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Sexualitaet mit Leib und Seele

Sexualitaet mit Leib und Seele

Titel: Sexualitaet mit Leib und Seele
Autoren: Irene Lang-Reeves
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in Hülle und Fülle gab, haben wir beim Essen keine besonders wirksame Bremse. Ein Schutz vor zu viel des Guten war nicht nötig, genauso wenig wie eine Bremse bei der Sexualität. Auf welche Reize sollte ein Jäger oder Bauer in grauer Vorzeit reagieren? Die unendlichen, verführerischen Freiheiten bis hin zu Pornos im Internet waren noch in weiter Zukunft. Es ist verständlich, wenn man alles Mögliche versucht, um dieses Reiz-Reaktions-Muster auszulösen, denn es garantiert den größten Spaßfaktor. Genießen Sie es in vollen Zügen, wenn es »Bling« macht! Aber genauso wie dauerndes fettes und süßes Essen die Gesundheit ruiniert, zerstört ein Übermaß, eine Gier nach reaktivem Sex die Beziehungsfähigkeit. Mit den ständigen Erwartungen an den erotischen Hype untergraben wir unsere Partnerschaften.
    Eine Sexualität, die sich allein aus Reiz-Reaktionen speist, wird zur Falle: kein Reiz = keine Lust = kein Sex. Wenn wir nur passiv darauf warten, dass es uns überkommt, warten wir oft lange. Nach ein paar Jahren kann der vertraute Partner aussehen wie ein Filmstar – reizen tut er uns nicht mehr wirklich. Wenn wir darauf bestehen, dass nur die spontane Lust die richtige Lust ist, und wenn wir versuchen, sie mit immer neuen Stimulierungen zu erzwingen, sind wir in einer Sackgasse gelandet.
    Die Abhängigkeit von Reizen wird der Lust zum Verhängnis.
    Zumindest der reaktiven Variante. Und die hat zudem ihre Schattenseiten. Sie kann so rauschhaft sein, dass der Partner nur Mittel zum Zweck ist, der Höhepunkt ein egoistisches kleines Glück. »Eigentlich onanieren wir nur gemeinsam« – Frauen äußern diese Bemerkung öfter, und die Unzufriedenheit, die sich darin ausdrückt, deutet darauf hin, dass sie sich mehr Verbindung wünschen. Männer sind meist leichter zufriedenzustellen, Hauptsache, es läuft überhaupt etwas. Für sie besteht guter partnerschaftlicher Sex darin, dass beide ihr Vergnügen haben und natürlich den Orgasmus anstreben. Aber es kommt nicht nur auf einen vielleicht sogar gleichzeitigen Höhepunkt an, sondern auf ein gemeinsames inniges Erleben.
    Wir sind soziale Wesen, und keine von Sexualhormonen ferngesteuerte Bio-Roboter. Für eine erfüllende Sexualität braucht es mehr als den Kick, es braucht ein gegenseitiges Sich-Wahrnehmen, ein Sich-anschauen-Können, ein Fühlen. Jeder, der nicht einfach nur Sex haben will, sondern dabei gemeint sein will, kennt diese Sehnsucht.
    Erotische Grundwärme oder
außergewöhnlicher Sex?
    Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, dass etwas schiefläuft, wenn Sie nicht wild aufeinander sind. Das ist kein Makel und kein Mangel. Hören Sie auf, dem außergewöhnlichen Sex nachzujagen, in Wirklichkeit wünschen Sie sich, den gewöhnlichen besser zu machen – indem Sie sich stärker aufeinander beziehen. Und das geht mit ruhigeren Varianten des Liebemachens viel besser.
    Dafür hat uns die Natur bestens ausgestattet, hat uns außer den Hormonen, die uns zu Zeugungs- und Seitensprungsex animieren, noch den Wunderstoff Oxytocin geschenkt, der für Liebe, Treue und ein zufriedenes Miteinander sorgt. Ob in unserer Partnerschaft eheliche Langeweile mit körperlicher Sendepause herrscht oder herzliche Verbundenheit, darauf können wir nämlich durch unsere Lebens- und Liebesweise Einfluss nehmen.
    Das Oxytocin wird bei Berührung produziert. Für den Sex ist seine Rolle allerdings etwas zwiespältig, denn es dämpft die Ausschüttung von Östrogen und Testosteron. »Wir ku scheln nur noch« – wenn Paare dies mit einem Seufzer sagen, ist davon auszugehen, dass sie sich der harmonisierenden Wirkung des Liebeshormons ergeben haben. Das muss nicht sein. Sie können zwar nicht gegen ihre Hormone arbeiten, aber gestaltend mit ihnen.
    Oxytocin reizt nicht, es verführt eher sanft. Es löst keine starke Anfangserregung aus, sondern erzeugt eher ein Hingezogensein zum Partner, ein feines energetisches inneres Ja. Man kann diesen zarten Lockruf überhören, vor allem, wenn man nur die Pauken und Fanfaren einer reaktiven Sexualität gewöhnt ist. Mit der Vorstellung »Das ist kein richtiger Sex«, wenn man nicht schon hocherregt ist, bevor man sich anfasst, blockiert man den Einstieg. Und dann landet man tatsächlich beim Kuscheln als letztem gemeinsamen Nenner zum Austausch von Zärtlichkeiten.
    In einer Beziehung ist man selten völlig ausgehungert. Von daher ist es normal, dass der Appetit erst mit dem Essen kommt. Das Liebesspiel ohne starke Erregung zu
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