Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mittelpunkt Yvonne

Im Mittelpunkt Yvonne

Titel: Im Mittelpunkt Yvonne
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
1

    Ich öffnete die Tür mit der Aufschrift >B. cool Donald Lam, Privatdetektiv<. Die Namen der Teilhaber waren auf der Glasscheibe links unten angebracht, und rechts daneben stand: >Eingang hier<. Hinter B. Cool im Firmennamen unserer Detektei verbarg sich die hundertfünfundsechzig Pfund schwere Bertha Cool, die aber aus geschäftlichen Gründen nicht schon an der Eingangstür als >Bertha<, sondern nur mit >B.< Cool in Erscheinung treten wollte.
    »Leute, die in Schwierigkeiten stecken, wollen hier bei uns nicht mit einer Frau verhandeln«, erklärte sie bei jeder Gelegenheit. »Die wollen mit einem Mann zu tun haben, der abgebrüht ist, robust auftritt, richtig Kattun geben kann und, wenn die Situation es erfordert, auch aufs Ganze geht. Vor Weibsbildern ziehen sie die Fühler ein, die imponieren ihnen nur, wenn sie ihre Reize spielen lassen. Ich aber bin genauso robust und abgebrüht und packe ebenso hart zu wie der energischste Mann.
    Sie sollen nur zu mir kommen, dann werde ich Ihnen schon zeigen, wie ich den Dingen zu Leibe gehe, und die meisten Männer werden gegen mich wie Zierpüppchen wirken!«
    In der Tat, Bertha Cool hatte mit diesen Worten durchaus nicht übertrieben, denn sie war mit ihren hundertfünfundsechzig Pfund zäh und stabil und beim Verhandeln so borstig, wie eine Rolle Stacheldraht. Aber mit dem kleinen Dreh, dem >B.< an der Eingangstür, hatte sie trotzdem recht. So mancher Klient, der eine Unterredung mit dem Seniorchef unserer Detektei wünschte, wäre kopfscheu geworden, hätte er bereits auf dem Firmenschild den Namen einer Frau entdeckt.
    Schon als ich den Vorraum betrat, merkte ich, daß das Barometer auf Sturm stand. Die Empfangsdame wies stumm auf Bertha Cools Büro. Eine der Stenotypistinnen blinzelte mir zu und deutete mit dem Kopf ebenfalls auf das kleine Zimmer, an dessen Tür >B. Cool - Privat< stand. Auch die an einem Aktenschrank stehende junge Kontoristin drehte sich um, zeigte schelmisch lächelnd in dieselbe Richtung und verschwand wieder hinter den offenen Schranktüren.
    Ich grinste zum Zeichen, daß ich die Vorwarnung verstanden hatte, schritt aber erhobenen Hauptes auf die Tür mit dem Schild >Donald Lam - Privat< zu.
    Elsie Brand, meine Sekretärin, sah von ihrer Schreibmaschine auf, begrüßte mich und fragte: »Donald, haben Sie schon mit Bertha gesprochen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Na, da werden Sie nicht mehr lange zu warten brauchen«, prophezeite sie. Und kaum hatte sie das gesagt, als auch schon Berthas kräftige Hand ruckartig auf die Klinke drückte und die Tür so heftig aufstieß, als wollte sie sie aus den Angeln reißen. »Wo hast du denn so lange gesteckt, du Tagedieb?« rief sie. »Ich war weg«, antwortete ich.
    »Kann man wohl sagen, daß du >weg< warst!« tobte Bertha. »So weg, daß kein Mensch dich erreichen konnte! Dadurch ist uns vielleicht das größte Geschäft entgangen, das wir je in Aussicht hatten!«
    »Was für eins?« fragte ich trocken.
    »Erdöl!« Berthas habgierige kleine Augen funkelten mich feindselig an.
    »Setz dich erst mal hin, damit dein Blutdruck wieder sinkt«, forderte ich sie freundlich auf.
    Bertha Cool sah auf ihre Armbanduhr. »Er kommt um halb elf wieder.«
    »Dann haben wir ja das Geschäft noch nicht verloren«, stellte ich fest.
    »Das können wir erst behaupten, wenn er wieder hier ist.«
    »Wie heißt denn der Mann?«
    »Lawton C. Corning, kommt aus Texas.«
    »Hat er nach mir gefragt?«
    »Nein, nach mir«, erwiderte Bertha trotzig. »Jemand hat ihm unsere Firma als besonders leistungsfähig empfohlen, aber nachher hat er wohl Angst bekommen, ich könnte, weil ich eine Frau bin, zu weich und zu zaghaft sein, und deshalb will er auch noch mit dir reden. Also, ich weiß wirklich nicht, warum die Männer so schrecklich borniert sind und sich immer einbilden, nur sie allein könnten hartnäckig genug sein!
    Da brauche ich ja zum Beispiel bloß dich anzusehen. Jedes gewitzte Mädchen mit hübschen Beinen und Wespentaille kann dich wie Bindfaden um den Finger wickeln. Wiegst mit allem Zeug knapp hundertzwanzig Pfund und hast in deinem Leben noch keinen einzigen Boxkampf stehend beendet. Ich dagegen bin mit meinen ganzen hundertsechzig Pfund immer aggressiv und werde jedem gefährlich. Mich kann kein Mann beschwatzen, keine Frau kommt mit Schmeicheleien bei mir durch, und...«
    »Hundertsechzig? Hast du denn abgenommen?« unterbrach ich sie.
    Ihr Gesicht lief ein wenig rot an. »Jedenfalls werde ich bald
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher