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Sexualitaet mit Leib und Seele

Sexualitaet mit Leib und Seele

Titel: Sexualitaet mit Leib und Seele
Autoren: Irene Lang-Reeves
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verwünschen hingegen manchmal ihre Lust, die sie nicht leben können, weil die Partnerin sie nicht teilt. Und Männer, die nicht so wild auf Sex sind, leiden an der Vorstellung, kein »richtiger Kerl« zu sein.
    Es gibt durchaus Beziehungen, in denen die Frau häufiger Sex haben möchte als der Mann – die Sexualhormone sind in jeder Paardynamik nur ein einziger Faktor. Aber meistens will der Mann öfter. Es treibt ihn, es drängt, es macht Spaß, warum nur zickt sie so herum? Damit eine längerfristige Bindung zwischen zwei Lebewesen, die so unterschiedlich sind wie Frauen und Männer, überhaupt funktionieren kann, gibt es noch eine weitere Belohnung.
    Glück und Frieden statt Sturm und Drang
    Wenn ein Paar einige Zeit zusammen ist und genügend Zeit gemeinsam im Bett verbringt, dann tritt ein weiteres Hormon vermehrt auf den Plan – Oxytocin, das Kuschelhormon. Unsere Belohnung Nummer drei.
    Testosteron und Östrogen bewirken Begehren und heißen Sex, Oxytocin macht uns zufrieden – nicht von ungefähr wird es auch Bindungs- oder Treuehormon genannt. Es wird beim Orgasmus von Frau und Mann in großen Mengen ausgeschüttet, auch beim Stillen sowie bei jeglichem Körperkontakt. Es beruhigt, senkt den Blutdruck, baut Stresshormone ab, macht uns gelassen und sanftmütig. Es festigt die Beziehung zu Partnern und Kindern über Berührungen und Zärtlichkeiten.
    Mit der Dauer der Beziehung verändert sich unvermeidlich das Verhältnis der Hormone. Was man als eheliche Langeweile fürchtet, ist eigentlich nur eine Verschiebung von Aufregung zu Befriedigung. Wir sollen gar nicht dauernd scharf aufeinander sein, sondern eher glücklich in einer vertrauensvollen Partnerschaft, weil das die beste Voraussetzung dafür ist, zusammenzubleiben und unsere Kinder gesund und psychisch stabil aufzuziehen. Oxytocin dämpft deshalb Östrogen und Testosteron und winkt alternativ mit einem Treue bonus. Die Sexualhormone fördern nämlich bekanntermaßen bei beiden Geschlechtern die Neigung zum Seitensprung.
    Tendenziell ist die Spezies Mensch eher monogam ausgerichtet – weil die Kinder beide Elternteile lange brauchen. Doch Fremdgehen bringt sowohl Mann als auch Frau evolutionär gesehen »Gewinn«: ihm zusätzliche Fortpflanzungschancen mit minimalem Einsatz, ihr die Aussicht, bessere Gene zu shoppen – solange der Partner nichts davon erfährt. Dass diese Betrachtungsweise heutzutage absurd ist, bedarf keiner Erklärung. Aber sie kann uns helfen, die Versuchung zum Techtelmechtel zu verstehen. Und auch, warum Männer eifersüchtig beim leisesten Verdacht reagieren, die Partnerin könnte aushäusig geworden sein – schließlich reicht ein einziges Mal, um ein Kuckuckskind im Nest zu haben. Am höchsten ist die Neigung zur Untreue bei Frauen tatsächlich dann, wenn das Östrogen die Oberhand hat, also um den Eisprung herum. Die Hormone haben große Macht darüber, was uns zieht und treibt und bewegt, und man kann viel mit ihnen erklären – entschuldigen aber nicht, denn entscheiden können wir immer noch anders.
    Sinkflug der Hormone
    Menschen jenseits der fünfundvierzig waren über weite Strecken der Menschheitsgeschichte eher die Ausnahme als die Regel. Das Leben war hart, und gestorben wurde jung. Fortpflanzung machte – und damit Sex – bereits ab vierzig nicht mehr viel Sinn, weil man keine Zeit mehr haben würde, seine Kinder aufzuziehen.
    Entsprechend setzt ein Sinkflug der Hormone ein: Frauen erleben mit den Wechseljahren eine dramatische Veränderung – mit dem Lustmacher und Orgasmusintensivierer Östrogen geht es jäh bergab. Leider. Nicht wenige schließen das Kapitel Sex ab, weil sie kein Verlangen mehr danach verspüren. Andere entdecken eine neue Lust. Das Östrogen ist zwar so gut wie weg, dafür überwiegt im Verhältnis das Testosteron. Viele Frauen wissen jetzt eher, was sie wollen, und sind sogar aktiver als früher. Dem einen oder anderen Partner kann das auch Schwierigkeiten bereiten.
    Bei den Männern sinkt das Testosteron weniger schnell ab, aber es sinkt. Oft führen sie einen langen, harten Kampf, den sie nur verlieren können, wenn sie meinen, es mit sechzig noch dreimal hintereinander bringen zu müssen: »Mit zwanzig ging das doch auch!« Männer koppeln ihren Selbstwert vielfach so stark an ihre Potenz, dass der langsame Verlust der vollen Leistungsfähigkeit einem Weltuntergang gleichkommt. Manche greifen in diesen Fällen zu Viagra, um ihre Partnerin ganz stolz mit einer harten Erektion zu
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