühlt.
    »Sie leben nun also in Tunbridge Wells, Doktor. Wie sehr ich diese Gegend liebe!«
    »Ja, ein wunderbarer Flecken Erde mit einem besonders milden Klima. Was man von Stratford nicht gerade behaupten kann.«
    »Der furchtbare Nebel!«
    »Ich denke mir, der Fluß ist die Ursache für die hohe Luftfeuchtigkeit. Stratford scheint sich jedoch nicht nur in dieser Hinsicht als gefährlicher Boden zu erweisen.«
    »Das ist der Grund, warum ich Sie hergebeten habe, Doktor. Von einem Logenbruder erfuhr ich, daß Sie im Mordfall Wilcher ermitteln.«
    »Ich mache«, erklärte Watson, »erste Beobachtungen im Auftrag eines guten Freundes, des Detektivs Sherlock Holmes.«
    »Ah, Mr. Holmes. Ich hoffe, ihn eines Tages persönlich kennenzulernen.«
    »Mr. Holmes und mir gegenüber wurde die Vermutung geäußert, daß hinter dem Verbrechen an Professor Wilcher eine Verschwörung steckt, mit dem Ziel, zu verschleiern, wer Shakespeare tatsächlich war. Aber, frage ich mich, warum soll der wahre Urheber der Werke Shakespeares unbekannt bleiben?«, meinte Watson.
    »Das ist Teil des Geheimnisses, das Professor Wilcher mit ins Grab nahm.«
    »Wen vermuten Sie als den eigentlichen Autor, Mr. Hall?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, daß William Shakespeare, der Mann aus Stratford, der als Schauspieler nach London ging, nicht der Verfasser der Dramen und der Gedichte ist, die ihm zugeschrieben werden. Er hatte nicht die nötige Bildung und Lebenserfahrung. Der Autor dieser Werke war ein Mann von profundem,
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