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100 Bauernregeln

100 Bauernregeln

Titel: 100 Bauernregeln
Autoren: Jurik Mueller
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Faszination Bauernregeln – von Aristoteles bis zum Satellitenfilm
    Mehr als 2300 Jahre sind vergangen, seit der griechische Philosoph Aristoteles zwischen polaren und äquatorialen Winden unterschied. Sehr ausführlich setzte er sich mit acht Hauptwindtypen auseinander. Gemäß der alten Bauernregel »Ander’ Wind – ander’ Wetter« beschrieb er das atmosphärische Geschehen, das der jeweilige Windtyp zur Folge hat. Der noch heute in Athen stehende Turm der Winde erinnert an diese große wissenschaftliche Leistung. Von Aristoteles stammt auch der Spruch »Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel anders setzen«, der in der Gegenwart auch im übertragenen Sinn gern in Wirtschaft und Politik zitiert wird.
    Noch heute, im Zeitalter leistungsstarker Computer und Wettersatelliten, lebt im Volk, insbesondere bei der älteren Generation, eine Vielzahl gereimter Sprüche fort, die sich auf die Vorhersage des Wetters und auf das vom Wetter abhängige Gedeihen der Feldfrüchte beziehen: die Bauernregeln. Diese von Sprachwissenschaftlern zu den Sprichwörtern gezählten Weisheiten sind zum Teil schon in der Antike entstanden. Sie resultieren aus dem Erfahrungsschatz vieler Generationen, die das Wetter und die Natur im Jahresverlauf genau beobachteten und daraus ihre Schlüsse zogen.
Wertvolles Wissen aus alter Zeit
    Besonders während der jährlichen Wiedergeburt der Natur ließ früher der Bauer sorgenvoll seinen Blick zum Himmel schweifen, bewegt von der Frage, wie es wohl in den folgenden Monaten um sein Heu und Korn, schlechthin um seine Ernte bestellt sein würde. Aber auch nach Einbringen der Feldfrüchte bereitete der bevorstehende Winter dem Landmann oft Unbehagen. Waren die Speicher für Mensch und Tier ausreichend gefüllt? Wie wird es den Wintersaaten ergehen? Sensibilisiert für Erscheinungen in der Natur, gaben ihm bestimmte Anzeichen oder Besonderheiten im Wettergeschehen und in der Pflanzen- und Tierwelt eine Antwort darauf.
    Bereits vor Hunderten und Tausenden von Jahren war die Landbevölkerung gezwungen, sich intensiv mit dem Wetter und der Witterung sowie deren Auswirkungen auf Wachstum und Ertrag der angebauten Nutzpflanzen zu befassen. In der Dorfgemeinschaft tauschte man sein Wissen aus, die Jungen lernten von den Alten. Ob sie ihre Kenntnisse, sofern sie des Schreibens kundig waren, in spröden Worten und kurzer Form irgendwann einmal zu Papier gebracht haben oder diese von Mönchen niederschreiben ließen, ist dabei nicht von Bedeutung. Bereits das älteste meteorologische Druckwerk in deutscher Sprache, das »Wetterbüchlein« von Reynmann, das 1505 erschien, enthält viele Beispiele für Bauernregeln. Im umfangreichen Schatz der alten Bauernregelnfinden wir neben wertvollen Erfahrungen auch viel Unsinn und Aberglauben. Mit der Technik und dem Wissen von heute können wir deutlicher zwischen beidem unterscheiden.
Der Hundertjährige Kalender
    Man schrieb das Jahr 1652, als ein Mann sich daranmachte, das Wetter im fränkischen Raum zu dokumentieren. Es handelt sich um den Abt des Zisterzienserklosters Langheim bei Lichtenfels, Mauritius Knauer. Der Sohn eines Bauern war ein eifriger Anhänger der Astrologie des Ptolemäus, insbesondere aber ein glühender Verfechter der Lehre vom Jahresregiment der Planeten. Er wollte die Landwirtschaft seines Klosters, die ihm sehr am Herzen lag, auf Vordermann bringen. Sie hatte im und nach dem Dreißigjährigen Krieg schwer gelitten. Viele Fragen bewegten den wissenshungrigen Abt: Wie optimiere ich den Ernteertrag? Wie groß muss der Futtervorrat für den Winter sein? Zu welchem Termin ist die Frühjahrsbestellung in Angriff zu nehmen? Und muss mit einem nassen oder trockenen Sommer gerechnet werden? Um Anhaltspunkte für seine Planungen zu erhalten, begann er im März 1652, das Wetter regelmäßig zu beobachten. Er ging davon aus, dass jeder der damals bekannten sieben Planeten (fälschlicherweise zählte man Mond und Sonne dazu) jeweils für ein Jahr alle irdischen Vorgänge, so auch das Wetter, bestimmt. Insofern verwundert es nicht, dass er nach genau sieben Jahren, im März 1659, sein Wettertagebuch beendete. Nach Ablauf dieser Periode müsste sich aus seiner Sicht der für jeden Planeten typische Wetterablauf wiederholen.

    Ernteregeln waren früher enorm wichtig für die Bauern. Viele beachten sie heute noch – trotz modernen Wetterberichts.
    Gegen Ende des 17. Jahrhunderts gelangte eine Abschrift der Aufzeichnungen von Mauritius
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